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Der freischaffende Zitherer

Lorenz Mühlemann, Lehrer und Musikant, hat 1999 in Trachselwald im Emmental das einzige Zithermuseum in der Schweiz eröffnet.

Seither widmet er sich vollamtlich seiner Leidenschaft für diese Musik , die das Gemüt berührt. Und engagiert sich für dieses Instrument, das wir alle zu kennen meinen, von dem wir aber so wenig wissen.

Eine Freundin hatte kürzlich an ihrem achtzigsten Geburtstag als Überraschung für die Gäste Lorenz Mühlemann eingeladen. Er brachte Instrumente mit, er beschrieb und erklärte sie mit Fachwissen und Humor. Das Wichtigste aber war, dass er die Saiten zupfte und herzerwärmend zum Klingen brachte!

Wegweiser zum Zither-Kultur-Zentrum in Trachselwald

Einige von den Gästen bezauberte das so, dass sie sich aufmachten und Lorenz Mühlemann vor einigen Tagen in seinem Museum in Trachselwald besuchten.

Aus einem Holzklotz wird Musik

Welche Fülle, welcher Reichtum in der Herstellung, in der Dekoration, in der Entwicklung dieses Stückes Holz mit darauf gespannten Saiten! Aus einem Stein wurde Wasser, als Moses mit seinem Stab darauf schlug! Aus einem Holzklotz wird Musik, das können wir heute noch erleben! Mir erschien das Museum geradezu wie ein Gegenpol zu unserer kalten, perfekt funktionierenden, digitalisierten Welt. Da war Holz, da waren Töne, da war Wärme.

Und, die Zither vermittelt uns Geschichte! So bestaunten wir ein originales Exemplar eines „Häxeschit“, aus einem einzigen Holzstück erarbeitet, das um 1830 herum hergestellt und zum Erklingen gebracht wurde.

Blick in die Zither-Ausstellung in Trachselwald (Fotos: www.zither.ch)

Besonders berührend fand ich die originale Kinderzither, welche um 1900 herum hergestellt worden sein dürfte. Ich stelle mir die Kinder vor, die mit ihren Fingerlein die acht Stahlseiten bearbeiten. Vor allem originell ist das Klebebild auf der Zither, unter den Saiten. Es zeigt vor einem leuchtenden Weihnachtsbaum den Weihnachtsmann, der zwei Kindern eine kleine Zither bringt. Seiner Haltung nach zu urteilen, mit einem grossen Lob für gutes Betragen während des Jahres!

Was mich persönlich besonders faszinierte, war die Aussage unseres Gastgebers: „Die Zither hat die Musik demokratisiert“. Das hatte ich mir überhaupt noch nie überlegt, obwohl ich ja als ehemalige Politikerin immer wieder über Demokratie nachdenke.

Es gibt auch Streichzithern

Abgesehen von Berufsmusikern waren es auch früher die gehobenen Schichten, die sich Instrumente und Unterricht leisten konnten. Aber die „gewöhnlichen Leute“, von den Älplern, Knechten Mägden bis zu den Büezern in der anlaufenden Industrialisierung, fanden in der Zither ein ausdrucksstarkes Instrument, das ihnen zugänglich war. Von etwa 1870 bis 1930 datierte Mühlemann die hohe Zeit der Zither. Hier war es die Akkordzither, die sich durchsetzte. Sie spielen zu lernen ist, auch für Musikunkundige leicht möglich. Alle haben wir ja Melodien im Kopf. „Millionen von Menschen machten Musik“, sagte Mühlemann.

Was mich belustigte: Es gibt auch Streichzithern. In der Form Violinen nachempfunden, in der Handhabung Zupfinstrumente. Und warum gab es Streichzithern? Kurz ausgedrückt: Der Wettbewerb hält die Welt in Schwung, oder, noch etwas präziser ausgerückt: „Wir, die Zithern, sind so gut wie die Streichinstrumente und wir tönen auch so gut wie sie!“. Auch hier: nichts Neues unter der Sonne!

Zwei abschliessende Bemerkungen: Ich habe mir ein grosses, dickes, schweres Bilder- und Lesebuch von Lorenz Mühlemann über die Zither gekauft. Darin steht alles! Und: die nächste Reise unserer Gruppe ist schon festgelegt: nochmals ins Zithermuseum nach Trachselwald. Wir haben noch lange nicht alles gesehen und gehört von diesem spannenden Ausschnitt unserer Musik- und Sozialgeschichte!

Lorenz Mühlemann: „Die Zither. Ein Instrument der Volks-, Kunst- und Hausmusik. Katalog Schweizer Zither-Kulturzentrum, 2014, ISBN 978-3-9523397-3-2

Schweizer Zither-Kulturzentrum
Lorenz Mühlemann, Dorf, 3456 Trachselwald
Tel 034 431 55 55 / www.zither.ch / info@zither.ch
Museum, Restaurationen, Unterricht, Konzerte, Fachgeschäft

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