StartseiteMagazinLebensartWer wohnt wo – im Garten?

Wer wohnt wo – im Garten?

Eine Wohnung im Garten? Jetzt, im Spätherbst? Undenkbar! Stimmt natürlich. Aber unsere Gärten sind nicht nur Rückzugsstätten und Erholungsräume für uns Menschen. Der Garten bietet auch Raum für viele andere Lebewesen, vom Igel über Vögel und Blindschleichen bis zum kleinsten Krabbelgetier. Dieser Lebensraum sollte im Herbst nicht penibel aufgeräumt und ausgeräumt werden.

Wie wäre es, wenn ein Riese mit einem monumentalen Laubbläser und einem gewaltigen Besen durch unsere bereits gemütlich warmen Wohnungen ziehen und die kuscheligen Bettdecken, die wärmenden Wintermäntel und unsere Esswaren einfach wegfegen oder fortblasen würde? Dass in vielen Gärten genau das geschieht, die geschützten Plätzchen für viele Gartenbewohner dem Ordnungswahn der menschlichen Gartennutzer zum Opfer fallen, wird oft zu wenig bedacht.

Was im Haus gilt, also saubere, aufgeräumte Räume ohne Staub oder sogar Dreckspuren, das lässt sich nicht auf den Garten übertragen. Hier darf es unordentlich sein. Ein Asthaufen in einer Gartenecke, gesammelte Steine locker aufgeschichtet und vor allem Laub, viel Laub unter allen Büschen, Stauden und in den Rabatten und Beeten, das bietet Lebensraum für ganz viele Gartenbewohner. Ob sie nun Schlafmützen sind und erst im Frühling wieder zum Vorschein kommen oder einfach froststarr irgendwo ausharren, einen geschützten Platz brauchen sie alle.

Nicht mehr lange, und der Igel verzieht sich in sein Winterquartier.

Schauen wir uns doch dieses Völklein einmal genauer an, das unseren Garten jetzt genauso schätzt wie wir im Sommer. Da wäre mal der Igel, der sich gerne unter grossen, mit Ästen verstärkten Laubhaufen, unter einem Gartenhäuschen oder in einem Holzstapel verkriecht für einen langen Winterschlaf. Alle drei bis vier Monate wacht er mal auf für einen Toilettengang. Igel, die tagsüber in der Kälte umherirren, sind krank und sollten am besten in einer Igelstation abgegeben werden – fürs Erste wohl versorgt mit einer Portion Katzenfutter.

Langschläfer haben auch mal Hunger

Auch Haselmäuse und Siebenschläfer sind Langschläfer. Maulwurf und Eichhörnchen hingegen bekommen ab und zu Hunger, wobei beide Tierarten auf im Herbst gesammelte und vergrabene Vorräte zurückgreifen können. Eichhörnchen nutzen gerne leere, saubere Nistkästen als Winterquartier und bedienen sich nachts auch mal am Körnervorrat in einem Futterhäuschen für Vögel.

Ein ganz besonderer «Vogel» besetzt da ein Futterhäuschen.

Laubhaufen bieten Kröten, Eidechsen und Käfern, zum Beispiel Marienkäfern, Schutz vor der Kälte. Auch Holzbeigen werden gerne genutzt, sogar von Schmetterlingen. Wie so ein zartes Wesen, ein Zitronenfalter oder Kleiner Fuchs, nur notdürftig geschützt in einer Holzspalte, Kälte und Schneeschauer überstehen kann, um dann tanzend die ersten Sonnenstrahlen im Frühling zu begrüssen, ist ein kleines Wunder.

Blindschleichen sind gesellige Schläfer

Blindschleichen haben es im Winter gerne gesellig und überwintern in ganzen Gruppen im Kompost, im Schutz der Wurzeln eines Strauches oder in einem Erdloch. Es ist ziemlich überraschend, wenn man im Frühjahr beim Aufräumen einer Pflanzenrabatte plötzlich mit einem Gewusel von Blindschleichen konfrontiert wird, wobei die Jüngsten, knapp fingerlang, wie Gold leuchten.

Hier hat sich im Handgriff eines Pflanzschäufelchens eine kleine Hummel einquartiert. (zvg)

Wer abgeblühte Stauden und Sommerblüher stehen lässt, bietet vielen Kleintieren wie Käfern, Schmetterlingsraupen, Insekten und Spinnen zuerst noch etwas Nahrung und später Schutz vor der Kälte. Hohle Stängel von Dill, Fenchel, wilder Möhre oder Brennnesseln sind geschätzte «Wohnröhren». Wildbienen überwintern meist als Eier, Larven oder Puppen, Mauerbienen auch ausgewachsen in selbst gebauten Kokons. Ein im Körper produziertes Frostschutzmittel schützt sie vor der Kälte.

Die beliebten «Bienenhotels» sind natürlich First Class-Unterkünfte. Aber, wie das Bild zeigt, das mir eine Freundin zugeschickt hat, auch der hohle Griff eines Gartenschäufelchens kann ein Winterquartier sein. Das von der kleinen Hummel mit einer gewissen Vehemenz verteidigt wurde: Nachdem ein erster Versuch durch Menschenhand «ausgeräumt» wurde, baute das kleine Insekt das Ganze einfach noch einmal. Genau dieser Griff musste es sein!

Die Beeren des Efeu sind bei Vögeln und anderen Tieren begehrt, sind sie doch dann reif, wenn kaum mehr Nahrung zu finden ist. (Alle Bilder, wenn nichts anderes vermerkt, von pixabay)

Wenn die Kleintiere und Vögel im Winter der Hunger plagt und alle Beerengehölze bereits «abgeerntet» sind, ist der Efeu, dessen Früchte etwa ab Januar reif werden, ein willkommenes Winterfutter. Also bitte, wenn nötig, erst im Frühling zurückschneiden. Dann kann auch all das Abgeblühte, das man im Herbst für die Überwinterungsgäste stehen gelassen hat, ganz leicht entfernt werden. Denn im Frühling ist alles schön morsch und man braucht die Gartenschere kaum. Und schon ist der Garten bereit für eine neue Saison – und für all die Gartenbegeisterten, die jetzt an der frischen Luft «ihre» Gartenwohnung wieder in Besitz nehmen können.

 

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