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Vom Diesel- zum Strommobil

Oder wenn plötzlich genügend Elektrizität verfügbar ist…

Erinnern wir uns doch. Vor fast 25 Jahren stand Adolf Ogi, der damalige Energie-Minister im Bundesrat, am Kochherd und demonstrierte der Schweizer Fernseh-Nation, wie wir effizient Eier kochen sollten. Seine damals propagierte legendäre Eierkochmethode war so einfach wie energiesparend: „Eier rein, zwei Fingerbreit Wasser und Deckel auf die Pfanne. Wenn das Wasser ordentlich sprudelt, Herd ausschalten und Restwärme nutzen.“ Der Spott war ihm so sicher wie ein markanter Eintrag dieses Auftritts in seiner Biografie.

Erinnern wir uns doch. Damals war eines angesagt: Strom sparen. Die 200O-Watt-Strategie war geboren. In der vergangenen Woche ist Green-City eröffnet worden, eine Gross-Siedlung in Zürich, in der die 2000-Watt-Strategie vollends umgesetzt worden ist. Gut Ding will offensichtlich Weile haben.

Und heute lesen wir täglich: Alle Automobilisten sollen runter vom Diesel, auch vom Benzin-Motor, umsteigen auf ein Elektro-Mobil. Das Autoland Deutschland ist in heller Aufregung. In unserem Nachbarland zirkulieren gegen 15 Millionen Diesel-Fahrzeuge. Weil die Diesel-Motoren weniger Brennstoff verbrauchen, sind sie Jahrzehnte lang als die ökologischeren Autos angeboten und sehr gut verkauft worden. Nun zeigte sich, dass BMW, Daimler Mercedes, VW und auch Audi ihre Diesel-Autos manipuliert haben, sie ökologischer bezeichnet haben, als sie wirklich waren. Nun drohen Gerichte mit Fahrverboten für Diesel-Fahrzeuge in den Innenstädten, wie in Stuttgart. Auf einem Diesel-Gipfel in Berlin konnten die Autobauer vorerst das Schlimmste abwenden. Sie haben Glück. Die bundesdeutschen Parteien sind vorsichtig, sie wollen es vor den Bundestags-Wahlen im September 2017 mit den Millionen deutschen Dieselfahrerinnen und -fahrern nicht unnötig verderben.

Erinnern wir uns: Die Atomlobby kämpfte in den 80er- und 90er-Jahren vehement für ihre Kernenergie. Die Atom-Katastrophe von Fukushima im Jahre 2011 brachte dann aber die definitive Wende. Erneuerbare Energien, wie Sonne, Wind, waren plötzlich auf der politischen Agenda.

Auch im Autoland Deutschland hat man interessanterweise schnell gehandelt. Die Energienutzung aus Sonne und Wind wurde heftig subventioniert. Fährt man durch die deutschen Lande, fällt auf, auf wie vielen Dächern Solaranlagen funkeln. Und plötzlich steht genügend Strom zur Verfügung. Deutschland kann auf die Elektromobilität umsteigen. Doch die deutsche Automobilbranche ist noch nicht so weit. Sie will ihre Milliarden-Investitionen in ihre neuesten diesel- und benzinbetriebenen Autos nicht einfach ans Bein streichen. Sie sollen noch über Jahre verkauft werden.

Und die Moral von der Geschichte. Schon damals, als Adolf Ogi Eier kochte, als die Atomlobby sich gegen den Ausstieg aus der Kernenergie mit aller Kraft stemmte, hat man es verpasst, auf die erneuerbaren Energien zu setzen. Spät, immerhin nicht zu spät, ist der Umstieg angelaufen. In Deutschland verläuft er schneller als in der Schweiz, als auch in Italien, wo gerade in diesem Sommer mit der Sonnenenergie das ganze Land bei Temperaturen von über 45 Grad hätte spielend versorgt werden können.

Und siehe da, jetzt kann sogar die Elektro-Mobilität vorangetrieben werden, auch wenn die Kernkraftwerke laufend vom Netz gehen. Situatives Entscheiden liegt uns immer näher, als ein politisches Handeln, das sich an der Zukunft orientiert.

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