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Maler und Modell

Zum 50. Todesjahr von Pablo Picasso zeigt die Fondation Beyeler eine Auswahl von zehn späten Gemälden Picassos. Es geht um das Bild von Künstler und Modell.

In seinem letzten Lebensjahrzehnt, als Picasso bereits über 80 Jahre alt war, führte der spanische Künstler sein epochales Werk auf überaus produktive Weise fort. Mit ungebändigter Energie realisierte er in dieser finalen Schaffensphase nicht selten gleich mehrere Bilder an einem Tag. Dabei entfaltete er eine derart kreative Kraft, dass es den Anschein hat, als habe er gegen das zunehmende Alter und das damit verbundene Nachlassen seines künstlerischen wie körperlichen Schöpfungsvermögens ankämpfen wollen.

Pablo Picasso: Tête d’homme, 19.1.1972. Collection Marx, Dauerleihgabe Fondation Beyeler. © Succession Picasso/2022, ProLitteris, Zurich

Unter den zahlreichen Arbeiten, die in den 1960er- und frühen 1970er-Jahren entstanden, findet sich auch eine umfangreiche Werkgruppe, in der sich Picasso auf intensive Weise mit dem Thema «Künstler und Modell» befasste. In diesen ausdrucksstarken Werken setzte er sich zum einen mit dem (Selbst-)Bild des Künstlers und zum anderen mit dem kreativen Schöpfungsakt und Entstehungsprozess auseinander. Zwischen Selbstporträt, Künstlerbild-Klischee und Karikatur hin und her schwingend, zeigen einige der Gemälde den Künstler im gestreiften Hemd und beschwören damit auch das bereits zum Mythos gewordene Image Picassos herauf. Als eine Art Gegenentwurf zu seinem eigenen Erscheinungsbild inszeniert er den Künstler dabei aber oft als bärtigen Mann.

Darüber hinaus präsentiert Picasso den Künstler meistens direkt vor dem Modell malend, was seiner typischen Arbeitspraxis – stets aus der Erinnerung heraus zu malen – eigentlich widerspricht. In dieser Konstellation wird das nackte weibliche Modell, das in der Darstellung gleichfalls zwischen Idealisierung und Karikierung schwankt, dem Blick des Künstlers ausgesetzt. Es bleibt denn auch offen, inwieweit Picasso in diesen Werken seine Fixierung auf den weiblichen Akt und die visuelle Vereinnahmung des weiblichen Körpers zelebriert oder ironisiert. So wirft seine eindrucksvolle Maler-und-Modell-Serie auch Fragen zum persönlichen und bildlichen Umgang des Mannes mit dem weiblichen Körper und zu dessen Darstellbarkeit im Kontext der heutigen Zeit auf.

Die von Raphaël Bouvier kuratierte Ausstellung unternimmt den Versuch, anhand einzelner repräsentativer Gemälde aus Picassos gewaltigem Spätwerk seinen um den schöpferischen Prozess, die Blickbeziehungen zwischen Maler und Modell, die Darstellung des männlichen Künstlers und ebenso die bildliche Inszenierung des weiblichen Modells kreisenden Erkundungen nachzugehen und diese auf ihre Aktualität hin zu befragen.

Pablo Picasso: Le peintre et son modèle. 26.3.1963. Esther Grether Familiensammlung
© Succession Picasso / 2022, ProLitteris, Zürich

Mit seinen unzähligen Bildideen hat Pablo Picasso die Kunst des 20. Jahrhunderts wie kaum ein anderer Künstler geprägt. Mehr als 30 seiner Werke befinden sich im Besitz der Fondation Beyeler, die damit eine der hochkarätigsten Picasso-Sammlungen weltweit beherbergt. Die Werke umspannen den Zeitraum vom 1907 einsetzenden kubistischen Frühwerk bis hin zu den späten Werken der 1960er-Jahre. Rund 15 weitere Meisterwerke Picassos aus der Sammlung Beyeler und der Anthax Collection Marx werden in den auf die Ausstellung folgenden Sammlungsräumen gezeigt und entfalten somit ein umfängliches Panorama von Picassos Schaffen.

Titelbild: Pablo Picasso, Le peintre et son modèle, 28.3.1963, Nahmad Collection, © Succession Picasso / 2023, ProLitteris, Zürich

Bis 1. Mai 2023
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1 Kommentar

  1. Ich respektiere die Freiheit der Ausdrucksweise eines Künstlers oder einer Künstlerin. Jedoch bei Pablo Picasso habe ich so meine Mühe, besonders bei seiner letzten Schaffensphase. Ich würde mir nie und nimmer eines seiner abstrakten Frauendarstellungen an die Wand hängen, auch wenn es Millionen wert ist. Ich vermute, der alternde Frauenliebhaber konnte mit seinen realistischen Darstellungen kein Geld mehr verdienen und hat sich mit seinem grossen Ego und Ehrgeiz sowie der Zeit geschuldet, dem Abstrakten zugewandt, ohne das Sujet wechseln zu müssen. Und siehe, die Profis auf diesem Gebiet, geben ihm recht. Typisch für die dekadente Kunstszene, wo’s nicht mehr um ein Kunstwerk geht, sondern um seinen monetären Wert.

    Da lob ich mir einen Johannes Vermeer, 1632-1675, dessen, den Menschen zugewandter Kunst im 17. Jahrhundert, ich vor längerer Zeit entdeckte. Noch so gerne würde ich an die aktuelle Ausstellung im Rijksmuseum in Holland pilgern, um die sanfte Malerei dieses Künstlers einmal in Natura zu sehen. Die Tickets sind schon lange ausverkauft, was mich auch freut, denn so können viele Menschen einen grossen Künstler seiner Zeit an seinen Bildern betrachten.
    Ich begnüge mich derweil mit einem schönen Bildband seiner Werke, darin im Umschlag Germaine Greer es so formulierte: «Vermeer möchte den Betrachter nicht verblüffen oder abstossen, sondern ihn dazu verführen, näher zu kommen, in das Bild hineinzublicken, auf Tuchfühlung mit ihm zu gehen. Eine solche Kunst stärkt die menschliche Würde».

    Dem kann ich mich nur anschliessen. Für mich ist Jan Vermeer eine Lichtgestalt. Er beherrschte die Wiedergabe von alltäglichen Szenen und unterschwelligen Geschichten mit einer Liebe zum Detail und zu den gemalten Personen. Es sind „nur“ 35 Gemälde von ihm überliefert. Ich würde ihm zutrauen, dass er sein grosses Talent auch im Verborgenen einsetzte, um seine umfangreiche Familie und sich selber durchzubringen.

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