Mapping Klee

Mapping bedeutet deutsch so viel wie kartographieren. Es kann auch im übertragenen Sinn bedeuten, den Künstler Paul Klee mit Orten seines Reisens und Wirkens und seinen Werken verbinden und das Charakteristische daran herausarbeiten.

Reisen bildet, das ist – oder war einmal – eine Binsenwahrheit, sofern man eben nicht einfach reist, um anzukommen. Es ist ein äusserst gehaltvolles und informationsreiches Konzept, das der Ausstellung Mapping Klee zugrunde liegt. Zum 15-jährigen Jubiläum des Zentrums Paul Klee in Bern zeigt Kurator Martin Waldmeier nebst den entspannenden Ferienreisen (die dennoch selten ohne Wirkung auf das Schaffen Klees bleiben) vor allem die bedeutendsten Bildungsreisen und -aufenthalte des differenziert und vielseitig schauenden und überlegenden Künstlers und Lehrers in Zusammenhang mit seiner fachlichen Entwicklung und mit deren Ergebnissen, seinen Werken.

Höhepunkte sind Paul Klees Aufenthalte in München (1898-1921), am Bauhaus in Dresden und Weimar (1921-1931) und zuletzt im sogenannten Exil in Bern, seiner eigentlichen Heimat (1933-1940). Von entscheidender Bedeutung für seine künstlerische Entwicklung wirken seine Reisen nach Tunesien (1914) und nach Ägypten (1928). Nicht nur die Begegnung mit den Ortschaften, Landschaften, Kulturen und Menschen seiner Reiseziele zeigen eine immer wieder verblüffende Wirkung in seinem Denken, in seinen künstlerischen Vorstellungen und Reflexionen, sondern auch die Besuche bei befreundeten oder sonstwie bekannten «Berufskollegen», deren Schaffen ihn anregen, deren Eigenarten er zum Teil ebenfalls in seinem Schaffen aufnimmt, dauerhaft oder eher kurzlebig, epigonal oder eigenständig weiter entwickelt.

Paul Klee, Côte de Provence 1, 1927, 229. Aquarell auf Papier auf Karton 15,1 x 23,5 cm. Zentrum Paul Klee, Bern

So wird er unter anderem in München Mitglied der Künstlergruppe Der Blaue Reiter und begegnet in Paris dem Kubismus. In seinen Tagebüchern und weiteren Notizen und Publikationen setzt er sich mit diesen geistigen Begegnungen auseinander. Das Eine nimmt er auf und entwickelt es weiter, das andere lässt er nach einigen Auseinandersetzungen mit Feder und Pinsel eher wieder beiseite.

In Tunesien 1914 ist seine stärkste entwicklungsbestimmende Erfahrung die Farbe in ihrer Verbindung mit Landschaft und Architektur; Klee spricht von Durchbruch zur Farbe. 1928 in Ägypten erwacht sein Sinn für das Geheimnisvolle der fremden und bis in die archaischen Vergangenheiten dokumentierte Kultur. Beide Erfahrungen werden in seinen Werken der nachfolgenden Zeit deutlich sichtbar. All das wird in der Konzeption der Ausstellung überzeugend dokumentiert, und manches, das man von Klees Gesamtwerk längst zu kennen glaubt, offenbart dabei eine neue, bisher verborgene Dimension im Zusammenhang mit den die Schaffensperiode prägenden Umständen und speziellen Erfahrungen.

Paul Klee, Insula dulcamara, 1938, 481. Öl- und Kleisterfarbe auf Papier und Jute; originale Rahmenleisten. 88 x 176 cm. Zentrum Paul Klee, Bern

Nebst den tatsächlichen Reisen des so gebildeten wie neugierigen Meisters zeigt die Ausstellung auch die Reisen seiner Werke über die ganze Welt – eine faszinierende Dokumentation der Rezeptionsgeschichte auch lange über seinen Tod hinaus und bis in die Gegenwart. Auf fesselnde Art zeigt sich gewissermassen als unsichtbarer Relief-Schatten auch die «Reise nach innen»: Klees Auseinandersetzung mit Erlebnissen, Erfahrungen und Begegnungen mit neuen Aspekten der Kunst. Man glaubt es in den Werken zu sehen, was er mit seiner Umwelt zu schaffen hat, im Guten und im weniger Erfreulichen seiner wechselnden Lebensumstände. Nicht nur die zahlreichen ironisierenden und oft auch sarkastischen bildnerischen Darstellungen, sondern auch die ernsthaften theoretischen Schriften und Entwürfe zeugen von einer nicht alltäglichen Vertiefung in das Sichtbare und das Unsichtbare, in die Dinge selbst und in das, was hinter ihnen liegt.

Zwei höchst hilfreiche, neuartige Ergänzungen erweitern das Verständnis für all diese Vorgänge und Eigenheiten dieses Mappings, dieser Kartographie eines künstlerischen Lebenswerks.

Das erste ist eine Podcast-Reihe, die anhand von fünf ausgewählten Reisen Einblick in Paul Klees künstlerische Entwicklung vom ratlosen Studenten zu einem der wichtigsten Künstler der Moderne dokumentiert. Daneben, weit ausführlicher, mit Bildfolgen illustriert, findet man ein Digitorial®, ein digitales Vermittlungsangebot, das durch die Verbindung von Bild, Text und Ton neue Wege der Vermittlung und Erzählung von Kunst eröffnet. Beides wirkt ebenso informativ wie ein Katalog und unterstützt vorzüglich das Wesen und die Besonderheiten dieser Ausstellung.

Die Ausstellung dauert bis am 24.01.2021.
Für weitere Informationen und zum Zugang zu den Podcasts und dem Digitorial:
Mapping Klee

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