StartseiteMagazinKulturDie Antike als Quelle der Kunst

Die Antike als Quelle der Kunst

Das Museum Langmatt in Baden zeigt eine Doppelausstellung. Not Vital und Vivian Greven sind zwei Kunstschaffende, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Was sie verbindet, ist der Bezug zur Antike, der eine zu China, die andere zu Griechenland vor zweitausend Jahren.

Not Vital (*1948 in Sent) gilt als einer der bedeutendsten Schweizer Künstler der Gegenwart. Als Künstlernomade war er lange Zeit mit Ateliers in Bejing und Rio de Janeiro und Projekten rund um die Welt im Ausland bekannter als zuhause. Mit dem Kauf von Schloss Tarasp vor fünf Jahren und der umfassenden Retrospektive im Kunstmuseum Chur 2018 erlangte er in der Schweiz Aufmerksamkeit. Nun sind seine Skulpturen als Dialoge mit Park und Sammlung im Museum Langmatt zu besichtigen.

Not Vital, Blocked, 2018. Fünf weisse archaisch wirkende Keramikstelen im Dialog mit fünf irdenen Grabbeigaben aus der Han-Dynastie (Sammlung Langmatt) auf einem fünfbeinigen Metalltisch (Entwurf Not Vital). 

Not Vital hatte bei seinem Besuch in der Langmatt sofort eine starke Affinität zu den antiken chinesischen Keramik-Sammlungsstücken. Spontan arrangierte er fünf chinesische Grabbeigaben aus Irdenware aus der Han-Zeit (1. und 2. Jh. nach Chr.) auf einem fünfbeinigen hohen Metalltisch und setzte diese mit seinen fünf weissen Keramikstelen in einen Dialog. Seine Assistenten im Atelier von Bejing hatten sie aus Tonblöcken aufgebaut. Die unregelmässigen weissglasierten Oberflächen sind rissig und mit Rakeln bearbeitet. Auch wenn sie elegant und leicht aussehen, sind sie extrem schwer. Seine Installation Blocked, auf dem rötlichbraunen Mahagoniboden, der Ausblick ins Grüne sowie die Verbindung zum Metalltisch mit den altchinesischen Figuren, steht in spannungsvoller Harmonie.

Not Vital, Bale, 2018, Edelstahl, weiss lackiert, Courtesy of the artist and Hauser & Wirth, Somerset im Park des Museums Langmatt. 

Die dreiteilige Land Art Installation von Not Vital leuchtet in der Parkanlage des Museums. Die drei Skulpturen, Zylinder aus weisslackiertem Edelstahl, sind in einem weiten Dreieck rhythmisch verteilt. Zwei Zylinder stehen einander leicht zugeneigt auf dem unebenen Boden, der Dritte liegt instabil als Rolle im Gras. Er nennt die Skulpturen Bale, Heuballen, die hier im getrimmten Rasen inmitten von Liegestühlen widersinnig und grotesk wirken.

Ausstellungsansicht mit Gemälden von Vivian Greven. 

Vivian Greven (*1985 in Bonn) arbeitet in Düsseldorf und ist in Deutschland eine vielbeachtete junge Malerin. Ihre Bilder wurden in den letzten Jahren in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt. Das Museum Langmatt präsentiert die erste Einzelausstellung der Künstlerin ausserhalb Deutschlands.

Vivian Greven, Vira III, 2020, Öl und Acryl auf Leinwand, Kunsthaus NRW Kornelimünster. 

Die Bilder versetzen die Besucherinnen und Besucher, welche die Ausstellungsräume betreten, in ein traumverlorenes Schweben. Die Zeit scheint stillzustehen. Ein subtiler Dialog zwischen Epochen und Geschlechtern zieht sich wie ein filigraner Faden durch die Ausstellung. Vivian Grevens Geschöpfe erinnern an Marmorfiguren der griechischen Antike, der Renaissance und insbesondere an die klassizistischen Skulpturen des italienischen Bildhauers Antonio Canova (1757-1822).

Nähe und Distanz, Zuneigung und Verletzung beherrschen Grevens Arbeit als diametrale Spannungsfelder. Die Figuren wenden sich einander zu, wirken in sich gekehrt, die Köpfe, nah und zart, berühren sich, die Hände ausgestreckt – und doch bleiben sie in tiefster Intimität voneinander getrennt, erstarren in Kälte mit versteinerten Gesichtern und leeren Augen. In ihrer grössten Zuwendung scheinen sie zu erfrieren und doch leuchten sie von innen heraus.

Vivian Greven, ex VII, 2020, Öl und Acryl auf Leinwand, Courtesy die Künstlerin und KDEL Willborn, Düsseldorf. Foto: Ivo Faber.

Die Bilder wirken fast schmerzlich perfekt und lassen an ein digitales Herstellungsverfahren denken, doch sind alle in Öl- und Acrylfarbe auf Leinwand gemalt. Die Künstlerin bereitet ihre Arbeiten mit zahlreichen Zeichnungen vor. Wenn sie das Konzept gefunden hat, klebt sie die einzelnen Partien mit Schablonen ab und malt oder besprüht die Leinwand mit Airbrush. Die Ränder der Schablonen sind deutlich sichtbar, die Farben gehen in feinen Nuancen ineinander über. Mitunter setzt sie reliefartige Acrylfarbtupfer auf die makellose Bildfläche. Öfter wiederholt sie dieselben Motive in verschiedenen Farbklängen, etwa bei Grazia I und IV oder Area I.

Vivian Grevens Bilder können auch als Spiegel unsere Gesellschaft im Umgang mit zwischenmenschlichen Beziehungen gelesen werden. Die Werbe-, Film- und Social Media-Industrie weckt romantische Sehnsüchte nach perfekter Schönheit und Beziehung, das Private wird in einer Scheinwelt öffentlich gemacht, doch das Bedürfnis nach innerer Berührung und Wärme wird nicht gestillt, zurück bleibt Kälte.

Fotos: rv

Bis 22. August 2021
Museum Langmatt in Baden: «Not Vital – Dialoge mit Park und Sammlung» und «Vivian Greven»

Katalog «Vivian Greven. Amore», Hrsg. Aurel Scheibler, Berlin 2018, CHF 38.00.

Ab 10. Juni kommt der Dokumentarfilm «Not Me – a Journey with Not Vital» in die Kinos.

 

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