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Einsamkeit im Alter verhindern

Dieses Jahr zeichnete die Stiftung generationplus zwei Projekte mit dem «Eulen Award» aus: das Projekt «Anders Wohnen im Alter» in Oberrieden und Heidi Randegger, Präsidentin des Vereins «Mensch und Tier im Glück». Beide ausgezeichneten Projekte verfolgen auf unterschiedliche Weise das Ziel, Einsamkeit im Alter zu verhindern.

Die Stiftung generationplus wurde 2006 gegründet. Sie unterstützt – im Rahmen ihres alle zwei Jahre stattfindenden Preisausschreibens innovative Projekte, die zur Verbesserung der Lebensqualität und Autonomie der älteren Menschen beitragen. Zu diesem Zweck schrieb die Stiftung erstmals im Februar 2007 den «Eulen-Award» aus, dargestellt durch ein Eulenpaar als Symbol der Altersweisheit und zusätzlich mit 10’000 Franken dotiert. Seitdem erfolgte die Ausschreibung schon zum siebten Mal.

Auch dieses Jahr wurde wieder das innovativste Projekt mit dem «Eulen-Award» ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand am 21. November in Luzern statt. Den Hauptpreis von 10 000 Franken erhielt das Projekt «Anders Wohnen im Alter» in Oberrieden. Der Sonderpreis von 5000 Franken ging an Heidi Randegger, Gründerin und Präsidentin des Vereins «Mensch und Tier im Glück». Nachstehend veröffentlichen wir die beiden Laudationen.

Das Projekt „Anders Wohnen im Alter“ in Oberrieden

Ausgehend von Erlebnissen mit Bekannten und Verwandten, die trotz guter finanzieller Situation im Alte verbittert und vereinsamt in einer fürs Alter ungeeigneten Wohnsituation gelebt haben, entstand in Oberrieden das Projekt „Anders Wohnen im Alter“. Eine Gruppe von Menschen im Alter 50 plus wollte dabei folgende Ziele erreichen:

  • eine Siedlung, die den Bewohnern ermöglicht, ihren letzten Lebensabschnitt mit positiven Gefühlen in altersgerechter Infrastruktur aktiv zu gestalten;
  • der Hauptfokus soll auf das Gemeinschaftliche gelegt und das Private entsprechend dem im Alter geringeren Raumbedürfnis minimiert werden;
  • die Bewohner sollen Eigentümerstatus erhalten, ohne den Siedlungszweck durch Partikularinteressen von Stockwerkeigentum zu gefährden;
  • die Siedlung soll selbstverwaltet sein und Mitwirkung ermöglichen, was sich auch auf die Betriebskosten auswirkt;
  • das gemeinschaftliche Leben und die damit verbundenen Auseinandersetzungen und Debatten sollen gegen Vereinsamung und Passivität helfen sowie Geist und Denken aktivieren;
  • dazu soll ein Vertragswerk entwickelt werden, welches das Modell rechtlich und wirtschaftlich absichert;
  • die Siedlung soll hohe Anforderungen an die Gestaltung erfüllen und mit dem alten Weinbauernhaus mit Scheune ein Ensemble bilden, das sich gegen das Dorf hin offen zeigt und das Dorfbild positiv prägt.

Dazu ist erfolgreich ein umfangreiches Vertragswerk erarbeitet worden, bestehend aus Statuten, Aktionärsbindungsvertrag, Sicherungsvereinbarung und Investitionsvereinbarung. Arbeitsgruppen erarbeiteten Nutzungskonzepte für Bistro, Mehrzweckraum, Lounge, Werkstatt, Garten und Umgebung.

Preisübergabe an das Projekt «Anders Wohnen im Alter» (v.l.): Dr. Albert Wettstein, Präsident der Eulen-Award-Stiftung, Priska Schmidlin und Beat Vogt, Gründungsmitglieder von «Anders Wohnen im Alter», alt Nationalrat Toni Bortoluzzi, Präsident Stiftungsrat generationplus. 

Nach einem Architekturwettbewerb wurde zusammen mit dem Siegerteam ein standardisiertes Elementensystem entwickelt, das für den Innenausbau der Wohnungen den Bewohnern viel Gestaltungsvarianten ermöglicht (Küchen und Nasszellenvarianten, Trennwände mit und ohne Türen, Wahl des Fussbodenbelags und der Wandausführungen).

Das Projekt ist weit fortgeschritten, die Realisierung gesichert. Der Gestaltungsplan ist genehmigt, und am 1. Juli 2019 ist die Baueingabe erfolgt. 85% der Wohnfläche ist vertraglich abgesichert an 59 Personen vergeben. Die zukünftige Bewohnerschaft finanziert als Aktionäre 35% der Siedlung, nur Bewohnerinnen und Bewohner sind Aktionäre. Die restlichen 65% der Kosten sind durch Hypotheken verschiedener Finanzinstitute garantiert.

Für die Lebensqualität der zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner ist entscheidend, dass eine umfassende Partizipation bereits in der Planungsphase gelebt worden ist und dies zu einer Gruppenbildung und Identifikation mit dem Siedlungskonzept geführt hat. Dadurch, dass alle anteilmässig an der ganzen Siedung beteiligt sind, können sie sowohl als Miteigentümer in der Generalversammlung der AG wie auch als Mieter in der Bewohnerversammlung und im Alltag in verschiedenen Arbeitsgruppen mitwirken.

Die Wettbewerbsjury sprach dem Projekt „Anders Wohnen im Alter“ den Hauptpreis von 10‘000 Franken zu, weil sie überzeugt ist, dass in dem partizipativ entwickelten Projekt ein vorbildliches Modell für Wohnen im Alter geschaffen wurde. Es verspricht, Einsamkeit im Alter zu verhindern, dies dank einer Beschränkung des individuellen Wohnraums und eines grosszügig zu nutzenden Gemeinschaftsbereichs und einer einzigartigen Kombination von rechtlicher Besitz-Struktur einer AG mit gemeinsamem Wohnen in einer Siedlung.

Sonderpreis an Tierfreundin Heidi Randegger

Heidi Randegger engagierte sich jahrelang im Tierrettungsdienst und Tierheimen und erfuhr dabei oft, wie viel Leid es Mensch und Tier brachte, durch Schicksalsschläge voneinander getrennt zu werden. Sie weiss aus persönlicher Erfahrung, wie wichtig Tiere gerade im Alter für Menschen sein können. Oft sind Tiere noch die einzigen Sozialpartner für ältere, gebrechliche Menschen. 2015 gründete sie deshalb den gemeinnützigen Verein „Mensch und Tier im Glück“ MuTiG. Der Verein vermittelt motivierte und hilfsbereite Freiwillige zur Unterstützung von älteren Menschen bei der allgemeinen Tierbetreuung, z.B. für regelmässige Hundespaziergänge, zur Fellpflege, zum Putzen von Käfigen von Vögeln oder Kleinnagern oder zur Unterstützung bei Tierarztbesuchen.

Übergabe des Sonderpreises an Heidi Randegger (Fotos: generationplus).

Ausserdem sucht der Verein geeignete Pflegepersonen, die ein Tier im Notfall aufnehmen können, bis es zu seinem alten Zuhause zurückkehren kann oder ein neues gefunden ist.

Zusätzlich werden Armutsbetroffene in ihrer Tierhaltung unterstützt, so dass die Tiere trotz der schwierigen Situation ihrer Halter ein artgerechtes Leben führen können. Dazu helfen gegebenenfalls auch Material- und Futterspenden durch den Verein.

Dank dem tatkräftigen Engagement von Heidi Randegger profitierten bisher 65 tierhaltende ältere Menschen und 105 Tiere von MuTiG, diesem schweizweit einzigartigen Pionierprojekt. Sie plant, dies weiter auszubauen und in anderen Regionen zu realisieren.

Die Stiftung Generation Plus ehrt mit dem Sonderpreis von 5000 Franken Heidi Randegger für ihren erfolgreichen Kampf gegen die Einsamkeit von Menschen im Alter, weil sie durch ihre Organisation MuTiG die tiergerechte Tierhaltung auch gebrechlichen Betagten ermöglicht, sodass diese länger mit ihren geliebten Haustieren zusammen leben können und damit weniger einsam sind.

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