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Das Museum ein Meisterwerk

Das halbe Gebäude der Fondation Beyeler steht unter Wasser. Für die Ausstellung «Life» lädt Olafur Eliasson die Natur ein und erschafft mit ihr aus dem von Renzo Piano erbauten Museum ein Kunstwerk.

Betritt man den Park der Fondation Beyeler, empfängt einen nicht der künstliche Teich vor dem Museum, sondern ein grünes Gewässer, das durch drei Öffnungen in das Gebäude eindringt. Nach der anfänglichen Frage, was das wohl bedeutet, setzt man sich am besten auf einen der Stühle im Park und lässt sich von der Wirkung überraschen.

Installationsansicht vom Park aus. Foto: rv.

Der isländisch-dänische Konzeptkünstler Olafur Eliasson (*1967) arbeitet mit einem grossen Team in Berlin und Kopenhagen. In seinen Projekten beschäftigt er sich mit der Wahrnehmung von physikalischen Phänomenen in der Natur, wie Licht und Wasser, Bewegung und Reflexion. So auch bei der Installation Life in der Fondation Beyeler. Für ihn sei das Leben untrennbar mit unserer Umgebung verwoben, die Ausstellungsräume würden durch die aktive Begegnung mit dem Werk zum Leben erweckt, sagt er, es sei eine Einladung an den Planeten, an die Pflanzen und an alle Lebewesen.

Installationsansicht, Fondation Beyeler, Riehen 2021, Courtesy oft the artist; neugerriemschneider, Berlin; Tanya Bonakdar Gallery, New York / Los Angeles. © 2021 Olafur Eliasson. Foto: Pati Grabowicz.

Eliasson löst die Grenze zwischen Innen und Aussen auf, Wasser dringt in das offene Gebäude. Die Erinnerung an Überschwemmungen, wenn der eigene Wohnraum plötzlich unter Wasser steht, wird hier zum ästhetischen Konzept. Die Glasfassade ist mit Erlaubnis des Architekten Renzo Piano entfernt worden. Das leuchtend grüne Wasser ist mit Uranin angereichert, einem ungiftigen Farbstoff, der zur Untersuchung von Wasserströmungen dient. Vor einiger Zeit sorgten Umweltaktivisten in Zürich mit der grün eingefärbten Limmat für Aufsehen.

Die westliche Hälfte des Museums wurde geflutet. Dafür wurde der Wasserspiegel des Teiches um zehn Zentimeter erhöht und der Boden der Ausstellungssäle mit wasserdichter Folie abgedichtet. Dunkle Holzstege ermöglichen den Gang über das Wasser. Wo normalerweise Monets Seerosen hängen, lassen einen die kahlen weissen Wände den Blick nach unten richten, wo Spiegelungen die Architektur und die Landschaft im Wasser reflektieren und unzählige Zwergrosen, Muschelblumen und Wasserfarne die Oberfläche beleben. Der Landschaftsarchitekt Günther Vogt wählte sie sorgfältig aus und setzte so Eliassons Idee von der durchlässigen Grenze zwischen Natur und Kultur um. Durch eine Strömung wird das Wasser leicht in Bewegung gehalten und erzeugt immer wieder neue Spiegelungen und Reflexe.

Zwergrosen, Muschelblumen und Wasserfarne beleben die grüne Wasseroberfläche: Die Natur als kulturelle Produktion. Foto: rv.

Die Natur lädt Eliasson nicht nur mit Wasserpflanzen ein, auch Insekten, Vögel, Enten und Fledermäuse besuchen je nach Tageszeit die offenen Räume. Es gibt keine regulären Öffnungszeiten, die Installation ist rund um die Uhr zugänglich. Die Nacht wird zum Tag und die Dämmerung zum Event, weil sich dann das Aussehen der Schau völlig verwandelt. Wenn es dunkel ist, beginnt alles zu leuchten, Leuchtröhren mit Schwarzlicht erhellen die Räume und tauchen die weissen Wände in hellblaues Licht. Die Wasseroberfläche wird unter den Fluoreszenzlampen zu einer milchigen Flüssigkeit, auf der sich die Pflanzen in einer dunkelgrünen, beinahe schwarzen Färbung abzeichnen.

Installationsansicht bei Nacht, Fondation Beyeler, Riehen/Basel, 2021, Courtesy of the artist; neugerriemschneider, Berlin; Tanya Bonakdar Gallery, New York/Los Angeles, ©2021 Olafur Eliasson. Foto: Mark Niedermann.

«Life, mein Kunstwerk, und die Fondation Beyeler sind mit dem umliegenden Park, der Stadtlandschaft, ja dem ganzen Planeten verwoben, und sie werden durch alles und alle, die hier aufeinandertreffen, zum Leben erweckt.», so Eliasson. Und die Besucherin – zu Beginn etwas ratlos – doch je länger sie sich der Musse ergibt und in die Atmosphäre eintaucht, in die vom Künstler gestaltete Natur, in die Spiegelungen, die Lichter, die Düfte, das Vogelgezwitscher, dazwischen die Geräusche des Basler Trämli und die ruhigen Bewegungen der andächtig schauenden Menschen, alle mit Maske, umso ruhiger wird es in ihr. Die Installation von Olafur Eliasson und seinem Team wirkt verführerisch und zieht einen unweigerlich in den Bann: eine Verzauberung.

Installationsansicht bei Nacht, Fondation Beyeler, Riehen/Basel, 2021, Courtesy of the artist; neugerriemschneider, Berlin; Tanya Bonakdar Gallery, New York/Los Angeles, ©2021 Olafur Eliasson. Foto: Mark Niedermann.

Titelbild: Installationsansicht vom Park aus. Foto: rv.

Die Ausstellung dauert bis in den Juli hinein. Sie ist täglich 24 Stunden geöffnet. Tagsüber muss ein Ticket gebucht werden, das auch für die Rodin/Arp Ausstellung gilt. Nachts ist der Eintritt gratis. Mehr Informationen hier.

Siehe auch Beitrag zur Ausstellung von Olafur Eliasson im Kunsthaus Zürich von Ruth Vuilleumier, Mit Kunst die Welt retten.

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1 Kommentar

  1. Gewiss verzaubernd, aber auch problematisch, wenn der Grosskünstler Eliasson vom Einlass der Natur ins Museum spricht, wo es sich doch um künstliches Wasser, künstliches Licht und gezüchtete Pflanzen handelt. Aber wer ist schon nicht anfällig auf Magie, wenn sie mit unserer Verführbarkeit spekuliert.
    Ausserdem: Schwarzlicht zieht nachtaktive Insekten an, Forscher brauchen es, um sie zu zählen, die nachtaktiven Menschen auf Balkonen und Terrassen fangen mit ihm Insekten, die dann in der Elektrofalle des Insektenvernichters sterben, ganz ohne Gift, wie die Werbung sagt. Dass es mehr andere Insekten trifft als lästige Stechmücken, sagt die Werbung dagegen nicht.
    Vielleicht will Eliasson uns die letzten Nachtfalter an den weissen Wänden vorführen, bevor sie aussterben.

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