StartseiteMagazinLebensartDie Stadtgärtnerei - Eine Oase mitten in Zürich

Die Stadtgärtnerei – Eine Oase mitten in Zürich

Die Zürcher Stadtgärtnerei zeigt in der Ausstellung «Vernetzte Natur – Lebenswerte Stadt», wie wertvolle Orte für die Natur erhalten, neu geschaffen und miteinander verbunden werden können. Eine vielfältige Natur erhöht auch die Lebensqualität von uns Menschen.

«Ob Libelle, Igel oder Distelfink – zahlreiche Tierarten leben mitten in der Stadt. Auch Wildpflanzen wie Wiesensalbei oder Wildrosen finden hier ihre Nischen. Doch ihre Lebensräume sind bedroht», schreibt das Kuratorium Fachplanung Stadtnatur. Mit der diesjährigen Sonderausstellung Vernetzte Natur – Lebenswerte Stadt der Zürcher Stadtgärtnerei wird auf ökologisch wertvolle Lebensräume hingewiesen, und damit auch auf die städtische Biodiversität, die es langfristig zu erhalten gilt.

Blick in die Ausstellung

Die Stadtgärtnerei befindet sich, einer Oase gleich, in einem Wohnquartier. Gärtnerinnen und Gärtner sind am Werken, Insekten summen, Vögel trillern, eine wahre Idylle. Auf dem weitläufigen Areal werden ökologisch wertvolle Lebensräume auf Tafeln vorgestellt und im Ausstellungsgebäude mit interaktiv gestalteten Stationen näher erläutert. Eine Hummel leitet durch die mit Bildtafeln animierte Schau – ein Erlebnis. Auch zusammen mit Grosskindern zu geniessen.

Interaktive Stationen laden dazu ein, auf spielerische Weise genauer hinzusehen. Foto: Stadtgärtnerei Zürich © Marion Nitsch/LUNAX

In Städten leben zahlreiche Wildtier- und Pflanzenarten. Hier finden sie Nischen, Mauern, Bäche, gepflegte Parks, aber auch ungepflegte Ecken. Doch die Biodiversität ist unter Druck. Lebensräume müssen erhalten oder neu geschaffen und untereinander vernetzt werden. Ökologisch wertvolle Lebensräume sind in Städten oft durch Strassen oder Gebäude voneinander getrennt. Igel werden überfahren, Nachtfalter finden wegen künstlicher Beleuchtung ihre Nahrungspflanzen nicht. Grünräume, Vernetzungskorridore und sogenannte Trittsteine, kleinere Grünflächen mit geringem Abstand, schaffen Kontakt zwischen den verschiedenen Lebensräumen.

Grosse schattenspendende Bäume in der Stadtgärtnerei.

Alte Bäume mit ausladenden Kronen spenden Schatten und verdunsten Wasser. Sie tragen viel zu einem guten Stadtklima bei. Aber: Die ahornblättrigen Platanen, die den Zürcher Platzspitz seit fast 250 Jahren prägen, sind standortfremd und bieten Tieren wenig Nahrung. Diese bevorzugen einheimische Bäume wie Winterlinde, Bergahorn oder Eiche. Besonders wertvoll sind über fünfzigjährige Bäume. Je älter ein Baum ist, desto rissiger wird seine Rinde. In den Rissen leben Insekten und andere kleine Tiere. Höhlen bieten Vögeln und Fledermäusen einen Wohnraum und in Vertiefungen, die sich mit Regenwasser füllen, leben allerlei Kleinstlebewesen.

Ruderalflächen, eine Insel für Insekten und Reptilien. Foto: Stadtgärtnerei Zürich © Marion Nitsch/LUNAX

Biotope mit sandigen und steinigen Flächen, sogenannte Ruderalflächen, werden durch menschliche Eingriffe ökologisch wertvoll. So bietet der karge Untergrund der Gleisanlagen von Eisenbahn und Tram ideale Lebensbedingungen. Sie überziehen die Schweiz wie ein Netz und bilden eine Form von Korridor für Tiere, die auch Pflanzensamen mit sich tragen und diese verbreiten. Vernetzte Populationen sind genetisch vielfältiger und können sich den veränderten Lebensbedingungen besser anpassen.

Das Tramnetz mit seinen Ruderalflächen verbindet nicht nur die Menschen, sondern schafft auch zusammenhängende Grünräume für Tiere und Pflanzen.

Organische Reste im Boden nähren unterschiedliche Lebewesen. Pflanzen, die auf einem stark belebten Boden wachsen, sind gesünder und robuster gegen Umwelteinflüsse. Kompost bringt organische Stoffe in den Boden. Sogenannter Mulch, Bodenbedeckung durch Pflanzenreste, hält ihn feucht und hemmt Unkräuter beim Wachsen. In der Erde leben unzählige Bakterien, Pilze, Algen, Würmer, Käferlarven, auch Säugetiere wie der Maulwurf. Die zahlreich im Boden lebenden Arten wandeln organische Abfälle in Humus um.

Die Vielfalt im Boden lässt sich auf der Bildtafel durch herausziehbare Bilder noch detaillierter erkunden.

Bevor Zürich gebaut wurde, flossen zahlreiche Bäche von den Hügeln in die sumpfigen Ebenen. Die Menschen legten die Sümpfe trocken, um Land für Landwirtschaft und Bauten zu gewinnen. Sie begradigten und kanalisierten störende Bäche und zerstörten dabei viele Lebensräume. Von den einst 160 Kilometern Bächen und Flüssen flossen in den 1980er Jahren nur noch 60 oberirdisch. Dank Renaturierung sind es inzwischen wieder 100 Kilometer.

Ausstellungsansicht

Rund die Hälfte der Schweizer Tier- und Pflanzenarten leben im oder am Wasser, mitunter nur für eine Lebensphase. Frösche und Kröten leben «amphibisch», das heisst die Entwicklung im Wasser, die produktive Lebensphase an Land. Libellen legen ihre Eier an untiefen Stellen ins Wasser, wo die Larven vier bis fünf Jahre leben, bis sie ausfliegen. Der verschwundene Biber ist mittlerweile wieder hier ansässig und baut seine Burgen zur Freude der Naturschützer.

Bäche und Flüsse wirken ebenso als Vernetzungskorridore und verbinden Lebensräume über weite Strecken. Wenn sie nicht versiegelt sind. Zudem kühlen sie an heissen Sommertagen die Umgebung. Bei starken Regenfällen nehmen sie das Wasser auf und verhindern Überschwemmungen.

Hecken als Versteck für Tiere. Foto: Stadtgärtnerei Zürich © Marion Nitsch/LUNAX

Hecken trennen einzelne Bereiche und halten unerwünschte Blicke fern. Thuja Hecken bieten besonders guten Sichtschutz, sind aber für einheimische Tiere nutzlos. Eine wertvolle Hecke besteht aus verschiedenen Sträuchern, die zu unterschiedlichen Zeiten blühen und Früchte tragen. Viele Heckengehölze wehren sich mit Stacheln und Dornen und bieten Vögeln Schutz vor Katzen oder Greifvögeln. Die langen Strukturen der Hecken bieten zudem Deckung für Tiere, die am Boden leben. So bewegt sich die Erdkröte entlang von Hecke und Krautsaum sicher fort. Aus der Luft betrachtet bilden Hecken überdies Linienmuster, an denen sich manche Fledermausarten beim Fliegen orientieren.

Auch naturnahe Gärten sind wertvoll, weil sie auf engem Raum unterschiedliche Lebensräume bieten. Damit sind sie ein Zuhause für viele Arten. Und auch für uns Menschen.

Titelbild: Blick in die Stadtgärtnerei. Foto: Stadtgärtnerei Zürich © Marion Nitsch/LUNAX
Fotos: rv

Bis 3. Januar 2027
«Vernetzte Natur – Lebenswerte Stadt», Stadtgärtnerei Zürich.
Informationen und Rahmenprogramm finden Sie hier

Die Fachplanung Stadtnatur fördert die städtische Biodiversität. Zudem berät bzw. unterstützt das Programm Stadtgrün Privatpersonen und Unternehmen bei Projekten für ein besseres Stadtklima und mehr Biodiversität.

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