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Wer lügt, kann nicht glücklich sein

Oh, schaut den mächtigsten Männern, die jeden Abend im Fernsehen auftreten, in die Augen! Wirken sie entspannt und locker? Nein, die Macht, die sie haben, scheint sie zu erdrücken. Da streckt uns Trump seine unzähligen Dekrete entgegen, mit denen er Menschen und Staaten erschreckt. Blicken wir auf seine Unterschrift, erkennen wir, dass sie unleserlich geworden ist und sich seit seiner ersten Regierungszeit verändert hat. Sie wirkt enger, gepresster und lässt keinen Raum, keine Lücken zwischen den Buchstabenzacken. Das ist ein Zeichen, dass er nicht mehr nachdenken muss, wenn er handelt. Zum Zeichen seiner Macht ballt er die Hand und streckt dann dem Zuschauer seinen langen Zeigefinger entgegen. Er runzelt die Stirn und seine Augen glotzen. Will er seine Frau küssen, dreht sie das Gesicht ab und hält flüchtig die Wange hin. Nichts in dem Gesicht leuchtet von Glück. Die Kommentare zu seinen Aussagen decken Lügen auf. Er lügt, wenn er von Selenski als Diktator und von ihm als Schuldigen für den Ukraine-Krieg redet. Er scheint in den Worten des grossen Lügners Putin gefangen zu sein.

Putins Figur hingegen scheint kleiner geworden zu sein. In unbeachteten Momenten wirkt er traurig, als ob ihn betrübe, was er angezettelt hat. Die Mimik kann er nicht beherrschen, sie verrät mehr, als er sagen kann. Auf seinem Buckel lastet die gewaltige Last, die er sich durch seine Geschichtsverfälschung aufgeladen hat. Obwohl seine Lügen zu einer Gewohnheit geworden sind, bleiben sie im Gesicht ablesbar. Es scheint, als ob ihn die beständige Angst verfolgt, sein Volk könnte der Schrecken des Erkennens erfassen, dass es belogen worden ist und darunter zu leiden hat. Der Aufwand, alle Gegner zu beseitigen, die von Krieg sprechen und nicht von einer Spezialoperation, ist gewaltig geworden. Überall vermutet er, verstecke sich einer wie Nawalny. Wo also sollte Putin eine kleine Dosis Glück hernehmen? Das Gold seines Palastes kann ihm nicht schmecken.

Die Macht besitzt an sich die Eigenmächtigkeit, dass sie nicht zu stoppen ist. Sie will noch mehr. Es kommt der Moment, wo diese Eigenmächtigkeit eine eigene Dynamik entwickelt und so viele Steinblöcke aufeinandertürmt wie beim Turm zu Babel. Die Geschichte lehrt, dass alle Gewaltstaaten letztlich auf Sand gebaut sind. Alexander der Grosse hat schon im dritten Jahrhundert v. Chr. ein Reich bis nach Indien erobert, das unter seinen Nachfolgern, ähnlich wie das Jugoslawien Titos, zersplitterte.

Es ist doch eigenartig wie das Lächeln vieler Mächtiger erstarrt, wenn bekannt wird, wie sie zu ihrem Reichtum gekommen sind. Was ihnen bleibt, ist das Lachen über die Dummen, die es nicht so weit gebracht haben. Wird dann aber bekannt, dass der Gewinn von Reichtum auf unehrliche, nicht redliche Art erworben worden ist – wie bei René Benko – bleibt das Lächeln für immer erstarrt.

Der Verlust des Lächelns darf man bis auf die niedrigste Ebene des Lebens transformieren, denn auch kleine Lügner verändern die Mimik. Sie können nicht glücklich sein, weil, was sie tun, ihr Selbstbewusstsein verändert. Auch sie müssen auf der Hut sein, dass sie nicht erwischt werden. Sie wollen die Achtung nicht verlieren, selbst dann, wenn sie ihre Selbstachtung verloren haben.

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3 Kommentare

  1. Ihre Interpretation der Physiognomik mächtiger Lügner teile ich. Doch was nützt uns die Entlarvung ihrer Lügen und beabsichtigter Täuschungen, die sich in ihren Gesichtern und Körperhaltungen offenbaren? Männer wie Donald Trump gab es in der Menschheitsgeschichte häufig, was nach meiner Meinung die Ursache des einseitigen männlichen Denkens und der Jahrhunderte langen Vormachtsstellung der Männer ist.

    Was mich erstaunt, dass nach der Aufklärung im 17./18. Jahrhundert die Menschen im 21. Jahrhundert nicht viel gescheiter geworden sind. Sie lassen sich immer noch von charismatischen Einzeltätern beeinflussen und übernehmen, trotz allen sozaildemokratischen Errungenschafen, deren einseitige Anschauungen.
    Man kann nur hoffen, dass sich mit der Zeit Widerstand bildet und die Menschen Hass, Hetze und Lügen, besonders von mächtigen und verantwortlichen Männern, von einer Mehrheit nicht mehr akzeptiert wird.

    Ehrlich gesagt, habe ich mich noch nie gefragt, ob Lügner:innen glückliche Menschen sind, eher warum sie lügen und was ihre Beweggründe sind, nicht bei der Wahrheit zu bleiben. Menschen lügen aus den verschiedensten Gründen; oft geschieht es aus Eigennutz und Täuschung. Kleine Schummeleien jedoch, die, so glaube ich, jede/r ab und zu macht, die niemandem schaden, finde ich nicht schlimm; man kann trotzdem ein glücklicher Mensch sein. Was heute an fehlendem Unrechtsbewusstsein geschieht, ist ein Unglück und führt uns langfristig in eine Kathastrophe.

  2. Sehr geehrte Frau Mosimann,

    es sind nicht nur die Männer, die die Macht beanspruchen und entsprechend tief fallen. Ein gutes Beispiel ist momentan die Oper Agrippina am Opernhaus in ZH. Da haben die Männer nichts zu bestellen. Tolle Interpretation und erst noch phantastische Musik aus dem Barock von Haendel.

    • Natürlich gab und gibt es Frauen mit Macht und diese zu ihren Gunsten benutzen, doch die Zahl ist marginal im Vergleich zu den über 2000 Jahren männlicher Herrschaft. Erkennen wir endlich, dass Krieg, Zerstörung und alltägliche Gewalt auf allen Ebenen mehrheitlich von Männern ausgeht und dass diese Tatsache das meiste Elend auf unserem Planeten verursacht. Meine Meinung.

      Ich liebe die Musik von Händel; sie gehört zu meinen Favoriten und berührt mich immer wieder. Früher gab es Direktübertragungen des Schweizer Fernsehens von Theater-, Musik- und Tanzveranstaltungen. Die Oper Agrippina von Händel wäre der perfekte Anlass einmal wieder anspruchsvolle Kultur in die Schweizer Stuben zu bringen. Leider jedoch sinkt das Niveau der heutigen Sendungen immer tiefer und reduziert sich meist auf Sport- und Pop/Volksmusikanlässe für die grosse Masse.
      Zum Glück gibts Deutsche TV-Sender, die sich diese Übertragungen/Aufzeichnungen noch leisten können und wollen.

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