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Kunst und mehr aus Afrika

Eine besondere Art Flickenteppiche aus Liegengelassenem, behaftet mit ambivalenten kolonialen und anderen geistigen Gedankenräumen des Afrikaners El Anatsui, zeigt das Kunstmuseum Bern.

Die Ausstellung ist bereits am 12. März 2020 eröffnet worden. Nach der Wiedereröffnung des Museums wird sie, vorgesehen bis am 21. Juni, nun bis in den Herbst verlängert.

Der 1944 in der Republik Ghana (damals noch britische Kolonie Goldküste) geborene Künstler lebt seit 1973 in Nigeria. Schon als Sekundarschüler hatte er Gespür und Können in den Bereichen Kunst und Design, gehörte er doch in eine Grossfamilie mit verschiedenen künstlerischen Begabungen aller Sparten. Seine künstlerische Karriere ist bemerkenswert; internationale Anerkennung ist ihm längst auch bis nach Europa sicher. Er ist zeitweise auch als Kunstvermittler und Dozent für Kunsterziehung an der University of Nigeria tätig gewesen.

Es sind hauptsächlich grossformatige, teppichartige, teils in Falten geraffte liegende oder hängende Metallskulpturen zu sehen. Spontan überrascht an den Wänden wie am Boden der verschiedenen Säle das leicht wirkende, textilartige Gewebe mit Falten und Wölbungen. Unerwartet lebendig und anregend wirken die Farben, fast ausnahmslos in hellen roten, grünen, manchmal goldfarbenen Tönen.

Gravity and Grace, 2010. Flaschenverschlüsse aus Aluminium und Kupferdraht 482 x 1120 cm. Collection of the artist Nsukka, Nigeria. © El Anatsui. Courtesy of the artist and Jack Shainman Gallery, New York

Schaut man genauer hin, entdeckt man die zahllosen Büchsendeckel, Flaschenteile, Aluminiumplättchen und-streifen; die Drähte, mit welchen alles festgemacht ist. Gerade diese Materialen, zu Hunderten miteinander zu einer grossen Skulptur verbunden, deuten auf das Mitgemeinte in diesen Werken. Da spürt man zum einen die masslose Wegwerf- und Abfallkultur, verknüpft zum anderen mit der auf eine besondere Art metaphysischen, nie konkreten Verknüpfung mit der im Unbewussten des Kontinents und seiner Menschen schlummernden, beinahe unwirklich anmutenden Erinnerung an die Kolonialzeit in Afrika. Zivilisatorische Umweltschäden und kaum überwundene Leiden werden verarbeitet – alles, was die Eroberer und Unterdrücker der ethnischen Ursprungs-Lebensformen dem Kontinent und den Menschen angetan haben, die dort daheim waren und ihre Kultur lebten.

Awakened, 2012. Gefundenes Aluminium und Kupferdraht 337,8 x 266,7 cm (einschliesslich Quasten). Privatsammlung, USA © El Anatsui. Courtesy of the artist and Jack Shainman Gallery, New York

El Anatsui beschäftigt sich auch mit diesen kulturellen und ethnischen Anfängen, davon zeugen sowohl seine Arbeiten mit Tinte, Farbe, Papier und vor allem mit archaisch anmutenden Holzplatten, Holzstapel und Mandala-artigen Formen und Sujets. Dankbar genug kann man gar nicht sein, dass es gelungen ist, diese in Kooperation mit dem Haus der Kunst in München von Okwui Enwezor und Chika Okeke-Agulu in Zusammenarbeit mit Kathleen Bühler vom Kunstmuseum Bern gestaltete Ausstellung bis in den Herbst zu verlängern.

Sacred Cows, 1982. Tinte auf Papier 27,5 x 23 cm. Collection of the artist Nsukka, Nigeria.
© El Anatsui. Courtesy of the artist and
Jack Shainman Gallery, New York

So viel Farbe, soviel lebensvolle Bewegung in Gestalt der Tapisserie-artigen farbenfrohen, zum Teil ausnehmend grossen Skulpturen voller Poesie und Leichtigkeit! Vielleicht ahnt man beim Aufnehmen aller Eindrücke, dass El Anatsui in seiner Werkstatt oft bis zu vierzig Personen an seinem Werk mitarbeiten liess. Was jedoch bewegt, ist nicht die Grösse, ja, die Monumentalität der Werke, sondern deren beschwingte und fast leicht schwebende Wirkung – obschon die verwendeten Materialien eigentlich eher eine mahnende Funktion haben könnten. Doch vielleicht ist es gerade auch dieser augenscheinliche Widerspruch, der die Wirkung von El Anatsuis Kunst noch verstärkt.

El Anatsui © Maximilian Geuter

Das kürzlich wieder offene Kunstmuseum Bern verlängert
bis 2. August die Ausstellung Teruko Yokoi und
bis 20. September Alles zerfällt.

Im Zentrum Paul Klee ist die Ausstellung mit Werken von Lee Krasner ebenfalls bis 16. August verlängert.

Im Kunstmuseum Bern bis Herbst 2020 geöffnet:
El Anatsui Triumphant Scale

Beitragsbild: El Anatsui, © Maximilian Greuter

 

 

 

 

 

 

 

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2 Kommentare

  1. Die völlig neuartigen Werke von El Anatsui gefallen mir wegen ihrer fast beschwingten Leichtigkeit, ihrer bunten Farbwirkung verbunden mit dem Hintergrund des geschichtlichen, wie sozialen Engagement dieses Künstlers aus Ghana.
    Alles von einer hohen künstlerischen Qualität, die der Betrachter gerne ansieht und die ihn zum Nachdenken anregt.

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