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Papierwerke in Solothurn

In einer reizvollen Spannung zwischen Kunstwerk und Handwerk stehen die «Papierwerke» von Ruedi Fluri, kunstvoll und mit handwerklichem Geschick hergestellt.

Papier ist ein Material, das sich im Alltag vielseitig verwenden lässt, aber auch die Kunst benutzt es seit Urzeiten. Papier ist jedoch nicht immer gleich. Schreibpapier hat eine andere Konsistenz als Zeichenpapier, Verpackungsmaterial ist je nach Verwendungszweck dünn und fein oder stabil wie der Karton von Umzugsschachteln.

Knitterwerk (2014), 2.65m hoch

Ruedi Fluri wählt sein Material nach dem Gesichtspunkt aus, was er damit anfangen kann. Er erforscht die Möglichkeiten von Form und Material. «Ich probiere gern etwas aus», sagt der Künstler im Gespräch, «auch die Form entwickelt sich nach und nach. Ob sich runde oder ovale ‹Fenster› bilden, ist eine Folge der Beschaffenheit des Papiers, es ist nicht geplant.» Der Künstler begibt sich in einen Prozess, er verhilft dem Werk zu seiner Entstehung, zugleich lässt er sich leiten von den Eigenschaften des Materials und von den Möglichkeiten der Form. Und er fordert das Material heraus: Wieviel Spannung hält ein Papierstreifen aus, wie weit lässt sich der Karton biegen, ohne zu knicken. Daraus können massive Bauwerke entstehen, die wie ein Kiosk mit geschlossenen Fenstern wirken oder grosse und doch filigrane Objekte, die an der Wand hängen, aber nach Belieben in ihrer Form verändert werden können («Zugobjekte»).

Das Thema «Verwandlung» interessiert nämlich den Künstler ebenso sehr wie Material und dessen Eigenschaften. Papier oder Pappe fällt ja auch als Rest zum Wegwerfen an. Durch Verwandlung lässt sich vielleicht noch etwas Neues daraus schaffen: Aus mehreren Innenrollen, die dem Toilettenpapier Halt geben, hat Fluri eine (sehr kurze) Kette geschaffen, indem er sie am richtigen Ort eingeschnitten und zusammengefügt hat.

   

Zwei Atelieraufnahmen

So entstehen die überraschendsten Objekte: zarte, durchsichtige, aus Papier geschnittene Kugeln, Zylinder oder etwas, das wie ein Zauberhut erscheint. Viele Objekte können nicht eindeutig bekannten Gegenständen zugeordnet werden. Das müssen sie auch nicht, denn Kunst ist bekanntlich frei. Auffällig ist jedoch, dass viele Objekte an Bauwerke, besser gesagt: an Modelle von Gebäuden erinnern. Auf einem Tisch ist ein Ensemble einiger dieser Objekte zusammengestellt, das wie das Modell einer futuristischen Stadt wirkt und auch diesen Titel trägt: Urbane Modell-Landschaft (2011 – 2014).

An vielen kleineren Objekten wird Fluris Humor und Sinn fürs Spielerische sichtbar: Eine runde Kugel mit raffiniert hergestellten Einbuchtungen in den drei Grundfarben lässt sich ohne weiteres als Spielzeug benutzen, wie der Künstler im Museum gleich selbst vorführt.

Farben setzt Ruedi Fluri sparsam ein. Er bevorzugt die drei Grundfarben Rot, Blau und Gelb, wie er erklärt. Je nach Material und Grösse benutzt er Farbstifte oder arbeitet mit dem Pinsel. Die elegante Leichtigkeit der Farbschlaufe fasziniert.

Farbschlaufe in zwei Ansichten  (2014, Grösse: 40x40x40 cm)

Das grösste Ausstellungsobjekt steht auf der Wiese vor dem Museum: «Stampfwerk». Es besteht aus altem Zeitungspapier, das gut befeuchtet in Pflanzenkübeln gestampft wurde. Die daraus entstandenen Kuben wurden am Eröffnungstag zu einem Turm zusammengesetzt. Zur Realisierung dieser «social structure» konnte der Künstler auf die Unterstützung vieler Helferinnen und Helfer zählen, die Freude am Betrachten wurde durch Mitmachen verstärkt.

Stampfwerk (2014)

Der Solothurner Ruedi Fluri, 1948 geboren, hat als junger Mann eine Lehre als Bauzeichner und anschliessend als Industrie-Designer absolviert und zunächst selbständig gearbeitet. Von 1981 bis 2007 arbeitete er auch als Lehrer, zuletzt als Dozent an der Hochschule für Gestaltung Zürich. Er bezeichnet sich heute als Objektmacher, Lehrer, Designer. Dass Papier in jeder Form für Fluri von besonderem Wert ist, zeigt der Titel einer seiner Arbeiten aus dem Jahre 2010: «Papier als Grundnahrungsmittel für die Fantasie». Dieses Objekt ist in den angrenzenden Räumen in «Accrochage», einer ergänzenden Schau, zu sehen. Das Kunstmuseum pflegt nämlich einen äusserst reizvollen Brauch: Die ausstellenden Künstler dürfen aus den Beständen des Museums Werke auswählen, von denen sie meinen, dass sie die gezeigten Objekte ergänzen, kontrastieren oder aus neuem Blickwinkel beleuchten. Es lohnt sich sehr, diese Zusatzschau anschliessend zu besuchen.

Papier eignet sich sehr gut, um selbst zu experimentieren. Das Museum bietet Führungen und Workshops für Kinder und Erwachsene zusammen mit dem Künstler an.

Die Ausstellung im Kunstmuseum Solothurn dauert noch bis 02. November 2014.

Fotos: Alexander Jaquemet, Erlach / © Kunstmuseum Solothurn

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