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Cartoonist Hü ist auch Kunstmaler

Die Galerie am Eulachpark in Winterthur zeigt Kostproben aus Peter Hürzelers vielfältigem Schaffen als Maler, Linolschneider, Radierer und Cartoonist.

Wer von uns Senioren kennt nicht Hü, den Cartoonisten Peter Hürzeler. Mit seinen Comicfiguren EmilWilli und Moritz hat er uns regelmässig ein Schmunzeln ins Gesicht gezaubert. Doch kennen wir ihn auch als Künstler?

Der Ausstellungsflyer zeigt Peter Hürzeler inmitten seiner bunten Welt von Blumen, Stillleben, floralen Mustern, Landschaften, Holz- und Linolschnitten. Wer Zugang zu seinem Atelier hat, tritt in eine bunte Welt ein, in einen Farbenreichtum, der leuchtet und strahlt. Ein Farbenreichtum, dem man nach einem Augenschein draussen im buntfarbigen Garten ebenso begegnen kann.

Peter Hürzeler inmitten einer Auswahl seines vielfältigen Werks – in Händen ein Stück typischen Hü-Humors

Atelier und Wohnung von Peter Hürzeler befinden sich seit 2006 in der Fabriksiedlung Hard in Winterthur-Wülflingen. Die alte Spinnerei in der Tössschleife bei Wülflingen ist seit 1986 im Besitz der genossenschaftlich organisierten Gemeinschaft Hard AG, welche die Lebensbereiche Wohnen, Arbeiten und Kultur verbindet. Rund 120 Personen und 50 Gewerbebetriebe wohnen und arbeiten in den ehemaligen Fabrikgebäuden. Der grosse Garten wird von den Bewohnern gehegt und gepflegt. Er erinnert heute an ein Paradies und lässt dieharten Fabrikzeiten des 19. Jahrhunderts vergessen. Auch Peter Hürzeler tankt immer wieder Energie beim Hacken, Jäten, Schneiden und Pflanzen im Garten. Das Gespräch in der mit Reben umwachsenen Pergola bei grösster Sommerhitze bleibt mir in angenehmster Erinnerung.

Zinnien in allen Sommerfarben und als Schattenriss in Helldunkel auf dem T-Shirt des Künstlers Peter Hürzeler

Peter Hürzeler (*1940 in Zürich) lernte Dekorateur und begann bereits während der Lehrzeit Karikaturen zu zeichnen. 1959 publizierte der Nebelspalter erstmals eine Karikatur von . 27jährig machte er sich selbständig und wurde Berufs-Cartoonist. Neben dem Engagement beim Nebelspalter zeichnete er regelmässig für den Tages-Anzeiger, respektive für den Züritipp, die Comicfigur Emil (1970-2006), für den Landwirtschaftlichen Informationsdienst die Bauern-Comicfigur Moritz und für die Schweizer Illustrierte den Willi, einen Tell-Karikatur(1972-2015). 2016 gab Peter Hürzeler in Eigenregie sein Buch Tellspiele mit 261 Willi-Cartoons aus 43 Jahren heraus. Im Vorwort nennt der bekannte Filmer Rolf Lyssy die Sammlung: „Ein wahres Cartoon-Feuerwerk!“. Als Cartoonist kritisierte Hürzeler die Gesellschaft nicht nur mit gezeichneten Figuren, sondern auch mit bissigen Wortspielen. In drei Bildern erzählte er ganze Geschichten, mit einer Pointe, die der Leser kaum vorausahnen kann. Auch wenn heute diese Bildergeschichten nicht mehr alle aktuell sind, geben sie doch mit wenigen Strichen den Zeitgeist wieder.

Hü-Cartoons waren auch in der Werbung gefragt, zudem zeichnete er Trickfilme für das Schweizer Fernsehen, wie das CH-Magazin, den Kassensturz u.a. Seit 1983 wandte sich Peter Hürzeler neben seiner Tätigkeit als Cartoonist auch der Malerei und freien Grafik zu. Zuerst entstanden vor allem Stillleben und Landschaften. Diese anfänglich noch naturalistisch-impressionistischen Bilder wurden mit der Zeit zunehmend expressiver und bunter.

Durch mehrere Aufenthalte an der ligurischen Küste, in Marokko und Ägypten wurde für Hürzeler die üppige mediterrane Vegetation zur Inspirationsquelle. Zahlreiche Acrylbilder, Aquarelle, Radierungen, Linol- und Holzschnitte mit Palmensujets entstanden. Für den Künstler ist die Palme mit ihren ausladenden Wedeln ein Symbol für Entfaltung und Lebensfreude. Aber auch die Wälder, Wiesen und Gärten in seiner näheren Umgebung sind für ihn eine Fundgrube.

Ein Atelier voll üppiger Formen aus Gärten und Landschaften

Peter Hürzeler experimentiert mit stilisierten Formen von Pflanzen und Blüten und hat so eine eigene Formensprache entwickelt, mit welcher ihm ausdrucksstarke Kompositionen gelingen. In jüngster Zeit bevorzugt er Linolschnitte. Auch wenn die Linolschnitte mit schwarzer Farbe gedruckt sind, wirken die stilisiert dargestellten Pflanzen durch die Komposition, das Spiel mit den Formen, dem Hell und Dunkel plastisch, lebendig und farbig.

Peter Hürzeler beim fertigen eines Linolschnitts

Die kleine, aber feine Winterthurer Galerie am Eulachpark besteht seit 2013. Der Galerist Andreas Wolfensberger war während gut fünfzig Jahren als Fotograf unterwegs und publizierte mehrere Fotobücher und zahlreiche Reportagen in verschiedenen Magazinen. Der Stadt Winterthur, wo er seit 1975 wohnt, widmete er verschiedene Bildbände, wie Winterthur. Stadt im Umbruch. Fotografien von 1960 bis 2017 und wurde so zum Chronisten der Stadt. Als die Schliessung der Grossgiesserei Sulzer bevorstand, dokumentierte er in einem Schwarzweiss-Bildband (1993) die alten Fabrikhallen mit den Giessern bei der Arbeit. Auch seine Reisen nach Armenien, Polen und Ägypten zeugen von seinem Interesse an Menschen und Kulturen.

Die Galerie am Eulachpark befindet sich in der Giesserei, einem genossenschaftlich selbstverwaltetes Mehr-Generationen-Haus, da wo früher die Sulzer-Giesser arbeiteten. So bleibt der Galerist und Fotograf Andreas Wolfensberger verbunden mit den Menschen, die nun seine Galerie besuchen. Peter Hürzeler gehört zu seinen alten Freunden und es ist ihm ein besonderes Anliegen, nicht nur die bekannten Werke des Cartoonisten auszustellen, sondern auch seine künstlerische Seite bekannt zu machen.

Fotos: © Andreas Wolfensberger, Winterthur
Cartoons: © Peter Hürzeler
Galerie am Eulachpark, Ida-Sträuli-Strasse 73e, Giesserei, 8404 Winterthur
Vernissage: Samstag 22. September 2018, 14 – 19 Uhr; geöffnet: Sonntag, 23./30.9.2018, 11 – 19 Uhr, Samstag, 29.9./6.10.2018, 14 – 19 Uhr; Finissage: 7.10.2018, 11 – 18 Uhr. Peter Hürzeler ist an allen Tagen anwesend.

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