Was können wir – jeder einzelne von uns – tun, damit unser Planet nicht durch einen Klimakollaps zugrunde geht? Christof Drexel zeigt uns in seinem Buch «Warum Meerschweinchen das Klima retten», wie das gehen kann.
Alle reden vom Klima – was aber kann der Einzelne dafür tun, um die Erderwärmung unter zwei Grad begrenzt zu halten? Im öffentlichen Diskurs geht es stets um staatlichen Massnahmen, um Absichtserklärungen zur Reduktion des C02 und um die finanziellen Beiträge, um diese Ziele zu erreichen. Um es gleich vorwegzunehmen: Meerschweinchen spielen dabei nur eine winzig kleine Rolle. Sie sind unter den Haustieren diejenigen, deren Haltung in der C02-Bilanz am besten abschneidet.
Christof Drexel, ein ausgewiesener Experte für die Probleme des Klimawandels, setzt in diesem Buch die «kleinen» Massnahmen in den Fokus. Einerseits will er dem verbreiteten Pessimismus entgegentreten: «Da kann man ja doch nichts machen», andererseits helfen verstaubte Stammtischsprüche: «Die da oben in der Regierung müssen es richten», auch nicht weiter.
Temperatur-Vergleich über 2000 Jahre Foto: Spitz / commons.wikimedia.org
Der Autor nimmt kein Blatt vor den Mund: «Allerdings rast unsere Zivilisation gerade wie ein Sportwagen mit 200 Sachen auf eine Haarnadelkurve zu – und denkt nicht daran zu bremsen.» Dass die Bedrohungen, die der Klimawandel mit sich bringt, lange verdrängt wurden, ist inzwischen weitherum bekannt und anerkannt. Knapp, aber klar erklärt Drexel, dass der jährliche Ausstoss der Treibhausgase bis 2040 um 80% gesenkt werden müsse. Er rechnet weiter: «Werden die im Jahre 2040 noch verträglichen Emissionen gerecht aufgeteilt, steht jeden Erdenbürger ein Emissionskontingent von rund einer Tonne C02-Äquivalent zur Verfügung.» – Anspruchsvoll, urteilt der Autor zu Recht.
Wo wir stehen
Weitere Faktoren, die unsere Zukunft beeinflussen werden, werden genannt, doch Drexels Ausführungen, wie wir alle zur Reduktion des C02-Ausstosses beitragen können, beruhen auf dieser Tonne, die ungefähr dem Ausstoss von C02 im Jahre 1900 entspricht. Wir können das Rad der Zeit nicht um 120 Jahre zurückdrehen. Zudem ist klar: Nachhaltige Veränderungen können sich nur von unten nach oben durchsetzen. Deshalb genügt es nicht, die Bedrohungen aufzuzählen, sondern Lösungswege sollten erkennbar sein – und akzeptiert werden.
Drexel sieht drei Strategien, die – gemeinsam umgesetzt – das Potential besitzen, das Ziel, eine Erwärmung des Planeten bei zwei Grad zu begrenzen, zumindest annähernd zu erreichen. Es sind: der Umstieg auf erneuerbare Energien, ein effizienterer Umgang mit Energie, sei es bei der Energieerzeugung, sei es sparsamerer Einsatz von Energie bei Heizung und Kühlung, und schliesslich Änderungen im Lebensstil von uns allen.
Um unseren Lebensstil geht es in diesem Buch hauptsächlich. Private Verhaltungsänderungen können nämlich ungefähr ein Drittel der angestrebten C02-Einsparungen, das sind ca. vier Tonnen, bewirken. Einsparungen will Drexel nicht als Einschränkungen verstanden wissen. – Er will uns einige Änderungen im Alltag und in unseren Gewohnheiten schmackhaft machen: «Vieles, was guttut, senkt auch die Kohlendioxid-Emissionen».
Was wir wollen
Das Buch ist in sieben Kapitel gleicher Struktur unterteilt: An drei fiktiven Personen aus verschiedenen Lebensbereichen zeigt der Autor auf, wie sie mit dem angestrebten Ziel umgehen. Angeschaut werden dabei die Themen Gesundheit, Genuss/Wohlbefinden, Gesellschaft/Soziales, Ersparnis und als letztes, worauf der Autor besonderen Wert legt: Entlastung/Befreiung: «Wie befreiend kann es sein zu entdecken, was man nicht braucht . . .»
Das Verdienst des Autors liegt darin, dass er in leicht verständlicher Sprache darlegt, wie der Ausstoss der Treibhausgase zu erklären ist und wie wir ihn gemeinsam reduzieren können. Was wir häppchenweise in den Medien hören oder lesen konnten, fasst Drexel klar und übersichtlich zusammen – und lässt uns zuweilen auch schmunzeln, z.B. über das Meerschweinchen, das am Ende jeden Kapitels zu einem Test bereitsteht. Viele Tatsachen sind uns bekannt.
Elektroauto an öffentlicher Ladesäule in Berlin (2013) Foto: Michael Movchin und Felix Müller / commons.wikimedia.org
Gerade im Kapitel Ernährung lesen wir, was sicher die meisten schon wissen: Die Herstellung von Fleisch benötigt das Zehnfache an Fläche für den Kalorienbedarf einer Person im Vergleich zu einem Getreideacker, auf dem direkt die Nahrung für eine Person wächst. Dabei vertritt Drexel keineswegs extreme Positionen. Er zeigt sachlich auf: Wer seine stark fleischhaltige Ernährung nicht aufgeben kann, verbraucht 2,4 Tonnen C02 pro Jahr, wer wenig Fleisch, viel Obst und Gemüse isst, verbraucht 0,8 t, ein enthaltsamer Veganer 0,4 t. – Drexel zeigt im Verlauf seiner Erörterungen aber auf, dass Enthaltsamkeit und rigoroses Sparen nicht erforderlich sind. Jedes Kapitel unterfuttert er auch mit wissenswerten Hintergrundinformationen und tabellarischen Übersichten.
Wohin wir gehen
Fakten überzeugen ohne Zweifel am meisten: «Für eine Strecke von sieben Kilometern benötigt man mit dem E-Bike nur um etwa fünf Minuten länger als mit dem Auto. Die Emission ist um 99 Prozent geringer als beim Auto mit Verbrennungsmotor», lesen wir im Kapitel Mobilität. Hier ist ebenfalls graphisch dargestellt, wie diese Rechnung zustande kommt. Es bleibt nicht bei trockenen Zahlen. Drexel geht in diesem Teil darauf ein, was Entschleunigung nicht nur im Verkehr, sondern in der Lebensgestaltung für Vorteile bringt. Da er sich immer auf die Fakten beruft, wirken seine Ausführungen nie belehrend oder gar penetrant.
Im gleichen Stil werden verschiedene Urlaubsformen untersucht und ihre Vor- und Nachteile dargestellt. Es gelingt dem Autor, in achtzehn Seiten einleuchtend und übersichtlich alle wichtigen Faktoren zusammenzustellen, die auf Urlaubsreisen zu C02-Emissionen beitragen. Auch Bauen und Wohnen ist selbstverständlich ein wichtiges und informationsreiches Kapitel.
Wildmeerschweinchen Foto: Petra Karstedt / commons.wikimedia.org
Zum Schluss schauen wir noch einmal das Meerschweinchen an im Kapitel Freizeit, Sport und Haustiere. Hier gibt es viele Aktivitäten oder Hobbies, die hinsichtlich C02 unbedenklich sind.
Bei den Haustieren zeigen sich erstaunliche Unterschiede: Die ungünstigste Bilanz muss ein Paar ziehen, das einen grossen Hund, im Buch eine Dogge, hält: 2,5 Tonnen C02 pro Jahr. Wenn zwei Personen eine Katze halten, die ins Freie kann, ist die Bilanz sehr positiv: 0,4. Ungünstig dagegen wirkt es sich aufs Klima aus, wenn eine alleinstehende Person eine Katze hält, die nur in der Wohnung lebt: 1,2. Wenn eine Familie Meerschweinchen hält, verursacht das, wie schon erwähnt, keine C02-Emissionen. Christof Drexel stellt dann die Frage, was Haustiere zur Lebensqualität beitragen und warum das so ist. Wer es genauer wissen will, dem sei die Lektüre empfohlen.
Christof Drexel: Warum Meerschweinchen das Klima retten. Einfache Strategien für eine bessere CO2-Bilanz. Mit einem Vorwort von Klimaforscher Prof. Dr. Mojib Latif. Gräfe und Unzer Verlag München 2019. 208 Seiten. ISBN 978-3-8338-7109-2
Das Klima retten ?
Lösungwege finden ? Ja, einverstanden ! Aber ohne Windkraft, Bitte.
Siehe:
Freie Landschaft Schweiz
und «Paysage Libre Vaud»
André Durussel, Mitglied.
20.Januar 2021
jetzt könnte ich schreiben:
«Das Klima retten ?
Lösungswege finden ? Ja, einverstanden ! Aber ohne Erhöhung von Staumauern, Ueberflutung weiterer Alpentäler oder Reduktion der Restwassermengen, Bitte.»
Dann könnte man weiter fahren mit dem Widerstand gegen die Grossüberbauung sonniger Talseiten von Alpentälern mit Photovoltaikanlagen…..
Irgend einmal käme man dann zur Erkenntins, dass es mit derartigen Auflagen unmöglich ist, nukleare und fossile Energie durch saubere Enegien zu ersetzen. Solarstrom könnte man zwar in grossen Mengen erzeugen, aber nicht dann wenn er benötigt wird. Zur langfristigen Speicherung gibt es zwar jede Menge Theorien (via Wasserstoff, über weder technisch noch wirtschaftlich ausgereifte Batterien, über riesige Speicherbecken in den Alpen), aber alle Lösungen sind unverhältnismässig teuer, nicht besonders effizient und mit Sicherheit ihrerseits energieintensiv.
Leider hat uns das UVEK nie erklärt, wie seine Energiestrategie 2050+ im Detail aussieht, wo was gebaut werden soll, was es langfristig kostet und ob es im Rahmen der heutigen Gesetzgebung (Einsprachemöglichkeiten, auch bei den notwendig werdenden Hunderten von km neuer Uebertrageungsleitungen) überhaupt machbar ist.
Wenn wir aber schon zu Beginn dieser Arbeiten mit Denkverboten kommen (keine Windkraft, bitte!), bleiben AKW’s letztendlich die einzige Lösung zum Vollzug des Pariser Abkommens.