StartseiteMagazinKolumnenNamen. Nicht Schall, nicht Rauch

Namen. Nicht Schall, nicht Rauch

Der eine, Heinrich Kramer, ist ein Autor. Er hat sein weltweit bekanntestes Werk im Jahre 1486 in Speyer veröffentlicht.

Es ist auch heute noch in einer kommentierten Neuauflage als dtv-Taschenbuch zu erwerben und kostet 17, 90 €.

Der andere, Georg Golser, hielt von diesem Autor und seinem Werk nichts. In einem Brief an seinen Freund schrieb er im gleichen Jahre 1486 er über ihn: „Mich verdriesst der Mönch gar sehr … Ich habe ihm geraten, dass er in sein Kloster ziehen und dort bleiben soll. Er selbst scheint mir wirklich verrückt zu sein.“

„Die Kutte macht den Mönch nicht aus“

Der eine, Heinrich Kramer, im Elsass geboren, hatte später seinen Namen wie es seinerzeit üblich war latinisiert, und hat sich darum auch unter „Heinrich Institoris“ im wahrsten Sinne des Wortes einen Namen gemacht.

Als Jugendlicher trat er in den Orden der Dominikaner ein, studierte Philosophie und Theologie, und zeigte schon sehr früh eine Neigung zum Ermitteln und Verhören. Zum Inquisitieren.

Heinrich Kramer lieferte den Entwurf für die päpstliche Bulle <Summis desiderantes affectibus> [deutsch: „In unserem sehnlichsten Wunsch“], die so genannte Hexenbulle, die auf Kramers Betreiben vom damaligen Papst herausgegeben wurde. Damit bestätigte der Papst die Existenz der Hexerei.

„Wenn Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht“

Der andere, Georg Golser, in Österreich geboren, studierte in Wien „Kirchenrecht“. Nach einem jahrelangem Streit wurde er zum Bischof von Brixen ernannt. Vier Jahre später kam Heinrich Kramer mit der Hexenbulle des Papstes auch in seinen Sprengel.

Golser stand der Inquisition sehr skeptisch gegenüber, doch gegen Kramer, legitimiert durch den Vatikan, konnte er wenig ausrichten.

Der juristisch gebildete Bischof machte dem Inquisitor zur Auflage, bei allen inquisitorischen Verfahren die geltenden Rechtsnormen streng zu beachten und penibel einzuhalten.

Und genau das tat er nicht.

Kramer zog es nach Innsbruck, rief dort dazu auf, ihm Personen zu melden, die der Hexerei zu verdächtigen sind.

Von den 40 Frauen und zwei Männern, die in Verdacht gerieten, wurden sieben Frauen festgenommen, verhört und eingekerkert. Die Berichte über die Art der Prozessführung, nämlich unter Einsatz der Folter ausschliesslich den Schuldspruch anzustreben, veranlassten Bischof Golser, energisch gegen den selbsternannten Inquisitor einzuschreiten.

„Nun sag. Wie hast Du’s mit der Religion?“

Weil jedoch Kramer nicht daran dachte aufzugeben, liess Bischof Golser ihm ein Schreiben zugehen, das eine ultimative Aufforderung zum Verlassen des Sprengels enthielt. Verzögere sich die Abreise, könne er die Sicherheit des Mönchs nicht garantieren, sollten die Freunde und Angehörigen der verdächtigten Frauen gegen ihn vorgehen. Kramer solle umgehend zurück in sein Kloster gehen und andere nicht länger belästigen.

Heinrich (Institoris) Kramer gab sich geschlagen. Man schrieb das Jahr 1486. Kurz darauf wurde das Buch <Hexenhammer> in Speyer veröffentlicht. – Verfasser: Heinrich Kramer.

Das Werk leitete weitere Inquisitoren dazu an, Zehntausende Frauen als Hexen zu erkennen, aufs Peinlichste zu befragen und dann dem Tod zuzuführen.

Wo die Zivilcourage keine Heimat hat, reicht die Freiheit nicht weit

Heinrich Kramer: sein Name ist ganz und gar nicht „Schall und Rauch.“ Und man wünscht sich, dass der 76-jährige Argentinier Jorge Mario Bergoglio, der als Papst den Namen Franziskus I. trägt, jenen Teil der Geschichte seiner Kirche kennt, die mit Kramers Namen eng verbunden ist.

Daneben aber auch den Namen Golser, und den Namen – nun kommt noch ein Dritter hinzu – des Arztes und Juristen Dr. Johann Merwais von Wendlingen.

Merwais wurde von Bischof Golser beauftragt, in Innsbruck die verhafteten und angeklagten Frauen offiziell zu verteidigen, entgegen den Protesten Kramers.

In einem lautstarken Wortgefecht bezeichnete er den gnadenlosen Inquisitor als „suspekt“ und besessen, wies die Angeklagten an, dessen Fragen nicht zu beantworten, plädierte auf Freispruch und forderte, an Stelle der Angeklagten Kramer selbst in Gewahrsam zu nehmen.

Das nennt man Zivilcourage.

„Das Vergangene ist nie tot. Es ist nicht einmal vergangen“

Das „Zeitalter der kollektiven Ängste“, wie ein Historiker es nennt – Angst vor Pest, Krieg, Finsternis, Folter, Sarazenen und Ketzer – ist unauslöschbar nicht nur in die Geschichte der Kirche eingegangen.
Was hat man daraus gelernt? Neue „Hexenhämmer“ wurden erfunden seitdem das Buch im Jahre 1486 erschienen ist. Sie sind zwar nicht so „bocksfüssig“ gehalten wie das Original, doch mit ihren weltweiten grausamen Auswirkungen bis in unsere Gegenwart hinein stehen sie wirklich nicht nach.

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