Manchmal fragt man sich schon: Ist die deutsche Sprache denn wirklich so schwierig, gerade auch für Muttersprachler? Oder weshalb liest man so viele Ausdrücke, die ganz einfach falsch sind. Auch wenn manches ziemlich witzig klingt.
Titel: «Ein Job, der viel Musse und Hingabe erfordert.» Also ein Schoggijob: Im Liegestuhl der Musse frönen, vielleicht dazu noch ein Buch lesen – diese Musse, die da eingefordert wird, die können andere höchstens in den Ferien geniessen. Aber halt: Im Text geht es nicht um «Ferientechniker», sondern um eine Winzerin. Die benötigt allerdings statt Musse eher Energie und Ausdauer. Jä nu. Ist halt etwas ungenau ausgedrückt. Die Lesenden werden es schon begreifen. Vielleicht sollte einfach betont werden, dass die Frau vieles tun muss.
Auch ein Politiker kämpft mit viel Musse gegen das Artensterben. Zuerst dachte ich, es müsse wohl «Masse» heissen. Aber nein, übergewichtig ist dieser Mann nicht. Da möchte man ihm doch raten, etwas weniger Musse einzusetzen und dafür etwas mehr Elan. Dann klappt es vielleicht besser mit dem Naturschutz.
Geht aber noch weiter mit der Winzerin: «Sie steht schon lange auf den Beinen.» Gut, man kann schon lange auf den Beinen sein. Dass man darauf steht, ist ja eigentlich klar. Ausser man sei eine Artistin. Und noch mehr: «Die Sommerferien muss sie während der Saison hintenan stellen.» Wahrscheinlich nimmt sie ihre Sommerferien im Winter. Noch ein Zitat? «Ihr Vater unterstützt sie in ihrem täglichen Treiben rund um die Rebstöcke». Was treiben die zwei da wohl? Oder arbeiten sie vielleicht?
«Kampf knallvoll eröffnet» ist ein weiterer Titel, der stutzig macht. Nein, es geht nicht um einen Schiesswettbewerb, es geht um eine Behördenwahl. Und geknallt hat es auch nicht, wurde im Text jedenfalls nicht erwähnt. Auch der Saal ist bei der Informationsveranstaltung nicht knallvoll gewesen und die Wahlurnen später auch nicht. Ja, was hat dann geknallt? Das weiss nur der Journalist – oder vielleicht nicht mal der.
Gehen wir weg von der Aktualität: «Die junge, aufstrebende Sängerin blickt in eine glorreiche Zukunft.» Meist blickt ein Künstler, eine Künstlerin ja auf eine glorreiche Zeit mit Glanz und Gloria zurück. Aber seien wir grosszügig mit der Newcomerin. Vielleicht erreicht sie ja wirklich mal viel. Zumal sie von Seiten ihrer Familie viel «Schattenwind» erhält. Heisst wohl, sie segelt bei ihren Anfängen noch im Windschatten ihrer Familie, die ihr viel Rückenwind gibt. Ist halt so eine Sache mit diesen Winden und ihren Schatten. Mit der glorreichen Zukunft übrigens auch.
Ein lieber Freund hat neue Informationen über Harvey Weinstein gelesen. Das ist der, der bei jungen aufstrebenden Schauspielerinnen, auch solchen ohne glorreiche Zukunft, seine Hände und anderes nicht bei sich halten konnte. Titel: «Harvey Weinstein untergeht Not-Operation». Wer oder was da untergeht, ist nicht ganz klar. Der Sexgrüsel oder die Operation? Dass er beim Eingriff untergegangen ist, wäre doch eine zweite Schlagzeile wert gewesen.