und beeindruckte mit subtilem Humor.
Sie war weder ein Glamour-Girl, noch stand sie im Fokus der Boulevardpresse, noch der Fernsehkritiker. Sie war zu distanziert, zu solide, zu streng in ihrem journalistischen Selbstverständnis. Schlicht: zurückhaltend, aber äusserst verlässlich. Sie zelebrierte nicht Nachrichten, sondern sie vermittelte das Geschehen in der Schweiz, in der Welt gradlinig, schnörkellos; sie diente einer unverbrüchlichen Passion: der ungefärbten Information. Ein wahrer Gegensatz zu heute, wo viele Moderatorinnen und Moderatoren nur sich selbst zu inszenieren trachten. Es war weder eine Sensation noch ein riesiges Medienereignis, als sie im Februar 1980 das erste Mal um 19:30 Uhr zur Hauptausgabe der Tagesschau im neuen Studio sass.
Marie Theres Guggisberg nahm es auch in Kauf, dass sie quasi freischwebend im Studio auf einem Stuhl zu moderieren hatte, obwohl sie sich in dieser Inszenierung nie ganz zu Hause fühlte, zu ausgestellt, zu sehr nach vorne gerückt. Es war auch nicht ihre Welt. Der Zwang zur bedingungslosen Bebilderung der Nachrichten entsprach nicht ihrem analytischen Anspruch. Der Ton in der Redaktion war ihr auch zu rau. Die täglichen Auseinandersetzungen um die Relevanz der Themen, um die Fragen, was zuerst gesendet, mit welcher Story die Tagesschau aufgemacht werden sollte, war ihre erste Sache nicht. Doch unvergesslich ist mir eines: ihr leiser, ganz subtiler Humor.
Dass sie es dennoch wagte und sich dennoch der Faszination des Mediums Fernsehen nicht zu entziehen vermochte, war wohl das Verdienst des damaligen Tagesschau-Chefs Hermann Schlapp. Er suchte akademisch gebildete Journalisten, er wollte heben, was das Medium nie zu leisten vermag: die vertiefte, gesprochene Analyse. Sie strich nach nur einem Jahr, wie später auch Schlapp, die Segel. Stieg in die Kommunikationsberatung ein und fühlte sich wohl im Umfeld klar geordneter Systeme, sie wurde unter anderem Kommunikationschefin im Generalstab der Armee.
Marie-Therese Guggisberg starb 71-jährig in Zürich.
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