Was ist schön? Eine idyllische Landschaft, ein perfekter Körper, ein rotwangiges Kindergesicht oder ein abstrakter Farbklang? Ist gute Kunst schön? Gibt es überhaupt objektive Schönheit? Oder ist sie Geschmackssache?
Im Luzerner Kunstmuseum versuchen Bilder von namhaften Künstlern, diese Fragen zu beantworten. Die Direktorin Fanni Fetzer erklärte: «Manchmal steht in unserem Gästebuch der Wunsch, «mehr schöne Kunst» zu sehen. Die Sammlungsausstellung zeichnet mit Werken unterschiedlicher Epochen und Stile eine kleine Geschichte der Ästhetik nach.»
Hans Emmenegger, weiblicher Akt 1907, Öl auf Leinwand
Was für eine Person schön ist, kann für eine andere abstossend sein. Was als schön empfunden wird, hängt vom kulturellen, sozialen und gesellschaftlichen Hintergrund ab. Nicht nur die Vorstellung von Schönheit wandelt sich stetig, auch das Verhältnis von Schönheit und Kunst. Lange Zeit sollte Kunst durch ihre Schönheit belehren und schmücken, doch mit der Moderne ist das enge Verhältnis von Schönheit und Kunst nicht mehr selbstverständlich, im Gegenteil: Schöne Kunst wird verdächtigt, mehr gefällig als tiefgründig zu sein.
Ferdinand Hodler, Genfersee mit Mont Blanc-Kette im Hintergrund, 1918
Die Ausstellung bildet keine historische Entwicklung ab, sondern thematisiert unterschiedliche Vorstellungen und lädt das Publikum ein, mitzudiskutieren. Anhand der Begriffe «idyllisch», «attraktiv», «farbig», «simpel», «schaurig-schön» und «systematisch» werden in jedem Raum verschiedene künstlerische Positionen zu den jeweiligen Aspekt von Schönheit versammelt.
Louis Béroud 1911, La Joconde d’après Léonard de Vinci, Öl auf Leinwand
Auch in diesem Jahr stellt die Ausstellung noch nicht vollständig geklärte Fälle der Provenienzforschung vor und zeigt am Beispiel ausgewählter Werke, wie das jeweilige Kunstwerk in die Sammlung des Kunstmuseums Luzern gelangt ist.
Johann Gottfried Steffen, Bergbach im Gebirge, 1882
Zusätzlich übernimmt der Luzerner Künstler Hubert Hofmann die Gestaltung der Räume und überrascht mit einem auf die Ausstellung zugeschnittenen Farbkonzept. Das Projekt «Unlearning Beauty» (Schönheit verlernen) ist Teil der Ausstellung und untersucht zusammen mit dem Publikum, wie unser Verständnis von Schönheit durch Medien, Kunst und Mode beeinflusst wird.
Werke von Christian Streuli und Olivier Mosset
Welches Schönheitsverständnis wird in den unterschiedlichen Kunstwerken vermittelt? Ist dieses Ideal heute noch aktuell? Dabei wird das Konzept des «Verlernens» genutzt, um vorhandene Strukturen kritisch zu hinterfragen und umzudenken. Im Raum «schön?!» sind sie eingeladen, die Bedeutung von Schönheit zu diskutieren und aktiv zu verlernen.
Robert Zünd, Buchenwald, 1887, Öl auf Leinwand
In der von Alexandra Blättler kuratierten Ausstellung werden Werke von Cuno Amiet, Albert Anker, August Babberger, Gustave François Barraud, Louis Béroud, Jakob Bill, Max Bill, Arnold Böcklin, James Lee Byars, Alexandre Calame, Antonio Calderara, Raoul Dufy, Hans Emmenegger, Johann Heinrich Füssli, Augusto Giacometti, Giovanni Giacometti, Anton Graff, Leopold Häfliger, Ferdinand Hodler, Shara Hughes, Irma Ineichen, Johannes Itten, Verena Loewensberg, Claude Loewer, Richard Paul Lohse, Jenny Losinger-Ferri, Olivier Mosset, Ugo Rondinone, Nelly Rudin, Hans Schärer, Albrecht Schnider, Sonja Sekula, Chaïm Soutine, Hans Stalder, Johann Gottfried Steffan, Christine Streuli, Félix Vallotton, Ludwig Vogel, Hannes Vogel, Shizuko Yoshikawa, Gilberto Zorio, Robert Zünd ausgestellt.
Die Ausstellung dauert bis 8. Februar 2026.
Fotos: Josef Ritler