Die «Jahresausstellung der Bündner Künstlerinnen und Künstler» im Kunstmuseum Chur gibt anhand von rund 50 Arbeiten einen überraschend vielfältigen Überblick.
Mit bis zu drei Werke konnten sich Kunstschaffende für eine Teilnahme bei der Jahresausstellung bewerben. Alle Eingaben wurden juriert, aus den 145 Bewerbungen hat die Jury 48 Positionen für die Präsentation im zweiten Untergeschoss des Erweiterungsbaus ausgewählt.
Blick in die Ausstellung mit der Marmor- und Wasser-Skulptur Être(s), 2024, von Davina Andrea Deplazes und Mountain of my Body, 2024, Malerei von Shannon Zwicker
Kurator Damian Jurt ist es gelungen, diese unterschiedlichen Werke – es gibt Malerei, Zeichnungen, Videos, Installationen, Fotografie und Objekte – so auf die Räume zu verteilen, dass fürs Publikum spannende Interaktionen entstehen, nicht aber störende Ablenkung.
Stefan Rüesch: Stadt der 1000 Licher (Chur) 2023. Acryl und Kohle auf Leinwand
Neben seit vielen Jahren bekannten Namen wie Mirko Baselgia, Remo Albert Alig oder dem Paar Gerber/Bardill ist auch neues zu entdecken, beispielsweise das Diptychon des langjährigen Direktors des Oltner Kunstmuseums Peter Killer oder die faszinierende Fleissarbeit auf Leinwand, Pointillismus im Pixel-Zeitalter, von Stefan Rüesch, den bislang nur Spezialisten kannten.
Lisa Collomb: A World Between the Lines, 2024. Pointcloud-Druck auf Acrylplatten, zehnteilig
Wie bei Jahresausstellungen in anderen Kantonen üblich, sind nur Künstlerinnen und Künstler teilnahmeberechtigt, die entweder in Graubünden heimatberechtigt oder im Kanton aufgewachsen sind, sowie alle, die ihren Wohnsitz im Bündnerland haben.
Florio Puenter: Sainza Titel, 2024. Fotografie Carbon Print
Jeweils zeitgleich stellt das Kunstmuseum die Arbeit aus, die mit dem Kunstpreis des Bündner Kunstvereins 2024 ausgezeichnet wurde. Bianca Baranduns raumfüllende Installation im Labor des Erweiterungsbaus Ghost Note beschäftigt sich mit Erinnerung und Sprache.
Bianca Barandun, Ghost Note, 2024, Installationsansicht
Die Ghost Note ist ein Begriff aus der Musik, besonders im Jazz ein Stilmittel, um ein Dazwischen zu markieren, das da und doch nicht da ist. Diese Gleichzeitigkeit von An- und Abwesenheit versucht Barandun in ihrer Installation umzusetzen.
Hans Danuser: EROSION V. Bodeninstallation. Bündner Kunstmuseum, Schenkung des Künstlers
Hors Concours aber keinesfalls zu verpassen sind die beiden umfangreichen Präsentationen zeitgenössischer Kunst ein Stockwerk darüber: Für den überraschend im August verstorbenen weltbekannten Fotokünstler Hans Danuser hat das Museum ein Memorial mit Arbeiten aus allen Schaffensperioden eingerichtet, angefangen bei der Fotoserie In Vivo (1980 bis 1989), in der er Tabu-Zonen der Gesellschaft ans Licht gebracht hatte.
Christoph Rütimann: Sieben Kulturkeulen für Chur, 2017
Von dem Multimediakünstler Christoph Rütimann, Gewinner des Willy Reber Preises 2024, gibt es gleich nebenan eine Werkpräsentation mit einer Installation von Kulturtkeulen, einem umgedeuteten «Kollateralprodukt» aus dem Thurgauer Obstbau sowie einer Fotowand, in die viel Humor, Action und Zufall eingebaut ist.
Titelbild: Saalansicht mit einem Pappelholz-Objekt von Michel Pfister, Basel (links), und einer Arbeit von Zilla Leutenegger, Zürich (rechts)
Fotos: Bündner Kunstmuseum Chur und ec
Bis 26. Januar
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