Lichtfestival

Während meiner politisch aktiven Zeit schenkte man mir dreimal ein hübsches Lämpchen. Weshalb? Ich weiss es nicht. Vielleicht sollten sie einfach Glücksbringer sein! Auf jeden Fall regen sie mich dazu an, hier ein paar Gedanken über das Licht zu formulieren. Es passt irgendwie zur Jahreszeit.

Die Tage werden wieder kürzer, und die Nächte entsprechend länger, noch bis zum 21. Dezember. Schon heute aber freue ich mich auf die hellen Morgen. Licht trägt unsere Stimmung. Es bedeutet für uns Menschen ein Stück Hoffnung, irgendwie Freude, und für die alten Griechen war Licht auch Klarheit.

Es gibt kaum eine Religion, die für die Gläubigen nicht ein Lichterfest vorsieht. Das finde ich interessant:

Die Christen feiern schon bald die Adventstage und Weihnachten mit Kränzen und Kerzen, umrahmt von Liedern, die jedes Jahr gesungen werden und irgendwie Generationen überleben. Die im Kerzenschein leuchtenden Kinderaugen spiegeln die Freude über die herrlichen Geschenke. Gemeinnützige Organisationen wie die Heilsarmee oder die Caritas öffnen ihre warmen und festlich geschmückten Räume für jene, die keine Familie haben, die gerne eine köstliche Suppe löffeln und ein Stück Kuchen geniessen.

Der Islam sieht eine ganze Reihe von Höhepunkten vor für die Gläubigen. Kerzen gibt es am Opferfest, zwei Monate nach Ramadan. Aber auch am grossen Fest nach der Fastenzeit leuchten Lichter. Die Menschen besuchen sich gegenseitig. Dabei sollen auch die Armen nicht vergessen werden. Und der feine Duft nach wunderbarem Kuchen darf in keinem Haushalt fehlen.

Ähnlich ist es am jüdischen Chanukka-Fest, an dem die Lichter in den Leuchtern die Herzen beglücken, die Familien sich besuchen, und traditionelle Rituale die Geschichte nicht vergessen lassen. Und, auch hier – wie könnte es anders sein – werden Kuchen rundum gastlich angeboten.

Aber nicht nur in diesen drei abrahamitischen Religionen, sondern auch in der hinduistischen Tradition werden Lichterfeste gefeiert. An mehrtägigen fröhlichen Anlässen – die Feiernden nennen sie Diwali – werden Öllämpchen und Wunderkerzen angezündet. Und auch hier gehören feine Küchlein zur Versüssung des gemeinsamen Festens.

Und China, wiederum ganz speziell, feiert nach dem mehrtägigen Neujahrsanlass jeweils ein Laternenfest, an dem es gilt, die zahlreichen Rätsel auf den Laternen zu erraten.

Fast überall auf der Welt haben Lichterfeste eine spirituelle, aber unbestritten auch eine sehr wichtige soziale Bedeutung. Die Kuchen, die die Frauen in allen Erdteilen zu diesen Anlässen backen, laden die Gäste zum Verweilen. Sie tragen mit dazu bei, das Miteinander, das Gemeinsame, ein Stück Liebe zu fühlen. Das Licht, die Helligkeit, die Heiterkeit gibt ihnen der Anlass und erfreut die Herzen.

Vielleicht wundern wir uns, dass es auch heute noch ein Bedürfnis für dieses Feiern gibt, in einer sich so rasch verändernden und in gewisser Weise immer säkularer werdenden Zeit. Aber dass es schon so war vor zwei tausend Jahren und mehr, zeigt uns, dass das Licht schon immer etwas Besonderes für den Menschen bedeutete. Auf jeden Fall zeigen uns dies alte Geschichten und auch Mythen aus verschiedenen Kulturkreisen.

Das ist die eine Seite, die gesellschaftliche, die das Licht berührt. Das Licht, das heisst der Begriff des Lichts und seinen Sinn haben sich aber noch ganz anders im Laufe der Geschichte bemerkbar gemacht und sich in unserer Kultur verankert: in unserer Sprache mit Redewendungen, die auch die Ambivalenz des Begriffs des Lichtes zum Ausdruck bringen.  Ich möchte drei Beispiele erwähnen:

Da wäre J.W. Goethes* Satz: „Wo viel Licht ist, ist starker Schatten!“ was sagen will, dass es immer zwei Seiten der Medaille gibt. Dass Gegenstände, die im Licht stehen, eben immer auch Schatten bewirken. Und im übertragenen Sinne: dass wir zwar Freude erleben, aber es gleichzeitig immer auch Leid gibt.

Und Laotse** hat mehr als 1500 Jahre früher Goethes Satz quasi umgekehrt zum Ausdruck gebracht. Das aber gibt ihm einen eigenartig anderen Sinn. „Wo viel Schatten ist, muss viel Licht verborgen sein!“ Diese Formulierung hat etwas Hoffnungsvolles. Es steckt Neugierde in ihm und fordert uns heraus, nach dem Hellen zu streben!

Konfuzius*** wiederum rät uns, zu handeln, Positives zu suchen, Gutes zu tun, um Licht in unser Leben zu bringen. Er sagte: „Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen!“

Die Gegensätze Licht und Schatten, Helligkeit und Dunkelheit, das ist das, was uns im Alltag begegnet und uns beschäftigt. Wir feiern nicht jeden Tag ein Lichterfest. Vielmehr sind letztere vorgesehen für spezielle Momente. Wir erleben so immer wieder die beiden Seiten der Medaille, ich würde sogar sagen, die vielen Seiten des Lebens. Denn der Mensch ist nicht entweder oder. Nein, er hat so unendlich viele Seiten; er unterscheidet sich in so vielen Nuancen. Und er spielt dabei seine Melodien auf unzähligen Saiten. Dabei lohnt es sich, das wissen wir aus Erfahrung, in eher dunklen Momenten eine Kerze anzuzünden; dann erst kann uns vielleicht ein Licht aufgehen! Und Heiterkeit und Freude breiten sich aus.

Übrigens: Wenn im Alten Testament es heisst, dass Gott am ersten Tag, an dem er die Welt erschuf, sagte: Es werde Licht! dann mag man denken, dass das halt so eine Geschichte ist. Wirklich nur! Sicher ist doch, dass wir Menschen, auch die meisten Tiere und Pflanzen nicht ohne Licht leben können. Licht war und ist die Voraussetzung dafür, dass etwas wachsen kann. Als Körper und als Seele. Das ist heute so aktuell wie eh und je!

*J.W. von Goethe, 1749-1832, Dichter

**Laotse, vermutlich 6. Jh. v. Chr., Philosoph

***Konfuzius, um 500 v. Chr., Philosoph

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