StartseiteMagazinGesellschaftHundert Tage im Amt: Denise Tonella

Hundert Tage im Amt: Denise Tonella

Das Schweizer Nationalmuseum, bestehend aus dem Landesmuseum in Zürich, dem Schloss Prangins im Welschland, dem Forum Schweizer Geschichte in Schwyz sowie dem Sammlungszentrum in Affoltern hat mit Denise Tonella (41) seit diesem Frühling eine neue Direktorin.

Hundert Tage ist Denise Tonella im Amt. Nun legt die gebürtige Tessinerin über ihre Erfahrungen erstmals Rechenschaft ab und gibt ihre Ziele bekannt. Die Nachfolgerin von Andreas Spillmann, der vor der Pensionierung überraschen eine neue Herausforderung suchte und das unter seiner Führung erfolgreich sanierte und vergrösserte Landesmuseum verlassen hat, wird als oberste Managerin ebenfalls bauen, das Haus in Schwyz muss renoviert werden.  Museumschefin Denise Tonella erläutert ihre Visionen fürs Schweizer Nationalmuseum

Bei der Medienkonferenz konnte Tim Guldimann, Präsident des Museumsrats, erfreut festhalten, dass die Findungsgruppe trotz der kurzen Fristen Dutzende von valablen Bewerbungen bekommen hatte und dass aus der engeren Auswahl – sieben Frauen und drei Männer – Denise Tonella einstimmig gewählt wurde. Mit ihr wird die Tradition des Aufbruchs in eine zeitgemässe Museumsarbeit ohne Bruch weitergeführt, schliesslich zählt sie seit über zehn Jahren zum Staff in Zürich, seit 2013 als Kuratorin. Zuletzt hat sie als Projektleiterin die noch bis zum 18. Juli laufende Jubiläumsausstellung zu 50 Jahren Frauenstimmrecht mit dem Titel Frauen.Rechte aufgebaut. Sie sagt, die Arbeit für die Ausstellung habe geholfen, sich für den Posten zu entscheiden, denn: «Ich dachte, ich schulde es den starken Frauen, die sich für ihre Rechte einsetzten, es zu probieren, und es hat geklappt.»

Die Ausstellung Frauen.Rechte im Landesmuseum kann noch bis 18. Juli besucht werden. Bild: © Schweizerisches Nationalmuseum

Tim Guldimann kann nur ergänzen, dass Tonella, die einige Sprachen mehr als die Landessprachen spricht, zum Museum auch die Schweizer Geschichte kennt und noch etwas mitbringt, das heute wichtig ist: Sie ist bewandert mit den elektronischen Mitteln und hat klare Vorstellungen, wie sie einzusetzen und weiter zu entwickeln sind. Für die Lockdown-Zeit war das Nationalmuseum bereits gut aufgestellt und übers Internet mit einem reichen Angebot präsent.

Auch in den Ausstellungen, die Denise Tonella gemacht hat, sind elektronische Medien, beispielsweise Touch Screens, vielfältig eingesetzt und auch für nicht Computeraffine zugänglich. Bereits kann die noch frische Direktorin stolz eins ihrer Ziele abhaken: Es gibt Jugendliche, die nicht nur mit der Schulklasse, sondern allein ins Museum kommen, in die Game-Ausstellung beispielsweise oder eben in die Frauenrechte-Schau. Schon in der Spillmann-Ära hat das Museum ein reiches Buffet an historisch-gesellschaftlich relevanten Angeboten für Anspruchvolle, Interessierte, für junge und alte, kleine und grosse Besucherinnen und Besucher angerichtet. So erstaunt nicht, dass das das Nationalmuseum in den letzten Jahren auch international an Renommee gewonnen hat.

Publikumsforschung wird also wichtig sein: Tonella will wissen, was die Bevölkerung von ihrem Landesmuseum erwartet. Visionen hat sie, aber keinen Fünfjahresplan, denn noch ist ihre Hauptaufgabe, sich mit den Leuten an allen Standorten auszutauschen und eine Istzustandsanalyse vorzunehmen. Aber einiges lässt sich nennen: Das Museum soll das Verständnis für die Vielfalt der Schweiz vertiefen und das immaterielle Kulturerbe bewahren. Es kann als Brücke zur Forschung dienen, Wissenschaft für ein breites Publikum umsetzen.

Direktorin Denise Tonella und Präsident Tim Guldimann: Einstimmig wurde sie vom Museumsrat gewählt.

Denise Tonella hat vor ihrer Berufstätigkeit nicht nur an der Uni gesessen, sondern auch gelernt, Filme zu produzieren und Regie zu führen, als Sprecherin bei einem Mailänder Theater gewirkt und nebenbei Expertisen und Konzepte für andere Organisationen geschrieben. Die engagierte Kuratorin und Historikerin hat offensichtlich Lust, den Managerjob auszufüllen, allerdings werde sie diese oder jene Ausstellung näher begleiten. Vorerst sind es im Landesmuseum noch drei Projekte, die ihr Vorgänger angeschoben hat: eine Ausstellung zur Jungsteinzeit, eine kulturhistorische zum Wald und eine zum Barock.

Tim Guldimann setzt sozusagen die Schlusspointe: Das Museum habe schon bislang alle Bereiche abgedeckt, diverse, relevante und gesellschaftspolitische Ausstellungen gemacht, nur eine habe bislang gefehlt: die übers Velo. Jetzt kommt sie!

Titelbild: Denise Tonella © Schweizerisches Nationalmuseum
Fotos: Eva Caflisch

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