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Wenn Katastrophen und Kriege näher rücken

Es ist auf den ersten Blick ein kleines Ereignis. Im Vergleich zu den Gross-Katastrophen, den Kriegen in der Ukraine, im Nahen Osten, mit denen wir tagtäglich konfrontiert werden. Dennoch: Es macht deutlich, was auf uns zukommen, uns widerfahren kann. Ich sitze am letzten Sonntag im Zug nach Stuttgart, als nach Singen sich der Zugbegleiter meldet: «Sie befinden sich in einem Extrazug, der den Fahrplanmässigen ersetzt, deshalb müssen sie in Böblingen, wenn sie nach Stuttgart wollen, in die S-Bahn umsteigen.» Und weiter: «Der Grund: Die Züge werden in Wien gewartet. Und weil Wien stark vom aktuellen Unwetter betroffen ist, können die Züge nicht zeitgerecht in Wien wieder einsatzbereit gemacht werden.» Ich stutze. Warum in Wien? Ich fragte bei der Deutschen Bahn DB und bei den SBB nach. Stimmt das?

Tatsächlich. Die DB ist so europäisch verwoben, dass hunderte von Bahn-Kilometern in Kauf genommen werden, um das Rollmaterial fit zu halten. Die Bilder von den gigantischen Unwettern im Osten Österreichs, in Tschechien, in Polen sind mir noch sehr präsent. Auch das Gefühl, bei weitem nicht so gefährdet zu sein, wie die Menschen in dieser Gegend im Osten von Europa, macht sich bei mir breit. Beim Grübeln aber tauchen vor meinem inneren Auge plötzlich TV-Bilder von Brienz im Berner Oberland auf. Ein Murgang, der den Friedhof samt den Gräbern mitriss und in den Brienzersee ergoss. Und die Erkenntnis daraus: Auch wir sind immer mehr betroffen.

Und da lese ich in der NZZ, was Georg Häsler, der wohl kompetenteste Sicherheitsexperte unter den Journalisten in der Schweiz, fordert: «Ein gemeinsames Korps für die Luftverteidigung und den Bevölkerungsschutz.» Lese ich richtig? Ein ganzes Korps mit Tausenden von AdA’s, von Angehörigen der Armee. Die Schweiz investiere jährlich 2,9 Milliarden Franken in den Schutz vor Naturgefahren. Niemand stelle diese Ausgaben ernsthaft infrage. Es gehe um das Leben der Bergbevölkerung, die Sicherheit der Alpentransversalen und den Tourismus. Bei der Armee aber würden alle zögern. Höhere Ausgaben für die Armee seien aber zwingend.  Und selbst ein Nato-Beitritt, zumindest eine partielle Eingliederung ins westliche Verteidigungsbündnis, stellt Häsler nicht in Abrede. Im Gegenteil. Selbst die immerwährende Neutralität ist für ihn nicht tabu. Im Gegenteil. Das sind neue Töne aus der Falkenstrasse.

Tatsächlich. Die Schweiz braucht dringend eine ganzheitliche Sicherheits-politik. Sie muss aber weit mehr als nur die Armee und den Bevölkerungsschutz umfassen. Zu ihr gehören genauso und gleichberechtigt die Aussenpolitik, mit ihr gekoppelt die Entwicklungshilfe, die Wirtschafts- und Welthandelspolitik, eine nach innen sorgsam durchdachte, auch ausgewogene Sozial-und Bildungspolitik und nicht zuletzt einen humanen Umgang mit der Migration. Und das alles mit geregelten Finanzen. Verfolgte man in der letzten Woche die Medienauftritte des Bundesrates, die Debatten im National- und Ständerat kommen mehr als Zweifel auf. Der Bundesrat setzt auf Experten, statt selbst das Zepter in die Hand zu nehmen, neue, innovative Wege aufzuzeigen. Nicht anders das Parlament. Alles wird einzeln betrachtet, emotional debattiert, ohne klare Ziele zu definieren. Die Armee soll Milliarden mehr erhalten, aber zur Finanzierung haben die Bundes-Politikerinnen und -Politiker keine Lösung parat. Dafür werden heftige, gehässige Auseinandersetzungen angezettelt und stehen im Mittelpunkt. SP-Nationalrat Fabian Molina bezeichnet die Schweizer Armee als «Trachtenverein». SVP-Kontrahent Mauro Tuena reagiert empört, verlangt eine Entschuldigung. Molina doppelt nach: «Von der SVP lasse ich mir nichts sagen».

2027-28 erhält die Armee 36 F35 Top-Kampfjet für 6 Mia. Franken, den modernsten Jet auf dem Markt. Ein Kampfjet aber auch, der A-Waffen tragen kann und sich bestens in eine Verteidigungs-Strategie der Nato eingliedern lässt. Und eines vorwegnimmt: die Kooperation mit der Nato. Strategisch weit besser wäre es gewesen, wenn die Schweiz ein Iron Dome (deutsch Eiserne Kuppel), ein Boden gestütztes Luftabwehr-System beschafft hätte. Ein Abwehr-System, mit dem sich Israel tagtäglich erfolgreich gegen die Raketen, Artillerie- und Mörsergranaten der Hamas und der Hisbollah schützt.

Der Nationalrat unter Führung der SVP, neu auch der FDP, will den Familiennachzug in der Migrationspolitik kippen, der Ständerat korrigiert, spürt doch noch, dass unser Land eine lange humanitäre Tradition mehr als zu wahren hat. Im Ukraine-Krieg steht die Schweiz an der Seitenlinie, selbst humanitäre Hilfe zu leisten ist nicht mehr selbstverständlich. Bedenken statt Handeln, eine mögliche Neutralitätsverletzung zu begehen, wird zur bequemen Ausrede.

Mir scheint, die Schweizer Politik hat zunehmend die Sicht auf die Zukunft verloren. Es drohen neue Gefahren: In Deutschland neigen AfD und BSW in Richtung Moskau, verzichten zunehmend auf die Westbindung mit den USA. Und Putin ist nicht zu bremsen. Was, wenn die Ukraine nicht mehr halten kann, wenn die militärischen Dämme im Osten der Ukraine brechen. Dann wird sich ein Flüchtlingsstrom Richtung Westen bewegen. Wir werden dann nicht mehr emotional über den Familiennachzug diskutieren, sondern versuchen, den Flüchtlingsstrom irgendwie zu bewältigen und uns fragen: Warum haben wir die Ukraine im Stich gelassen. Und die 36 F35 Kampfjets werden, wenn sie 2028 endlich geliefert werden, möglicherweise zu spät zur Verfügung stehen.

Ja, wir sind betroffen von Katastrophen, Kriegen und nicht nur im Extra-Zug nach Stuttgart.

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7 Kommentare

  1. Herr Schaller, das Limit ist erreicht. Wir alle sitzen im Extrazug ohne Zukunft. Denn der Zug fährt ohne Führung, ohne Ziel, bald ohne Strom ohne Licht(blick), bald ohne Zeit, denn der Zug fährt immer schneller ins Nichts.
    Es ist klar, was auf dem Tisch liegt: Kapitalismus und Ökonomie wären an sich nichts Schlechtes, wenn wir Privilegierten unseren Reichtum mit ärmeren Menschen teilen würden. Bis jetzt tun wir das nur marginal. Obendrauf kommt nun noch der Klimawandel. Ein gut hör- barer Teil unserer jüngeren Artgenossen – die sogenannten Klimaaktivisten von Fridays for Future – bangt um seine Zukunft und verlangt Lösungen zur Bewältigung dieser Klimakrise. Keine Panik, auch diese Bewegung halten wir aus, die nächste Antiklimastimmung kommt bestimmt. Wir «Wohlständler:innen» wollen nicht zurück zu einem bescheideneren Lebensstil. Im Gegenteil! Wir sind berechtigt, von unseren eigens geschaffenen Errungenschaften zu profitieren. Wer spricht denn da von Habgier und Eigennutz? Aber weltweit steigen die Reperationskosten, um die Folgen der Klimakrise zu meistern und die Spannungen zwischen dem Ressourcen verschlingenden Norden und dem globalen Süden, den die Klimaveränderung besonders trifft, nehmen weiter zu. Unser Wirtschaftssystem verlangt immer mehr Wachstum, das einerseits unseren Planeten spürbar belastet und andererseits mit grosser Ungleichheit einhergeht. Nicht alle bekommen gleich viel vom Kuchen und wir greifen für unseren Wohlstand auf billige Arbeitskräfte und Rohstoffe von andernorts zurück. Der Norden lebt immer noch imperial! Seit Jahrzehnten wissen wir um die vielfältigen Missstände, aber mit einer unbeschreiblichen Ignoranz machen wir weiter und tun so, als ob nichts geschehen würde. Aufrufe zum Verzicht verhallen, denn Verzicht bedeutet in vieler Augen, uns etwas wegzunehmen. Auch eine ressourcenschonendere grüne Wirtschaft kostet, verbraucht zu viele Rohstoffe und Energie. Die Politik betreibt den ökologischen Umbau zu wenig ernsthaft. Die wirtschaftlichen und politischen Eliten sagen, wir müssen den Gürtel enger schnallen, meinen aber nicht sich selbst. Die Ängste um unseren Wohlstand schaffen die Bühne für Populisten und stärken die extreme Rechte. Und obwohl das alles offen liegt, diskutieren wir immer noch viel zu wenig über die Folgen von Macht und Ungleichheit. Demokratie heisst auch, andere Menschen zu unterstützen und insbesondere das Gemeinwohl zu stärken, auch das globale. Wir brauchen eine Politik, die von den mächtigen Wirtschaftsinteressenten mutig Einschränkungen fordert. Und wir alle sind definitiv gefordert, unser Verbrauchsverhalten zu ändern.

  2. Keine Panik auf der Titanic, Boomer: Nachrichten vergiften dich. Denn Nachrichten bedeutet etwas nachzurichten. Das sagt doch alles. Die Meldung wird zum Bericht und der wird passend – je nach Couleur – nachgerichtet.

    1. Politiker:
    Die haben keine Ahnung. Ausser vor Abstimmungen. Dann haben Politiker so viel Ahnung wie sie benötigen, um ein Abstimmungsresultat zu beeinflussen. «Es gibt drei Arten von Lügen», pflegte der amerikanische Autor Mark Twain gerne zu sagen: «Lügen, verdammte Lügen und Statistiken.»

    2. Altersvorsorge und KK:
    Bei sämtlichen Vorlagen bezüglich der Altersvorsorge geht es immer nur um Leistungsabbau und Gewinnmaximierung für die Finanzwirtschaft. Das kann man ganz leicht auch daran erkennen, dass die Freisinnigen immer dafür ist. Politiker sehen Sparpotential; auch die Bürger in der Pflicht, runder Tisch, etc. «Die gesamte Branche ist aufgefordert, rasch umsetzbare Kostensenkungsmassnahmen zu machen». Alles abgelatschte Phrasen, alle Jahre dasselbe, und alle Jahre gehen die KK-Prämien wieder in die Höhe.

    3. Umwelt:
    Umweltschutz ist ein Euphemismus für mehr Steuern, Abgaben, teureres Benzin und steigende Heizungskosten. «Bio» ist ein teureres Produkt = In der Marketingsprache nennt man das «der Idiotenaufschlag» für Endkonsumenten. Grün ist die neue Kirche für die angstgesteuerte Mainstreamgesellschaft, damit sie etwas glauben können. Ein Bedürfnis vor allem in unsicheren & stressigen Zeiten.

    4. Der Westen hat fertig:
    Früher hiess es: «The West aginst the rest» heute heisst es: «United West, divided from the rest». Die USA/EU will den Aufstieg Chinas und den Wohlstand 1.4 Milliarden Menschen um jeden Preis verhindern und nennt sich aber eine Demokratie. China hat nichts Böses getan, ausser ein kommunistisches Land zu sein. Aber die USA/EU schwingt die Demokratie Fahne wie wir es damals mit der Bibel gemacht haben, um unsere Ideen, unsere «Werte» den anderen zu erzwingen. Und das sollen wir als Errungenschaft feiern?

    5. Mein Fazit: Manchmal schmiere ich meinen ganzen Körper mit Vaseline ein und rutsche im Haus herum und versuche, eine Schnecke zu sein. In diesem Sinne wünsche ich einen schönen Herbst.

  3. Ups, da bin ich wohl nicht die Einzige die bei seniorweb.ch ab und zu emotional wird.
    Die Zukunftsaussichten von Anton Schaller über die Zunahme bevorstehender Kriege und Katastrophen und dem «Fehlerkatalog» von Herrn von Rohr über ausufernden Kapitalismus und falsch verstandene Ökonomie unserer Politik, sind nicht neu, sie folgen dem Dogma unserer Zeit: Zuerst kommt der Profit und das männliche Ego. Und doch, man kann diese Tatsachen nicht genug öffentlich aussprechen.

    Nach der letzten Abstimmung vom 22. September und die von Volk und Ständen abgelehnten Biodiversitätsinitiative bei 45 %Stimmbeteiligung, entsteht der Eindruck, dass die Menschen sich nicht bewusst sind, wie schlimm es wirklich um unsere Umwelt und damit auch um uns steht. Der Bundesrat ist kein gutes Vorbild; er foutiert sich um die Einhaltung der versprochenen Klimaziele und handelt nicht genügend und zu langsam, um den schädlichen Folgen des Klimawandels entgegen zu wirken. Mit der Annahme der Biodiversitätsinitiative wäre ein mittel- und langfristiger politischer und ökonomischer Handlungsrahmen per Gesetz geschaffen worden, um unsere zukünftigen Lebensgrundlagen weiterhin zu sichern.

    Seit Beginn der Industrialisierung hat der Mensch die Natur ausgebeutet, geschädigt oder zerstört. Es braucht jedoch ein gesundes Gleichgewicht von geben und nehmen wenn Vögel, Insekten und viele andere Tiere weiterhin die Produktion unserer Nahrungsmittel ermöglichen und den Erhalt unserer intakten Landschaften erhalten sollen. Viele Tierarten sind durch unsere Schuld bereits ausgestorben oder davon bedroht und trotzdem macht die Politik nicht vorwärts. Im Gegenteil, der Bund richtet jedes Jahr Millionen an Subventionen an Landwirtschaftsbetriebe aus, die ungeniert mit schädlichen Insektiziden weiter arbeiten und damit die Böden und die Gewässer weiter belasten und mit Monokulturen die Artenvielfalt zerstören. Alternativen gäbe es allemal, man müsste sie nur mit Nachdruck fördern und umsetzen.
    BR Rösti will jetzt allen ernstes die Autobahnen ausbauen und schreckt auch vor neuen teuren Atomkraftwerken und ohne Müllentsorgungsplan nicht zurück. Beim Budget sparen unsere Politiker am meisten bei den Kindertageskrippen, am wenigsten bei der Armee. Wie glaubwürdig ist die Schweizerische Sozialdemokratie und unsere Politik noch?
    Ein arroganter Vertreter der Russischen Föderation der BRICS-Staaten, eine wachsende Staatengemeinschaft, die die westlichen Werte nicht anerkennt, meinte in einer Deutschen TV-Doku genüsslich, der ehemals mächtige reiche Westen gehöre politisch und wirtschaftlich der Vergangenheit an. Er könnte recht bekommen, wenn wir nicht endlich aus den Puschen kommen und mit den Ländern Europas die Demokratie stärken und nach ihren Grundsätzen handeln.

  4. Dieser Alterspessimismus, diese genüsslich zelebrierten Katastrophenszenarien jeglicher Art , diese schiere, alternativlose Weltuntergangsstimmung der Herren Schaller, von Rotz oder die ewig gleiche rot-grüne Leier meiner altbekannten, liebevollen politischen Feindin, Regula Mosimann, gehen mir derart auf den Sack, dass ich allen zurufen möchte, versteht doch endlich unsere Demokratie, die eben bestimmt wird – wie weiland Max Weber schon meinte – «durch starkes, langsames Bohren von harten Brettern mit Augenmass und Leidenschaft», wobei bekanntlich Interessengruppen von links bis rechts daran beteiligt sind, so dass die Entscheidungsfindung – je nach politischer Sichtweise – nicht schnell genug erfolgt.
    Für SeniorInnen übrigens auch sehr empfehlenswert, das von Peter Schibli in diesem Newsletter präsentierte Buch von Ueli Tobler, Optimismus im Alter, das mir als wertvolle Alternative zum heute leider gängigen Katastrophen- und Weltuntergangsjournalismus erscheint.

    • Es tut mir leid für Ihren Sack! Leider habe ich Anton Schaller noch nicht persönlich kennengelernt, aber ich bin überzeugt, dass er, wie ich auch, dem Alterspessimismus nicht verfallen ist. Seine und auch meine Kommentare sind lediglich Fakten, interpretiert aus einer der Realität geschuldeten und zugegeben, rot-grünen Sicht, wie Sie es nennen, dargelegten aufrichtigen und aus gemachten Erfahrungen gebildeten Meinungsäusserung. Nicht mehr und nicht weniger.
      Übrigens halte ich den Begriff des Alterspessimismus für ein Narrativ der Medien. Alte Menschen haben in der Regel so viel Verstand, dass sie die Geschehnisse der Zeit logischerweise besser einordnen können, als die jüngeren Generationen.
      Nebenbei: Ihr Attribut der «liebevollen politischen Feindin» freut mich ungemein 🙂

  5. Schwierige Zeiten, in der Tat! Mit geopolitischen Spannungen und unberechenbaren kriegerischen Auseinandersetzungen im Nahen Osten, in der Ukraine und in Afrika. Aber auch der Klimawandel, das Überschreiten von planetaren Grenzen und das ungehinderte Ausbeuten der naturgegebenen Ressourcen, der Nord-Süd-Konflikt zwischen den Industriestaaten und den Entwicklungsländern, die Migrationsprobleme in einer dramatischen Grössenordnung, die gesellschaftspolitischen Polarisierungen und populistischen Zuspitzungen pflügen die Politlandschaft mit neuen Wirkkräften in fast allen westlichen Ländern um. Auch in der Schweiz mit ihren ausgeprägten demokratischen Strukturen! Die Summe ungelöster Probleme steigt in beeindruckender Weise an. Derweil will es scheinen, dass die Problemlösungskompetenz und die die Bereitschaft zum Aushandeln von konsensualen Ergebnissen bei den politischen Akteuren eindeutig am Abnehmen ist. Häufig resultieren aus schnellen und auf sichtbare Erfolge fokussierte Problemlösungen wenig konsolidierte Massnahmen. Eigentlich wären statt «quick wins» vielmehr «sustainable wins» gefragt. Denkt man aber – auch in unserem Land – an Sicherheitsfragen aller Art und aktuelle Problemstellungen der Sozialpolitik (beispielsweise der Gesundheitsversorgung und der Alterssicherung), an die Herausforderungen aufgrund von technologischen Transformationsdynamiken oder an das Verhältnis zu Europa und der übrigen Welt, wird deutlich, dass auch hierzulande – wenn nicht Mutlosigkeit – so doch ein eigenartiges Zaudern und Zögern in der Entscheidungsfindung um sich greift. So, als befänden wir uns in einer Zwischenzeit, und wüssten noch nicht ganz, wie wir uns auf die Zukunft ausrichten sollten.

    Ich habe mich «gwunderhalber» an Chat GPT (KI-Plattform) mit der Frage «Leben wir aktuell in einer Art Zwischenzeit?» gewandt und folgende, recht interessante Antwort erhalten:
    Die Vorstellung, dass wir in einer «Zwischenzeit» leben, könnte auf verschiedenen Ebenen interpretiert werden. Einige Menschen könnten dies als eine Phase der Unsicherheit oder des Übergangs verstehen, die geprägt ist von technologischen, gesellschaftlichen, politischen oder ökologischen Umbrüchen. Es gibt zahlreiche Aspekte, die dieses Gefühl verstärken:
    1. Technologischer Wandel: Wir befinden uns in einer Zeit des rasanten technologischen Fortschritts, der die Art und Weise, wie wir arbeiten, kommunizieren und leben, grundlegend verändert. Entwicklungen in der künstlichen Intelligenz, Automatisierung und Digitalisierung sorgen für massive Umwälzungen, die viele als Übergang in eine neue Ära empfinden.
    2. Klimawandel und ökologische Krisen: Die Umweltprobleme und der Klimawandel stellen existenzielle Herausforderungen dar. Wir wissen, dass unser derzeitiges Handeln massive Auswirkungen auf die Zukunft hat, befinden uns aber oft in einem Zustand des Zögerns oder der Untätigkeit, was die Dringlichkeit der Lage unterstreicht.
    3. Gesellschaftliche und politische Spannungen: Weltweit sehen wir zunehmende Polarisierung, soziale Ungleichheit und politische Instabilität. Viele Menschen haben das Gefühl, dass bestehende Systeme ihre Lebensrealität nicht mehr ausreichend widerspiegeln und ein Umbruch bevorsteht, sei es in Form von Reformen oder revolutionären Veränderungen.
    4. Persönliche Unsicherheiten: Individuell könnten Menschen das Gefühl haben, in einer Übergangsphase zu sein, da traditionelle Lebensentwürfe und Karrieremuster aufgelöst oder hinterfragt werden. Der Druck, sich ständig anzupassen und flexibel zu bleiben, vermittelt oft das Gefühl, in einem «Dazwischen» zu leben, ohne feste Orientierung.
    Zusammengefasst könnte man sagen, dass wir in einer Zeit leben, die geprägt ist von Veränderungen und Unsicherheiten. Diese «Zwischenzeit» könnte das Gefühl widerspiegeln, dass wir uns an der Schwelle zu einer neuen Ära befinden – sei es in technologischer, ökologischer oder gesellschaftlicher Hinsicht.

    Soweit Chat GPT! Mir scheint in der Tat wünschenswert, dass auch in der Schweiz Gesellschaft und Politik die gewaltigen zukünftigen Herausforderungen beherzter anpacken, offene Fragen benennen und nachhaltige Lösungen entwickeln. Sicher ist: In vielerlei Hinsicht müssen wir uns wahrscheinlich neu orientieren und möglicherweise gar Verzichtsleistungen erbringen. Ein Politkonzept, dem wahrscheinlich nicht nur zugejubelt wird! Aber die Augen vor der Wirklichkeit zu verschliessen, wird jedenfalls weniger zukunftsträchtig sein. Wie lautete doch früher eine ebenso eindringliche wie populäre Marketingstrategie eines weltweit tätigen Unternehmens, dessen Namen hier verschwiegen wird: «Es gibt viel zu tun. Packen wir’s an». Dazu gab es freilich auch eine Parodie, die da lautete: «Es gibt viel zu tun. Lassen wir’s sein!» Letzteres ist – aus heutiger Perspektive umgedeutet – eine durchaus ernstzunehmende, weil zielführende Maxime. Vor allem mit Blick auf den Klimawandel und den Ressourcenverschleiss ….!

    • Danke Herr Kägi, für Ihre sachliche Sicht der Dinge. –
      Schon erstaunlich, wie Chat GPT Ihre Frage «Leben wir aktuell in einer Art Zwischenzeit?» präzis (wenn auch seelenlos) beantwortet. «Zwischenzeit» ein treffenderer Begriff als „Zeitenwende“, denn vom Wenden oder vom proaktivem Handeln ist noch kaum bis gar nichts zu spüren. Versäumnisse und Unterlassungen (derzeitiges Nichthandeln) werden gezwungenermassen massive Auswirkungen auf die Zukunft unserer Nachkommen haben. Verhindern, zögern, oder untätig bleiben ist trügerisch, aber scheinbar halt erfolgversprechend wieder gewählt zu werden.

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