StartseiteMagazinGesellschaftAus Respekt vor Mücken zum Branchenprimus

Aus Respekt vor Mücken zum Branchenprimus

Areal Widenmatt in Buckten, wo G & H Insektenschutzgitter GmbH ihren Hauptsitz hat.

Jährlich rund 30000 Insektenschutzgitter werden durch die Firma G & H Insektenschutzgitter GmbH hergestellt und in die Schweiz geliefert. Das Unternehmen ist seit Anfang dieses Jahres in Buckten domiziliert. Gegründet wurde es vor einem Vierteljahrhundert durch den Maler Roger Hammernick.

 

Wir schreiben das Jahr 1998: Roger Hammernick, ein junger Maler aus Basel, ist soeben mit seiner Familie aufs Land nach Ormalingen BL gezogen. Das Haus steht an der jungen Ergolz, was zwar idyllisch ist, zuweilen aber auch lästig. «Wenn mich eine Mücke sticht, bekomme ich sofort Ausschlag», sagt er und zieht einen Stift aus seinem Hosensack. «Ohne einen solchen Desinfektionsstift verlasse ich nie mein Haus».

So kommt es, dass sich Roger Hammernick dem Problem stellt und beginnt, sich mit damals gängigen Insektenschutzgittern zu befassen. Von keinem der Produkte ist er restlos überzeugt. «Die Idee war gut, die Ausführung unbefriedigend».

Er informiert sich an der Swissbau, fährt sogar an eine Fachausstellung in Stuttgart mit seinem Malerkollegen, Giuseppe Girardi. Dort findet Hammernick ein Produkt, das er gerne bei sich installiert hätte. Weil die Firma Gessler & Bolch üblicherweise nicht in die Schweiz liefert, organisiert Hammernick eine Sammelbestellung. Der Lieferant macht mit und fragt Hammernick, ob er nicht die Vertretung in der Schweiz übernehmen wolle. So lässt sich Hammernick in Stuttgart schulen. Tage später beschliesst Hammernick mit Malerkollege Girardi eine gemeinsame Firma zu gründen – G&H Insektenschutzgitter ist geboren. «Weil ich gut überzeugen kann, habe ich mich an der Swissbau 1999 angemeldet. So konnten wir die ersten 150 Adressen von Interessenten generieren, ohne dass wir die entsprechenden Produkte im Angebot hatten», erinnert sich Roger Hammernick.

Berufliche Weichenstellung …

Die Nachfrage war da. Jetzt musste produziert werden. Das geschah in Birsfelden zunächst als Nebenbeschäftigung zum Malergeschäft. Schon bald stieg die Nachfrage markant und das Malergeschäft trat in den Hintergrund. Ab 2013 übernahm Roger Hammernick die Firma ganz. Heute, etwas mehr als 25 Jahre nach der Gründung, ist G&H Insektenschutzgitter GmbH die unangefochtene Nummer 1 des Landes und Roger Hammernick, der gelernte Maler, höchst erfolgreicher Pionier auf diesem Gebiet.

Wer ist dieser Roger Hammernick? Das Licht der Welt erblickt er am 5. Juni 1967. Nach den Schulen erlernt er «als Legastheniker mit handwerklichem Geschick» (wie er selbst sagt) den Malerberuf. Nach Weiterbildungen ist er Geschäftsführer eines Malerbetriebs. Im Juni 1992 macht er sich selbstständig und gründet das Malergeschäft «Male chic mit Hammernick», bis 1998 G&H als Nebenerwerb hinzukommt. Hammernick: «Zwei, drei Jahre später habe ich realisiert, dass ich kaum noch Zeit hatte fürs Malergeschäft. Deshalb habe ich es verkauft, um mich voll auf G&H zu konzentrieren.»

… und für die Zukunft

Heute, mit 58 Jahren, befasst sich Hammernick erneut mit einer wichtigen Weichenstellung. Weil er sich mit 60 in den Unruhestand versetzen möchte, ist er daran, G&H Insektenschutzgitter seinen beiden Söhnen Janis (27) und Fabio (25) zu übergeben. Im Hinblick darauf hat er seine Firma in den vergangenen Monaten von Birsfelden nach Buckten BL ins Homburgertal verlegt. Zu gross waren die Platzprobleme in Birsfelden und die Verkehrssituation war – gelinde gesagt – suboptimal. Im baselbieterischen Buckten konnte er ein Grundstück erwerben, das für die Zukunft genügend Potenzial beinhaltet.

Neuer Hauptsitz in Buckten

Hier, in Buckten gleich an der Gemeindegrenze zu Rümlingen BL, werden die Insektenschutzgitter nun seit Anfang dieses Jahres hergestellt. Dieser Standort sei ein «Glücksfall», sagt Roger Hammernick. Er habe die vergangenen drei Jahre überall gesucht, aber lange nicht fündig geworden. «Um ein Haar wären wir in einen anderen Kanton abgewandert», verrät er. Buckten sei auch aus verkehrstechnischer Hinsicht ein idealer Standort: Abgesehen von den zwei Autobahneinfahrten (in Diegten/Eptingen und Sissach) gebe es hier kaum je einen Stau und die Nähe zum Wohnort sei ein zusätzlicher Vorteil.

Es sind gut 40 Mitarbeitende, die in Diensten von G&H in Buckten stehen. Die meisten sind gemäss Hammernick im Oberbaselbiet zuhause. In Gurmels FR, Montlingen SG und in Küssnacht a.R. bestehen Filialbetriebe, welche zusätzlich 27 Mitarbeitende beschäftigen. Es sind vornehmlich Zimmerleute und Schreiner, die bei G&H im Aussendienst arbeiten. «Den Beruf des Insektenschutzgitterbauers gibt es halt nicht», sagt Hammernick.

Von Buckten und Küssnacht werden die Kunden in der deutschen und italienischsprachigen Schweiz bedient. Gurmels ist für die Romandie und das französische Wallis zuständig. Die Region Ostschweiz bis ins Bündnerland wird durch Montlingen abgedeckt.

Für die Herstellung von Insektenschutzgittern braucht es im Wesentlichen Aluprofile für den Rahmen sowie Netze, die Mücken und andere Insekten fernhalten und zusätzlich gegen Pollen schützen.

Das grösste Kundensegment besteht nach Angaben von Roger Hammernick aus den Eigenheimbesitzern und Privaten, die ihre Liegenschaften mit Insektenschutzgittern und Lichtschachtabdeckungen ausrüsten möchten. Ebenfalls benötigen Restaurants, Alters- und Pflegeheime sowie auch die öffentliche Hand das Know-How von G&H. Zusätzlich kann G&H auf Wiederverkäufer, wie z.B. Schreinereien zählen.

Konkurrenzumfeld und Werbung

Angesprochen auf das Konkurrenzumfeld gibt sich Roger Hammernick entspannt. «Als Nummer 1 sind wir die Gejagten.» Auch deshalb, weil G&H nicht zu den günstigen Anbietern zählt. «Wir sind die Einzigen, die alles komplett in der Schweiz herstellen», begründet er.
Die Konkurrenzsituation bereite ihm kein Kopfzerbrechen, sagt er und ergänzt, dass er gegen jeden Preiskampf sei. Nach seiner Einschätzung hat es genügend Platz für alle, umso mehr, als das Marktpotenzial für Insektenschutzgitter schier unerschöpflich sei.

Was ist mit jenen, die sich in einem Baumarkt mit Material eindecken und dann selbst Insektenschutzgitter basteln und einbauen? «Die werden schon bald unsere besten Kunden sein», schmunzelt Hammernick. Im Übrigen führe G&H eine Reparaturabteilung, denn «das, was wir produzieren, wollen wir bei Bedarf auch wieder erneuern können.» Ein Netz könne irgendwann auch einmal beschädigt oder spröde werden. Jeweils im Januar würden deshalb rund 70’000 Briefe an die Kundschaft versandt mit dem Hinweis auf die Reparaturabteilung im Fall der Fälle. «Wir bieten sogar einen Hol-Bring-Service an.»

Dass G&H Insektenschutzgitter landauf landab Werbung betreibt und kulturelle und sportliche Veranstaltungen sponsert, geschehe aus Überzeugung. Hammernick: «Wir haben die Möglichkeiten und können etwas damit bewirken. Gleichzeitig steigern wir so als Firma unseren Bekanntheitsgrad.»

Reisen, Golfen, Atmen

Hat Roger Hammernick Pläne für die Zeit nach seiner Übergabe der Verantwortung an seine beiden Söhne? «Ja, klar», sagt er bestimmt: «Reisen, Golf spielen, einatmen, ausatmen – und mit meiner Partnerin das Leben geniessen» sagt er mit Blick auf Claudia Schneider, die ebenfalls bei G&H tätig ist. «Oder vielleicht noch für G&H an eine Messe gehen – falls die Jungen es dann noch möchten. Aber keinesfalls mehr operativ entscheiden.»

Legenden (von oben):

Areal Widenmatt in Buckten, wo G & H Insektenschutzgitter GmbH ihren Hauptsitz hat.                                          

Blick in die Produktion.                     

Netzerin im Einsatz.

Roger Hammernick (rechts im Bild) mit seinem Sohn Fabio; Fabio wird zusammen mit seinem Bruder Janis die Firma dereinst weiterführen.

Fotos Robert Bösiger und zVg

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