Fangen wir ganz aktuell an: Der amerikanische Präsident habe Aura, schrieb eine grosse Zeitung, als Barack Obama in Berlin vor dem Berliner Publikum seinen Kittel auszog. Nun, eine Aura von Macht umgibt ihn sicher, diesen mächtigen Mann, aber es ist sein Charisma, was die Massen begeisterte. Er ist nicht abgehoben, thront nicht weit über dem Volk.
Auch ein Berg kann thronen, über einem See, über einer Landschaft. Wenn jemand aber schreibt, ein Berg throne majestätisch in den blauen Himmel, dann hat er das rechte Wort am rechten Platz verfehlt. Dieser Berg ragt in den Himmel.
Falsche Wortwahl
Da wird ein Geldtransporter überfallen, ein zweiter aber blieb versehrt. Versehren ist ein altes, kaum mehr gebräuchliches Wort und heisst verletzen oder beschädigen. Immer noch in Gebrauch ist allerdings die Negation: Unversehrt. Wobei der Ausdruck sich kaum an ein Auto koppeln lässt. Dieses bleibt allenfalls unbeschädigt. Und im Falle des zweiten Geldtranporters drückt ja das Verb «blieb» aus, dass ihm nichts geschehen ist. Also falsche Wortwahl.
Manchmal kommt es einfach auf den Blickwinkel an: Beim Satz Ein Vogel setzt sich auf dem Balkongeländer wurde ganz einfach die aktive Form mit der passiven verwechselt. Aktiv: Ein Vogel setzt sich auf das Geländer, passiv: Er sitzt auf dem Geländer.
Flüchtigkeitsfehler
Solche Fehler finden sich häufig in den Zeitungen. Nicht, weil die Journalisten kein Deutsch könnten, nein, sie haben im Nachhinein einfach den Satz verändert. «Setzt sich» und «sitzt» sind schnell getauscht, der Rest des Satzes blieb in der Eile ungelesen. Das kann jedem passieren. Eine Frage aber bleibt: Wo war da das Korrektorat?
Bleiben wir bei den Vögeln. Wenn ein Areal freigegeben wird für das Gefieder, muss das recht lustig aussehen. So ein ganzes Feld voller Federn. Ob da wohl Kissenschlachten angeboten werden? Wahrscheinlicher ist, dass da von falschen Federn berichtet wird, und eigentlich das Geflügel oder das Federvieh, wahlweise auch das gefiederten Volk gemeint waren.
«Regentiefe» Böden
Ebenfalls auf dem Lande konnten bei dem schlechten Wetter der letzten Wochen die Bauern mit ihren Maschinen nicht mehr auf den Feldern arbeiten, weil die Böden zu tief waren. Als Kinder haben wir mal versucht, ein Loch zu graben, in der Hoffnung, in Australien wieder ans Licht zu kommen. Deshalb kann ich aus Erfahrung sagen: Ja, die Böden sind tief, auch bei trockenem Wetter. Aktuell aber waren die Böden zu nass oder zu schwer und die Maschinen sanken zu tief ein.
Zum Schluss noch ein richtig sprachlicher Schnitzer. Da bekommt jemand eine Stelle wegen seiner Sprachfähigkeiten. Nun, fähig zu sprechen sind wir fast alle, manche etwas verständlicher als andere. Und wer dazu noch gute Sprachkenntnisse hat, wird bei der Stellensuche sicher bevorzugt. Und Journalisten, die sollten darüber hinaus noch schreibfähig sein – und logisch denkfähig.