StartseiteMagazinKulturLautmalerei ganz wörtlich genommen

Lautmalerei ganz wörtlich genommen

Das Aargauer Kunsthaus zeigt über hundert Arbeiten von Christian Marclay

Splat! Boom! Shhh…Crash! Damit machen Comic-Zeichner Geräusche und Stimmung. Diese Wörter sind Christian Marclays Material aus dem er seine Kunst baut. Lautmalerei hat ihn seit den Anfängen immer wieder beschäftigt. Musik und Geräusch, Lärm und Töne bringt Marclay auf die Leinwände, mitunter auch auf ausgerissene Seiten von Comicbüchern, in Installationen. Dennoch, ausser dem Atem und den Schritten anderer, allenfalls dem Geräusch des Beamers gibt es keine realen Geräusche, keine Musik. Und doch ist die Ausstellung voller Sounds.

Gleich beim Eintritt in Marclays stille Welt steht mitten im Raum ein Röhrenfernseher drauf ein Polizist im Profil, der offenbar schimpft. Aus seinem Mund kommen Sprech- pardon, Seifenblasen. Eine frühe Arbeit, die ihr Pendant in der Seifenblasen-Maschine, die im Hof ihre leise Poesie in den Tag bläst.

Christian Marclay vor dem Teehaus-Pavillon

Im grössten Raum ein Pavillon, die „Skizze“ eines japanischen Teehauses, erklärt Gabrielle Hächler, Architektin die Konstruktion, in der hinter rohen Holzwänden Bildrollen, Marclays Interpretation seines Japan hängen. Etwas gross, diese Skizze, aber sie diene auch als Bühne für die zahlreichen Veranstaltungen, sagt Museumsdirektorin Madeleine Schuppli, die während der Ausstellung laufen, Künstlergespräche, Vokalinterpretationen (u.a. von Dorothee Schürch) von der Tuschzeichnung Manga Scroll, welche in einer zwanzig Meter langen Vitrine zu sehen ist. Marclay beabsichtigt, dass seine Werke aufgeführt werden. Der grosse Raum bietet mehr als das Teehaus: den Wänden entlang als Fries hat Marclay Fundstücke aus Kunst- und Musikkritiken zusammencollagiert. Sie sind in deutsch übersetzt, meist so hochgestochen-verblasene Worthülsen, dass sie perfekt ins Konzept der Lautmalerei passen. Musik, das Bild und das Wort werden von Marclay in ihrer Beziehung untersucht und zu erstaunlichen Ergebnissen ausgestaltet. Hier in Aarau ist alles Geräusch als Visualisierung, während Marclay durchaus mit Sounds arbeitet, er ist Künstler, Performer und Komponist.

Actions: Froosh Sploosh Wooosh Sskuusshh Splat Blortch (No. 2), 2014. Photo: © White Cube (George Darrell)

Die Serie Abstract Music, Schallplattencover, welche der Künstler mit Farben so erweitert hat, dass verborgen bleibt, wessen Musik sie einst trugen, bildet ebenfalls ein Fries über die Wände eines anderen Raums. Fundstücke begleiten den Künstler immer. So sucht und findet er im Alltag laufend neue Wörter, die mit ihren Buchstaben ein Geräusch darstellen, einen Laut malen: Auf Konsumgütern aller Art, Waschmitteln „Flash“ oder Kartoffelchips „Cric Croc“, Getränkedosen „Fizzz“ oder Leuchtreklamen. Oder auch „joop!“ auf Parfumflaschen entpuppt sich auf einmal nicht als Name, sondern eben als Lautmalerei. Wer die Projektion auf sich wirken lässt, wird auf dem Heimweg unweigerlich auf Passendes stossen. In einem zweiten Dunkelraum flirrt die Onomatopoesie computergesteuert über alle Wände, Beep! hundertfach in leuchtenden Farben hier und Pop – natürlich in Blasen – da. Die Bilder klingen, sprechen, rumpeln, aber Lautsprecher sind nirgends. Zum Glück. So entsteht die Musik im Kopf der Betrachter.

Grey Drip Door (The Electric Chair), 2006. Courtesy the artist and Paula Cooper Gallery, New York

Die neuesten grossformatigen Malereien scheinen bei der Titelgebung der Ausstellung Pate gestanden haben Actionheisst sie. Actionpainting wie einst Willem de Kooning oder Jackson Pollock hat Christian Marclay für sich adaptiert. Und mit seinen Comic-Wörtern im Siebdruckverfahren „beschriftet“. Wo sichtbar ein Schwall Farbe auf die Leinwand spritzte, steht das Wort für das Geräusch, was die Aktion hervorgerufen hat. Eine witzige und zugleich hintergründige Arbeit. Auch hier geht es um das Prinzip des Sampling, welches eher aus der Ton-Welt geläufig ist.

Im letzten Raum ist der Tod: Von Wharhol hat sich Maracay das Zeichen Silence aus dessen Siebdruck-Serie Electric Chair besorgt, jenes Silence welches über der Tür in der Todeszelle amerikanischer Hinrichtungsstätten steht. In Monochromen Tafeln verschwindet die Schrift.

Vernissage am 29. August 18 Uhr im Aargauer Kunsthaus, Aarau
Bis 15. November
Zur Ausstellung ist ein Katalog für 50 Franken erschienen
Teehaus-Gespräche, Vocal-Performances, Künstlergespräch, Führungen etc.: die Daten finden Sie hier

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