StartseiteMagazinKolumnenIsolationshaft für Bananen, Eier und Cola-Büchsen

Isolationshaft für Bananen, Eier und Cola-Büchsen

Was ist besser als Eier- oder Bananenschalen? Nach Meinung der Anbieter sind es Plastikfolien. Wir packen hier die abstrusesten Beispiele aus.

Eigentlich ist es eine guteidgenössische Eigentlich-Geschichte. Nämlich: In Sachen Plastikverpackungen sind wir in der Schweiz eigentlich gut unterwegs. Anders gesagt, draussen in der weiten Welt ist es noch schlimmer. Einzeln verpackte Kartoffeln in den USA, einzeln verpackte Rüebli in Japan, einzeln zusatzplastifizierte Coca-Cola-Dosen weltweit.

Allzu hochnäsig sollten wir allerdings nicht über die Landesgrenzen blicken. Auch bei unseren Grossverteilern lagern plastifizierte Bananen und Zitronen – wo doch diese Früchte mit ihren Schalen exquisite selbstgemachte Verpackungen haben.

Plastikverpackte gekochte und geschälte Eier gibt es in ostdeutschen Supermärkten. Dabei haben Eier, den Hühnern sei dank, eine wunderbar kompakte natürliche Schale als Verpackung. Diese ist biologisch einwandfrei abbaubar. Eigentlich ist es unnötig, das Gegenteil zu erwähnen; Plastik ist nicht abbaubar und ist umweltschädlich.

In den USA bietet Dole Food einzeln verpackte Kartoffeln an. Nach der weltweit grössten Firma für Obst und Gemüse sollen die „Easy-Baker®potatoes“ nach wenigen Minuten in der Mikro-Welle dank der Folie wie Ofen-Kartoffeln schmecken. Das Zeichen für eine registrierte Marke ® soll wohl verhindern dass Coop und Migros die tolle Idee abkupfern.

Plastikbewehrte Avocados, aufgeschnitten, ohne Kern in einem kanadischen Supermarkt. Eine Kundin kritisierte diese Präsentation auf X, damals Twitter. Der Supermarkt reagierte mit dem Hinweis, die Verpackung sei für Leute gedacht, die den Umgang mit Avocados noch nicht kennen. Diese müssten sich nicht mehr der «Herausforderung des Schälens» stellen.

Wie sieht das denn aus? Ein bisschen gruusig. Wie krumme, zu lang geratene Nacktschnecken-Albinos. Das Handy-Foto aus einer österreichischen Billa-Filiale hat 2012 einen Shitstorm ausgelöst. Nachdem Billa informiert hat, ist die Aufregung wieder abgeklungen. Die Bananen seien «vermutlich auf Eigeninitiative» in einer Filiale geschält und so verpackt worden.

Dieses Foto stammt aus der unendlich grossen  Sammlung der Internet-Bilder. Twitter-Posts (früher X) lassen schliessen, dass die Bilder aus Japan stammen. Rüebli sind ein kostengünstiges Gemüse. Maschinell wurden die wehrlosen Karotten gewaschen, geschält, einzeln verpackt und mit einem hübschen grünen Bändeli geschmückt. Zum Dreinbeissen lecker. Oder doch nicht?

Jöö, wie härzig. Die Birnen aus Japan, verpackt in ein schnuckeliges Plastikkörbli. Japan ist ein Eldorado für Plastikfans. Obst und Gemüse liegen meist einzeln in Folie verpackt im Supermarkt. Schaumstoffnetze rund um empfindliche Waren wie Pfirsiche verhindern Druckstellen. Die Kassierin verhüllt das Ganze nochmals mit Plastik.

Eine Coca-Cola-Büchse aus Alu ist als Verpackung zu simpel. Da muss noch Plastik drum. Warum? Der Autor hat ausführlich die Stirne gerunzelt und im Internet nachgeguckt. Ohne Ergebnis. Immerhin hat er entdeckt: Die Bläterliwasser-Company verbraucht jährlich drei Millionen Tonnen Verpackungsmaterial aus Plastik.

Die einen mögen die Hamburger, die andern nicht. Aber alle ärgern sich, wenn beim Drücken und Essen Ketchup hervorquillt und die Hände und Kleider verschmutzt. Dagegen soll Ketchup in kompakten Scheiben helfen. Sieht aus wie eine Dichtung aus rotem Gummi. Soll aber gemäss dem Hersteller bedeutend besser schmecken.

Für diese Zusammenstellung benützte der Autor die Plattform utopia.de, ferner Recherchen des deutschen Magazins «Wirtschaftswoche», diverse weitere Internet-Quellen und eigene Beobachtungen. Bilder: Freepik, zvg, pst

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