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Warum sie gerne im Val Müstair leben

«Allegra! Begegnungen in der Biosfera Val Müstair» ist ein zweisprachiges Buch über Menschen im bündnerischen Münstertal. Geschrieben haben es die Schwyzer Journalistin Susann Bosshard-Kälin und die Münstertaler Gymnasiastin Anna Rodigari. Dreissig porträtierte Personen erzählen darin, weshalb sie gerne im Tal leben.

Der Naturpark «Biosfera Val Müstair» lebt mit und von den Menschen, die das abgelegenen Tal jenseits des Ofenpasses prägen. Während einer literarischen Auszeit hatte die Schwyzerin Susann Bosshard-Kälin im «Chasa Parli» in Sta. Maria gelebt und Talbewohnerinnen und -bewohner besucht. Die erfahrene Journalistin und Buchautorin kennt und liebt das Val Müstair. Daraus entstand die Idee für das neuste Buch.

Doch Romanisch spricht und schreibt die Autorin nicht. Auf einen Aufruf hin meldete sich die einheimische Gymnasiastin Anna Rodigari aus Müstair. Sie wollte mit Susann Bosshard-Kälin am Buchprojekt arbeiten. Mit ihr teilte die Journalistin ihren reichen Erfahrungsschatz.

Aus den Begegnungen mit dreissig Menschen sind faszinierende Kurzgeschichten in Romanisch und Deutsch entstanden, bebildert mit Fotos der Protagonisten und Protagonistinnen an ihren Lieblingsplätzen. Die Fotos gemacht hat der einheimische Fotograf Ivan Tschenett. Die Broschüre ist bewusst als Zweigenerationen- und Zweisprachenprojekt konzipiert.

Vielfältig und farbig

In dem Buch geben Jüngere, Ältere, Einheimische, Zugezogene, Frauen und Männer, Deutschsprachige und Romanischsprachige Einblick in ihren Alltag und in ihre Erlebnisse, so vielfältig und farbig, wie nur das Leben Geschichten schreiben kann. Allen ist jedoch eines gemeinsam: Die Porträtierten sind eng verbunden mit dem Val Müstair und teilen ihre Begeisterung für das Tal.


Verena, die Bäckersfrau (alle Fotos aus dem Buch. Fotograf: Ivan Tschennet, Müstair).

Die pensionierte Bäckersfrau Verena Maier, lebt in Sta. Maria und hat vierzig Jahre lang zusammen mit ihrem Mann eine Bäckerei geführt. Sie schätzt sich glücklich, dass ihre drei Kinder das Geschäft nun weiterführen. Nachdem sie ein Leben lang auf lokalen Märkten und Festen ihre Tracht trug, ist sie heute Mitglied im lokalen Trachtenverein und trägt dazu bei, dass das Brauchtum beispielsweise am Erntedankfest weiter gepflegt wird: «Das Münstertal ist ein Ort der Zufriedenheit, ohne den Stress der Stadt. Es ist ein Paradies,» wird Verena in dem Buch zitiert.


Marco, der Buschauffeur.

Marco Beghetto fährt Einheimische und Fremde im Postauto durch das Tal. Die Landschaft fasziniert ihn täglich. Dort tankt er Energie. In seiner Freiheit geht Marco – wie viele Bündnerinnen und Bündner – auf die Jagd. Sein Spürhund ist seine grosse Leidenschaft. Für die Publikation liess sich Marco an einem seiner Lieblingsorte, am Lai da Rims, fotografieren. Selbstverständlich zusammen mit seinem Hund. Sein Beruf ist ihm wichtig. Aber den nötigen Ausgleich findet er in der Natur.


Grace, die Landwirtin.

Grace Fasser wurde in den USA geboren, wo sie Agrarwissenschaften studierte und in der Beerenforschung tätig war. Während eines Sozialeinsatzes im Kanton Bern, lernte sie ihren heutigen Mann, einen Landwirt aus Müstair, kennen. 2019 heirateten die beiden. Zusammen mit Janic Fasser führt sie einen 18 Hektaren grossen Bauernhof und geht im Sommer auf die Alp. Grace fährt gerne Traktor, geht aber auch sehr gerne zu Fuss. Während Corona unterrichtete sie als Integrationslehrerin ukrainische Kinder. Nun möchte sie ein Studium als Lehrperson auf Sekundarstufe I absolvieren. Grace spricht gut Deutsch und führt nebenbei ein kleines Airbnb.


Stephan, der Musiker.

Stephan Britt ist Berufsmusiker und spielte unter anderem als Klarinettist in der Zürcher Philharmonia. Dank einem eigenen Ensemble lerne er viele Menschen kennen. 2009 beschloss er, Mönch zu werden, und ging als Kandidat ins Kloster Engelberg. Weil ihm aber diese Lebensform zu eng wurde, trat er nach zwei Jahren wieder aus und zog ins Münstertal, wo er heute Zeit mit Musizieren, Wandern und Projekteschmieden verbringt. Sein Haus öffnet er für Menschen, die für einige ruhige Tage in eine andere Welt eintauchen möchten.


Marjoleine, die Naturheilpraktikerin.

Marjoleine Pitsch wurde in Holland geboren. Dank Familienferien lernte sie die Schweiz kennen und verliebte sich in das Land. 2003 nahm sie in St. Moritz ein Jobangebot an, organisierte fortan das «Cartier World Cup Polo on Ice» und wurde später Geschäftsführerin in einem Luxusgeschäft. Dort begegnete sie einem waschechten Münstertaler: Die beiden heirateten und lebten vorerst im Engadin. Als Marjolein schwer erkankte, zog das Paar näher zur Familie ins Val Müstair, wo die Frau gesund wurde. Ab 2015 liess sie sich zur Ayurvedamedizinerin, Naturheilpraktikerin und Yogalehrerin ausbilden. In diesen Funktionen betreut sie heute Gäste, die für Therapien ins Tal kommen. «Die Kraft der Natur, die Stille tun wohl», sagt Marjoleine.


Die «Biosfera Val Müstair» auf der Karte.

Die «Biosfera Val Müstair» ist der einzige Naturpark der Schweiz mit zwei UNESCO-Auszeichnungen. Der Park versucht ein ausgewogenes Zusammenspiel zwischen Gesellschaft, Natur, Ökologie und Ökonomie zu erreichen, um ausreichend Arbeitsplätze zu schaffen, ein gutes Lebensumfeld für die Bevölkerung zu gewährleisten, die intakte Natur und landschaftliche Vielfalt zu erhalten und die Region als attraktives Ferienziel zu positionieren. Das Tal offeriert Besucherinnen und Besuchern ein abwechslungsreiches Angebot an Ferienerlebnissen, die von ausgebildeten Guides geführt werden.

Nachhaltige Entwicklung als Ziel

Das Buchprojekt «Allegra» wurde begleitet von Franziska Peter, Leiterin für Bildung und Kultur bei der Biosfera. Ziel der Publikation ist die Kommunikation einer nachhaltigen Entwicklung des Lebensraumes und der gesellschaftlichen Strukturen im Val Müstair am Beispiel ausgewählter Bewohnerinnen und Bewohner. «Das Resultat (des Projekts) ist ein einzigartiges Kaleidoskop an Geschichten, erzählt von Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen, deren Verbindung ihre gemeinsame Liebe zum Val Müstair ist. Sie lassen uns an ihrer Begeisterung und ihren Wünschen teilhaben.», schreibt Franziska Peter im Vorwort.

Quellenangabe

Allegra! Begegnungen in der Biosfera Val Müstair. 30 Portraits über Menschen aus dem Val Müstair. Susann Bosshard-Kälin & Anna Rodigari, Fotos Ivan Tschenett, Gammeter Druck und Verlag St. Moritz AG, 2024. ISBN 978-3-9525688-1-1. Das Buch ist im Buchhandel und über www.gammetermedia.ch erhältlich.

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Biosfera

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Literarische Auszeit im Münstertal

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