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Aspekte des Alterns heute

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Ludwig Hasler schreibt darüber, wie man in Würde und aktiv alt werden soll.

Der Herbst des Lebens hat im Verlauf der Zeiten verschiedene Gesichter und Erscheinungsformen angenommen. Unbestritten ist wohl, dass mit der Steigerung der Lebenserwartung heutzutage dieser Lebensabschnitt vielseitiger geworden ist. Oder, folgt man dem Autor Ludwig Hasler, geboren 1944, Philosoph und Physiker mit einem journalistisch-akademischen Doppelleben (wie der Verlag schreibt): es geht vor allem um ein Alter, das noch etwas vorhat. Ein Alter, das sich nicht mit blossen inaktiven Beschäftigungen begnügt, ein Alter vielmehr, das sich mit immer noch vielseitig tätigem Mitwirken an der Zukunft befasst.

In der Tat: Dass 90 Jahre Lebenserwartung wohl zur Norm wird, schenkt uns eine Periode von 25 Jahren, ohne dass wir auf Erwerbstätigkeit angewiesen sind. Unsere Grossväter konnten davon noch keine Ahnung haben. Die wenigen Jahre, die ihnen nach der Pensionierung verblieben, dienten der Beschaulichkeit, der Ruhe. Wenn sie dazu nicht noch von Krankheit gezeichnet waren, und wenn das Ersparte ausreichte, boten Reisen eine spannende Abwechslung. Der körperliche Verfall verlief bei manchen etwas rascher als heute. Andererseits durfte die frühere Generation des letzten Lebensabschnittes von der Achtung für die Altersweisheit, für die erworbene Lebenserfahrung profitieren. Doch Ludwig Hasler findet zu Recht, 25 Jahre Ferien mit Reisen, Erlebnisse sammeln und einfach nicht mehr etwas zu müssen, das sei vielleicht doch heutzutage nicht ganz das Gelbe vom Ei.

Umso mehr, als man aufgrund der ökonomischen Seite der demoskopischen Veränderungen wohl kaum damit rechnen kann, dass die komfortable Dreisäulen-Altersvorsorge noch lange Zeit vorhalten wird, ist sie doch heute schon arg in Bedrängnis. Umso wichtiger ist es, dass man im Alter noch etwas vorhat, dass man erkennt, wie sehr man immer noch einen Teil der Verantwortung für die Zukunft mitträgt. Auch wenn es lebenserfahrene alte Menschen gibt, welche noch immer aus ihrer eigenen gewohnten Sicht die Richtungen und Entwicklungen kritisieren und zu beeinflussen suchen, welche die Generation der heutigen aktiven Jungen bewegt. Ohne aktiv zu erkennen und verstehen zu versuchen, was sich unwiederbringlich geändert hat. Ohne sich zu erinnern, unter welchem ähnlichen Druck sie seinerzeit als junge Generation gestanden sind.

Ludwig Hasler. Bild © Tanja Gschwandl

Aus den Kapiteln in Ludwig Haslers Buch kann man schliessen, dass eigentlich die Verhältnisse etwas verschoben werden könnten. Es wäre denkbar, die Altersgrenze für die Pensionierung heraufzusetzen, damit das Kapital für die Altersversorgung besser ausreichen würde, weil mehr Erwerbstätige sich an der Sicherung von weniger lang auszubezahlenden Renten mit ihren Lohnprozenten beteiligen würden. Der Buchautor vertritt dieses Ansinnen in seinem Buch nicht, aber es ist eine der Schlussfolgerungen, die sich aus seinen Gedanken ableiten lassen. Was Hasler vertritt, ist die Forderung, Verantwortung zu übernehmen und sich in aktiver Tätigkeit für die Allgemeinheit zu engagieren, so lange das möglich ist. Und für die unter Umständen traurige Phase der Verkümmerung der geistigen Fähigkeiten, beginnend mit Vergesslichkeiten und im schlimmsten Falle mit zunehmender und schlimmstenfalls vollständiger Demenz empfiehlt er eine Art heiterer Gelassenheit. Oder, wie er es im Buch formuliert: «Am Ende hilft, wenn überhaupt, Galgenhumor, vornehmer gesagt: ironische Einwilligung in die Endlichkeit.»

Ludwig Hasler: Für ein Alter, das noch was vorhat. Mitwirken an der Zukunft.
Sachbuch-Verlag Rüffer und Rub, Zürich,
August 2019. ISBN 978-3-906304-53-3

Im ersten Teil seines Buches entwickelt Ludwig Hasler eine Dramaturgie des Alterns. Er schildert die positiven Aspekte der Gesundheit, der relativ hohen Vitalität, die ein längeres Leben ermöglichen. Die Bedrohungen verschweigt er keineswegs: Eine gewisse metaphysische Obdachlosigkeit, wie er es nennt; gemeint ist die Tatsache, dass die Aussicht auf ein Leben nach dem Tode und ähnliche religiöse oder philosophische Grundsätze ihre Bedeutung verloren haben.

Im zweiten Teil erörtert er die Frage, ob wir im Alter permanenten Urlaub sozusagen als Endverbraucher unserer Lebenschance geniessen oder als Akteure an der Zukunft mitbauen sollen.

Im dritten Teil schliesslich, wie bereits weiter oben angeführt, geht es darum, dass wir mit einer heiteren Gelassenheit die «Lizenz zu vertrotteln» (Hasler) wahrnehmen sollen.

Ludwig Hasler lebt selber vor, was er doziert. Der 75-Jährige ist ein weit herum gesuchter Referent und kommt als wortgewandter Redner, verständlich und adressatengerecht kommunizierend, bei der Hörerschaft an und wird von ihr verstanden. Dieselben Qualitäten weist auch sein Buch auf. Sein sprachlicher Ausdruck trifft die Sache und konkretisiert seine Botschaft. Seine Sätze sind nicht ohne einen gewissen sordinierten Witz, was seinen Text spannend und aussagekräftig lesen lässt. Man spürt, dass der Autor nicht um seiner selbst willen schreibt, sondern dass er seine Leserinnen, seine Leser direkt anspricht.

Zu Buch und Verlag

Ludwig Hasler

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