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Bin ich Krösus, oder was?

Krösus,der sagenumwobene König Lydiens, ist im Jahr 547 v. Chr. gestorben.

Bekannt war er für seinen extremen, unermesslichen Reichtum. Sein Reichtum war so enorm gross, dass sein Name bis heute sprichwörtlich für reiche Leute verwendet wird, die noch um ein Vielfaches reicher sind als die Superreichen.

Midas

ebenfalls ein sagenumwobener König, soll rund 200 Jahre vor Krösus gelebt haben. Er herrschte über das Grossreich Phrygien, und auch er soll steinreich gewesen sein. Reicher als alle Reichen in der damals bekannten Welt.
Midas hatte – erzählt die Legende – bei Gott Dionysos einen Wunsch frei und überlegte nicht lange: „Es soll alles, was ich berühre, zu Gold werden“. Und das Wunder geschah tatsächlich: Was der König auch anfasste, wandelte sich in seinen Händen zu Gold.

Die Erfüllung seines Wunsches, heisst es, machte ihn allerdings todunglücklich.

Timon

Timon war kein König. Seinen Namen findet man in keinem Geschichtsbuch, am ehesten noch in der Literaturgeschichte.
War ehedem von ihm die Rede, dann so: „O Midas, o Krösus, o Schatz des Delphischen Tempels, wie nichts seid ihr gegen Timon und Timons Reichtum! Der Persische König selbst kann nicht mit ihm verglichen sein.“

Timon also, der Superkrösus.

Mit diesen drei Grössen können die heutigen Krösusse (kein Fehler! Den Plural erlaubt der Duden) mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht mithalten.

Das US-Wirtschaftsmagazin „Forbes“

veröffentlicht alljährlich die Liste der reichsten Menschen der Welt. Sie wird (Stand: 2013) angeführt von dem Amerikaner Bill Gates. Ihm folgen auf den Plätzen zwei und drei  Carlos Slim, ein Mexikaner und der Spanier Amancio Ortega. Dollar-Milliardäre.
Der wissenschaftliche Finanzen-Blog behauptet: „Noch nie[!] gab es weltweit so viele Milliardäre …“

Die „Forbes“-Liste der reichsten Menschen der Welt umfasst im Jahr 2013 weltweit „1. 426 Milliardäre mit einem Nettovermögen von über 5, 4 Billionen Dollar – ein Rekord.“
Es folgt dann eine Liste mit den Namen der 500 reichsten Menschen der Welt.

Keine Schimpftiraden auf die Reichen unserer Zeit.

Von diesen fünfhundert soll nun genauso wenig die Rede sein wie von Midas und Krösus. Es geht hier nicht um CHF,  € oder $. Auch wird es keine schmähliche Reichtums-Bemerkungen zu lesen geben, keine Schimpftiraden auf die Reichen unserer Zeit. Dazu gibt es eh nichts Neues mehr zu sagen.

Neu mag für manche(n) dieser Timon sein.

Sein Entdecker war ein gewisser Lukian von Samosata. Ein freier Schriftsteller, ein Satiriker, geboren um das Jahr 120 n. Chr. Der Grieche war in der Mittelmeerwelt zu Hause.

Ein Menschenfeind namens Timon.

Unter den vielen Werken, die unter Lukians Namen aufgeführt werden, befindet sich auch das Stück «Timon oder Misanthrop». Der legendäre Menschenfeind Timon soll um 450 v. Chr. in Athen gelebt haben und zu unermesslichem Reichtum gekommen sein.
Gottvater Zeus persönlich befahl – unergründlich – seinen Dienern, Timon einen gewaltigen Schatz im Acker finden zu lassen, um ihn „wohlhabender als nur wohlhabend zu machen.“
Und siehe, es geschah so.

Lukian lässt in seinem Stück den wohlhabend gewordenen Timon sagen:

„Ich will diese ganze Landspitze kaufen, und einen Turm über meinen Schatz bauen, der gerade nicht mehr Raum haben soll als ich für mich allein brauche, dies soll meine Wohnung sein.“
Weiter: „Für all mein übriges Leben … verordne ich hiermit zum Grundgesetz: Mit keinem Menschen Umgang zu haben, keinen zu kennen, über alle hinwegzugehen. – Die Wörter Gast, Freund, Kamerad und Altar der Barmherzigkeit sollen keine Bedeutung haben. Und Mitleid mit einem Weinenden zu haben oder einem Dürftigen zu helfen soll Verbrechen und Umsturz der guten Sitten sein …Ich will keinen anderen Freund in der Welt haben als den Timon.“

Nach miserablen Erfahrungen

mit seinen Mitmenschen – was Wunder – zog sich Timon in die Einöde zurück und wurde ein Misanthrop. Er soll an einer Hüfterkrankung gestorben sein, die in Fäulnis überging, weil er keinen Arzt zu sich liess.

Lukian lässt Timon sagen: „Ja, sogar im Tode soll Timon von keinem anderen Menschen als von sich selbst Abschied nehmen … Ich will gern stolz darauf sein den schönen Namen Menschenfeind zu führen.

Mürrisches Wesen, Grobheit, Brutalität und Unmenschlichkeit sollen die Kennzeichen meines Charakters sein.“

Wirtschaftspsychologen machten eine Umfrage „Wie viele Glückspunkte geben Sie sich?“ Vorgegeben war eine Skala von minus 100 bis plus 100.

Während sich bei den Befragten mit einem Vermögen bis zu 100 000 € insgesamt 11, 6 Glückspunkte ergaben, kamen die Millionäre auf einen dreimal so hohen Wert, nämlich
36,3 Glückspunkte.

Der Umfrage zufolge fehlt selbst bei glücklichen Millionären ein unerledigter Rest von einigen Glückspunkten.

*

Anmerkung: Der Schriftsteller Lukian von Samosata hat mit seinem Stück die europäische Kultur beeinflusst, wofür allein schon die Namen Shakespeare und dessen Tragödie „Timon von Athen“ und Molières Komödie „Le Misanthrope“ stehen.

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