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Luzern spielt „verrückt“

Nichts weniger als eine strategische Neuausrichtung verkündete Michael Haefliger, Intendant von Lucerne Festival, für diesen Sommer und die kommenden Spielzeiten. Das diesjährige Motto segelt unter dem Namen „verrückt“ und widerspiegelt ziemlich zutreffend unsere verrückten Zeiten.

Die Morgendämmerung ist eben über der Leuchtenstadt hereingebrochen und durchflutet die aktuell entbehrerungsreiche und musikkarge Zeit mit neuen Formaten und zukunftsweisenden Projekten zu Ostern, zu Mai und November.  Gar von einer neuen Ära war an der Medienkonferenz die Rede.  Sie zeigt im Sommer 21 eine neue Festivalstruktur in drei Sparten, nämlich die Schwerpunkte „Symphony“ (wie bis anhin der Publikumsmagnat mit den renommiertesten Orchestern), „Contemporary“ (pflegt die zeitgenössische Musik und vereinigt aktuelle und ehemalige Studierende der Lucerne Festival Academy und wird bis 2025 weiterhin von Wolfgang Rihm künstlerisch betreut). Dazu gesellt sich „Music für Future“ (ein Engagement für die Generation von morgen mit jugendlichen Ansprüchen).

Yannick Nézet-Séguin leitet neben Chefdirigent Riccardo Chailly das Lucerne Festival Orchestra / Fotos © Archiv Lucerne Festival

Der Konzertsaal wird auf eine Besucherzahl von 1’000 beschränkt, Pausen finden keine statt, denn das Schutzkonzept gilt natürlich weiterhin und wird laufend aktualisiert. Anpassungen im Programm sind die Folge, Orchester und Künstler reisen vornehmlich aus dem europäischen Raum an.

Das Sommer-Festival findet vom 10. August bis 12. September statt. Der Online-Vorverkauf startet am 17. Mai, 12 Uhr. 87 Sinfonie- und Kammerkonzerte, dazu Rezitals, Familien- und Kinderkonzerte stehen im facettenreiche Angebot. Das diesjährige Motto „ver-rückt“ ist doppeldeutig, spielt es einerseits doch auf unsere ziemlich verrückte Gegenwart an und weist anderseits auf Komponisten und Musiker hin, welche in ihrer Zeit im Grenzbereich zwischen Wahn und ausser sich sein pendelten. Robert Schumann ist einer von ihnen, der nach seinem Suizidversuch als ‚geistig umnachtet‘ in eine Nervenheilanstalt eingewiesen wurde. Es geht aber auch um Exzentrik und Spleen und um ästhetische Massstäbe, die ‚ver-rückt‘ wurden. Teufel, Dämone und Kobolde und die ‚amour fou‘ gesellen sich zu diesem Kaleidoskop.

Michael Haefliger fügt ausserdem an: „Wir bestaunen revolutionäre Grosstaten: mit bahnbrechenden Beethoven-Sinfonien oder Strawinskys kühnem Petruschka, mit Claude Debussy, der die traditionelle motivische Verarbeitung zugunsten fluktuierender Klangwellen auflöste, oder mit der Zweiten Wiener Schule, die das jahrhundertealte Regelwerk der Dur-Moll-Tonalität sprengte und damit die musikalische Grammatik ausser Kraft setzte.“

Übers Jahr werden noch folgende Kurz-Festivals das Angebot ergänzen: Unter dem Signet «Lucerne Festival Forward» ist für November eine Reihe mit zeitgenössischer Musik geplant. Und auch für die Woche ab Palmsonntag ist mit Riccardo Chailly wieder ein vorösterlicher Zyklus vorgesehen. Im Mai 2023 sollen dann ergänzend erneut Klavierrezitale ins Programm aufgenommen werden.

 Yuja Wang, artiste étoile 2021

Chefidirigent Riccardo Chailly und Yannick Nézet-Séguin sind mit dem Lucerne Festival Orchestra in sechs Sinfoniekonzerten zu erleben, die Pianistin Yuja Wang fungiert mit einem auserlesenen Spektrum als ‚artiste étoile‘, bestimmt ein elektrisierendes Wiederhören. Weitere Glanzpunkte steuern neben vielen andern der virtuose Pianist Igor Levit, Cecilia Bartoli, Juan Diego Flórez, Anne-Sophie Mutter, William Christie, Simon Rattle mit dem London Symphony Orchestra und Kirill Petrenko mit den Berliner Philharmoniker bei. Auf geht’s nach Luzern, die Musik hat uns wieder!

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