StartseiteMagazinKulturDie Liebe in grauen Zeiten

Die Liebe in grauen Zeiten

Ganz einfach «Montevedi» heisst die neue Produktion von Ballettdirektor Christian Spuck im Zürcher Opernhaus. Ganz einfach ist es aber nicht, dieses Musiktheater, oszillierend zwischen Tanz, Gesang und Musik. Und Stille. Dramatische Elemente um Liebe, Liebesleid und Sehnsucht sind in 35 Episoden zusammengefasst.

Claudio Monteverdi (1567-1643) gilt als Erfinder der Oper. Vielleicht war er nicht der erste, sicher aber der damals wichtigste Komponist, der sich von den bis dahin gängigen Genres – Sakralmusik und Unterhaltungsmusik an Fürstenhöfen – löste und Musik ins Theater und auf die Bühne brachte, mit seiner ersten Oper «LOrfeo» neue Akzente setzte. Und Christian Spuck nimmt diese Intention auf, bricht aus den Konventionen des Balletts aus. Nicht zum ersten Mal. In Verdis «Messa da Requiem» und Schuberts «Winterreise» vereinte er bereits Gesang und Tanz.

Krieg und Liebe

Nun also «Monteverdi». Sieben hervorragende Sängerinnen und Sänger begleiten die Compagnie durch die Irrungen und Wirrungen der Liebe, die Spuck zum grössten Teil dem Achten Madrigalbuch Monteverdis entnahm, der letzten von Monteverdi selbst verfassten Sammlung seines Werks, das sich wie die Summe seines Schaffens präsentiert. Mit «Canti guerriri et amorosi» überschrieb der Komponist diese finale Zusammenstellung, wobei sich der «Krieg» auf die Spannungen von Liebenden bezieht.

Begleitet wird das Ensemble auf der Bühne vom Orchestra La Scintilla mit Riccardo Minasi am Pult. Wobei es von Monteverdi keine ausgearbeitete Partitur zur Instrumentierung gibt. Festgehalten sind nur die Notation zu den Vokalstimmen und dem Basso continuo. Die restliche Instrumentalbegleitung obliegt der musikalischen Leitung. Minasi wählt ein kleinbesetztes Instrumentalensemble mit Streichern und einer Continuogruppe und vertraut ganz auf die Kraft von Monteverdis Musik. Und auf die kraftvollen Stimmen der sieben Sängerinnen und Sänger, die allein schon den Abend zu einem Erlebnis werden lassen.

Madrigale und Schlagermelodien

Die einzelnen Episoden zu würdigen, würde zu weit führen. Sie thematisieren, meist ziemlich melancholisch, die Liebe in all ihren Ausprägungen. Schade, dass die Choreografie, vor allem die der grösseren Tanzgruppen, eher wenig differenziert ist. Was vielleicht auch dem Umstand geschuldet ist, dass, wie Dramaturg Claus Spahn bei der Einführung anmerkte, es im Vorfeld der Produktion coronabedingt viele Um- und Neubesetzungen gegeben hat. Um die meist schwermütigen musikalischen Liebeswirren aufzulockern, wendet Christian Spuck einen Kunstgriff an: Zwischen den einzelnen Madrigalen, Lamenti und Arien ertönen, per Knopfdruck am Recorder auf der Bühne, italienische Schlager der 50er- und 60er-Jahre. So fügen sich also die «Caprifischer» oder «Terra Straniera» nahtlos in die 400 Jahre alten Kompositionen ein. Mit einer Ausnahme.

Herzstück dieser Abfolge von Musikstücken von Monteverdi und einiger seiner Zeitgenossen ist «Il combattimento di Tancredi e Clorinda» nach Torquato Tasso, ein dramatisches Madrigal von seltener Eindringlichkeit: Der christliche Kreuzfahrer Tancredi, verliebt in die Sarazenerin Clorinda, fordert einen sarazenischen Krieger zum Zweikampf – und erkennt erst, als er dessen Helmvisier öffnet, dass er seine Geliebte tödlich verwundet hat.

Christian Spuck folgt in diesem Drama der Intention Monteverdis: Der Kampf wird nicht auf der Bühne ausgetragen, ein Erzähler rapportiert in einem sich zu dramatischen Höhen aufschwingenden Sprechgesang die Vorgänge. Zwar stehen Tancredi (Lucas Valente) und Clorinda (Michelle Willems) wie auch Sopran (Lauren Fagan) und die Tenöre Edgaras Montvidas und Anthony Gregory auf der Bühne, agieren aber erst, als Tancredi seinen Irrtum bemerkt. Es ist eine Moritat, die unter die Haut geht und das Publikum atemlos zurücklässt.

Und dann folgt Adriano Celentano mit «Azzurro». Dieser Einschub wirkt wie ein knütschblauer Fleck auf einem mittelalterlichen Gemälde. Einem Gemälde übrigens, das Spuck kurze Zeit später vom ganzen Ensemble auf der Bühne wirklich nachstellen lässt. Zum Glück ohne Azzurro. In der grauen Kulissenlandschaft von Rufus Didwiszus, die mal an einen tristen Hinterhof, mal an eine öde Fabrikhalle erinnert und zur melancholischen Grundstimmung der Produktion wie auch zu den Kostümen von Emma Ryott absolut passend ist.

Opernhaus Zürich: «Monteverdi». Weitere Vorstellungen im Januar und Februar. Alle Bilder Gregory Batardo/Opernhaus Zürich.

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