StartseiteMagazinKolumnenBleibt der liebe Gott aussen vor?

Bleibt der liebe Gott aussen vor?

Sind die Kirchen, die Religionsgemeinschaften während der Corona-Krise sprachlos geworden? Das dachte ich gelegentlich während der letzten Wochen. Nicht, dass ich gar nichts von ihnen gehört hätte. Sie wehrten sich dafür, dass wieder Gottesdienste abgehalten werden dürfen. In der Tagesschau sah man die Leader von Kirchen und Religionsgemeinschaften im gemeinsamen Anliegen geeint.

Auch das Informationsblatt der katholischen Kirche der Stadt Luzern erschien wie üblich und rollte das Programm von vierzehn Tagen, vom 21. Mai bis am 4. Juni aus.

In den verschiedenen Zeitungen der Sonntagspresse vom 24. Mai las ich Meldungen mit Titeln wie: «Innerschweizer Kirchen bieten «Kommunion to go» an.» Ein Artikel darüber, wie Angehörigen der Risikogruppe die Hostie auch in Corona-Zeiten abgegeben wird.

Reisserischer kam ein Artikel unter dem Titel «Der Papst und das grosse Geld daher». Es wird berichtet, dass durch die vatikanische Staatsanwaltschaft in einem «mutmasslichen Falle» von Betrug ermittelt wird. Wir werden mit Einzelheiten über «Machenschaften» informiert. In Bern ist ein Rechtshilfeersuchen eingegangen und das Bundesamt für Justiz hat dem Vatikan am 30. April Unterlagen übermittelt. Der Sachverhalt ist unübersichtlich, das Resultat der Untersuchungen bleibt abzuwarten.

Und wie zum Trost findet sich in einer Magazinbeilage noch ein Bericht über Wunderheilungen in Lourdes. Ein Schweizer Arzt, Mitglied des Expertengremiums, das unerklärliche Heilungen begutachtet, erzählt aufschlussreich und interessant aus seiner Tätigkeit. Aber solche Meldungen meine ich nicht, wenn ich von «Sprachlosigkeit» spreche. Zu normalen Zeiten hätte ich sie vielleicht nicht einmal zur Kenntnis genommen.

Ich meine auch nicht die Berichte über die vielen Aktionen und Projekte, die von kirchlichen und anderen religiösen Gruppen unter dem Titel Nächstenliebe, Solidarität, Diakonie durchgeführt werden. Das sind bewundernswerte Antworten auf die gegenwärtigen Bedürfnisse der Menschen. Sie kommen aus der ganzen Zivilgesellschaft und es ist zu hoffen, dass sie ein Teil dessen sind, was auch nach Ablauf der Krise Bestand haben wird.

Was suchte ich denn? Ich suchte nach etwas «Richtungweisendem», das über die Informationen, Erklärungen und Empfehlungen der staatlichen Behörden und der unzähligen Experten hinausging.

Und ich wurde fündig. Jeden Samstagabend wird auf SRF1 das «Wort zum Sonntag» gesprochen. Es wechseln sich Theologinnen und Theologen der verschiedenen christlichen Konfessionen ab. Gelegentlich bin ich Konsumentin und interessiere mich für diese «Kleinkunst der Verkündigung.» Denn eine bleibende Botschaft in wenige Minuten zu übermitteln, ist nicht so einfach, wie es scheinen könnte.

Und siehe da, das Stichwort vom letzten Samstag, 23.Mai, elektrisierte mich. «Navigationsschwierigkeiten» hiess es und gesprochen wurde der Beitrag vom evangelisch-reformierten Pfarrer Simon Gebs von Zollikon/ZH. Er lockte uns mit dem Beispiel des Navigationsgerätes im Auto auf seine Spur. Ein Ziel einzugeben, zu starten, am Ziel anzukommen sei uns zur Gewohnheit geworden. Und aus dieser Gewohnheit seien wir durch die Pandemie unsanft herausgeworfen worden.

Und dann brachte er ein Beispiel aus dem Alten Testament. Moses habe sein Volk aus Ägypten weggeführt, durch die Wüste, zuerst mit einem klaren Ziel. Dann sei ihnen der Kompass abhandengekommen und sie hätten die Orientierung verloren. Für eine Wegstrecke, die man heute in drei Wochen zurücklege, hätten sie eine unendlich viel längere Zeit benötigt, um an ihr Ziel zu gelangen.

Und wieder auf die heutige Zeit bezogen, sagte er: «Die Wüste gibt keine Antworten! Aber sie schafft Platz für Fragen». Und vielleicht könnten auch wir die heutige Zeit der Unsicherheit dazu nützen, unsere bisherigen Zielsetzungen zu überdenken!

Für mich ist dieses Bild der Wüste «richtungweisend». Gegenwärtig befinden wir uns in der Wüste, recht orientierungslos. Aber ich zweifle nicht daran, dass wir auch wieder hinausfinden werden.

Unterdessen hat der Bundesrat ab 28. Mai weitere Massnahmen gelockert. «Sämtliche Formen von Gottesdiensten und religiösen Feiern dürfen ab dann wieder stattfinden. Voraussetzung dazu: Präsenzlisten, Schutzkonzepte und die Einhaltung der Hygiene- und Verhaltensregeln.»

Das diesjährige Pfingstfest fällt auf den 31. Mai. Besser hätte das Timing des Bundesrates, wenigstens für den christlichen Feiertag, nicht sein können.

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3 Kommentare

  1. Aus eigenem Erleben kann ich sagen, dass mir die Wüste sehr wertvolle Antworten, ohne zu fragen, gegeben hat.

  2. ich habe das Wort zum Sonntag von Pfarrer Simon Gebs auch gehört und ich fand seine Worte passend und sehr gut.

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