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Die Schönheit des Kosmos entdecken

Das Observatorium Space Eye in Niedermuhlern bei Bern beherbergt das grösste und beste öffentliche Teleskop der Schweiz, das nach Voranmeldung besichtigt werden kann. Dazu gibt es fesselnde Bilder und Fakten über das Weltall, die Weltraumforschung und über unsere Erde.

Der weite Horizont bis in den Jura und über die Hügel und Berge im Gantrischgebiet erleichterte uns den Fussweg von einer guten Viertelstunde zum Observatorium auf der Uecht, wie diese Anhöhe heisst. – Nur Gehbehinderte werden abgeholt. – Aber die Sonne verschwand im Dunst wie ein riesiger Fleck von flüssigem Gold und der Himmel war voller weisser und grauer Wolken, so dass wir ahnten, dass uns kein Blick durch das Fernrohr vergönnt sein würde.

Space Eye by night,
mit Bildbearbeitung (Foto mp)

Für dieses schweizweit modernste Teleskop waren wir ins Space Eye, zum «Auge ins All», gekommen. Als «Weltraumzentrum» war es im Herbst 2023 eingeweiht worden. Allein der Bau von Mario Botta, turmartig mit einem mandelförmigen Grundriss, sichtbar nur von oben, verdient Bewunderung.

Auf der grünen Wiese, in einiger Entfernung von Bauernhäusern und Schweinestall, wirkt er wie ein Solitär, und das ist er ja auch: einzigartig.

Das Spiegelteleskop

Anschauen durften wir dieses Ein-Meter-Teleskop: ein Teleskop mit einem Spiegel von einem Meter Durchmesser, deutlich kleiner als ein herkömmliches professionelles Fernrohr. Es besitzt ein Ocular, um direkt durchzuschauen, wird aber vom Laptop aus gesteuert und alles, was das Teleskop «entdeckt», wird für die Forschung digital aufgezeichnet und kann im Planetarium unterirdisch wiedergegeben werden. Die Kuppel, unter der das Teleskop steht, kann ganz entfernt werden, im Unterschied zu vielen Observatorien, wo sich nur ein kleiner Teil der Kuppel öffnen lässt.

Blick in die geschlossene Kuppel – das Teleskop ruht bei schlechtem Wetter (Foto mp)

Alle weiteren Räumlichkeiten des Space Eye-Observatoriums befinden sich unter der Erde. Das grosse 8K-Highend-Planetarium beeindruckt: «In bahnbrechender Kino-Qualität sind hier virtuelle Reisen vom Space Eye bis zum Ende des uns bekannten Universums möglich», heisst es auf der Webseite. Das scheint nicht übertrieben und bedeutet: «8K-Auflösung, auch 8K und 4320p genannt, bezeichnet in Anlehnung an die Definitionen von 2K und 4K eine horizontale Bildauflösung in der Größenordnung von 8000 Spalten.» (Definition Wikipedia)

Im Planetarium: Der Tanz der Galaxien

Wir bekommen zuerst die fünf Planeten vorgeführt, die in den letzten Wochen am Nachthimmel zu sehen waren – sofern man sich in der Bestimmung der Sterne auskennt. Im Planetarium wird uns alles erklärt, fachlich einwandfrei und für Laien verständlich. Unser Guide Christian (Berndeutsch: Chrigu) unterscheidet zwischen festen Planeten und Gasplaneten. Besonders der Saturn beeindruckt mich mit seinen Ringen, die so zart und durchsichtig wirken, aber nur, weil wir uns der Ausmasse des Saturns nicht bewusst sind. Woraus genau die Ringe gebildet werden, können die Wissenschaftler noch nicht erklären.

Blick ins Planetarium (Foto Daniel Sutter / Space Eye)

Der «Himmel» des Planetariums, eine Halbkugel, eignet sich für Grossaufnahmen ebenso wie für die Darstellung von Galaxien, denn ausser «unserer» Milchstrasse, die wir nachts nur noch an abgelegenen Orten anschauen können, gibt es zahllose solcher Sternensysteme, und in jedem befindet sich ein schwarzes Loch, dieses immer noch geheimnisvolle Zentrum, das alle Materie, alle Energie «auffrisst». Überwältigt von der Menge der Sterne und von den unvorstellbaren Distanzen, die am unteren Rand eingeblendet werden, muss ich mir eingestehen, dass mein Verstand nicht ausreicht, um zu begreifen, was alles im Kosmos existiert.

Anschaulich, aber unbegreiflich: die zahllosen Sterne und Galaxien. Screenshot im Planetarium (Foto mp)

Immerhin erklärt unser jugendlicher Guide die Projektionen klar und fassbar (wir sehen keine automatische Tonbildschau), so dass ich ihn anschliessend frage, ob er Astrophysik studiere. Nein, antwortet er lächelnd, er sei Bauer in Zimmerwald, am Hang gegenüber. Meine Hochachtung hat er. Mit Interesse für das Thema und etwas Begabung gelingt es ihm, uns mit seiner Begeisterung anzustecken.


«Nichts beflügelt die Phantasie so sehr wie ein Blick in den Sternenhimmel. Das Observatorium ermöglicht dieses Erlebnis für jedermann.»
So wird die Seniorchefin der Berner Astrophysik, Prof. Kathrin Altwegg zitiert. Sie hat bei der Konzeption von Space Eye mitgewirkt.


Das Space Eye versteht sich nicht allein als Zentrum der Wissenschaft ohne Beziehung zur Umgebung. In einer Ausstellung wird das für Sternwarten generell wichtige Thema des nachtdunklen Himmels aufgezeigt. In unseren Breiten wird man allmählich aufmerksam darauf, dass Lichtverschmutzung nicht nur die Arbeit der Astronomen und Astrophysikerinnen behindert.

Frachtmodul, für den Transport mit einer Rakete zur Weltraumstation geplant (Foto mp)

Die Beiträge der Berner Forscherinnen und Forscher zur Astrophysik sind ebenfalls zu finden. Das Sonnensegel, das vor mehr als 50 Jahren auf den Mond gereist ist, liegt ganz unscheinbar in einer Vitrine. Von beeindruckender Grösse ist ein Transportcontainer, der mit einer Rakete Fracht zu einer Weltraumstation hätte bringen sollen, dann aber nicht mehr benötigt wurde.

Aufräumen ist auch im Weltall wichtig

Ein schwieriges Kapitel, für das es noch keine befriedigende Lösung gibt, ist der Weltraumschrott, der durch die vielen Forschungsobjekte und die kommerziellen Satelliten entsteht. Wir sehen das Modell eines Objekts mit Greifarmen, das überflüssige Teile im Weltraum greifen soll. Aber ob sich dadurch genug herumfliegender Schrott beseitigen lässt und ob die Teile ohne Rückstände verglühen, scheint noch nicht geklärt.

Blick in einen Ausstellungsraum (Foto Daniel Sutter / Space Eye)

Ein Besuch im Space Eye ist unbedingt zu empfehlen. Sie erfahren viel über Weltraumforschung und die Geschichte der Sternbeobachtung auf der Uecht. Bitte beachten Sie, dass Sie dafür vorher ein Ticket für einen bestimmten Termin kaufen müssen.

Alle Informationen finden Sie auf der Webseite.

Titelbild: Mario Bottas Bau «Space Eye” auf der «grünen Wiese» (Foto Daniel Sutter / Space Eye)

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