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Verstrahlte Liebe

Dies ist ein Untertitel

Bern, Winterthur, Schaffhausen und jetzt Zürich: Mit ihrem bewegenden Solostück «Tschernobyl/my love» tourt die Berner Schauspielerin Kornelia Lüdorff durch die Schweiz. Derzeit ist sie im «sogar Theater» in Zürich zu sehen.

Die Atomkatastrophe von Tschernobyl jährt sich am 26. April 2023 zum 37. Mal. Aus diesem Anlass hat die in Bern lebende Schauspielerin Kornelia Lüdorff im April letzten Jahres den Text “eine einsame menschliche Stimme” (aus dem Buch “Tschernobyl – eine Chronik der Zukunft” der belarussische Nobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch)  zum Anlass  genommen, um an diesen traurigen Anlass und die nicht enden wollenden Folgen zu erinnern. Das 1997 erschienene Buch gehört zu den wichtigsten Dokumenten der Atomkatastrophe von 1986. Bis heute ist das Werk in Belarus verboten.

Verzweifeltes Ringen um Gerechtigkeit: Ludmila Ignatenko.

Der Plot ist schnell erzählt: Ludmila Ignatenko, die Swetlana Alexijewitsch, wie viele andere Betroffene der Katastrophe interviewt hat, muss, 23-jährig und im 6. Monat schwanger, ihren geliebten Ehemann, den Feuerwehrmann Wassili Ignatenko, zum Löschen des brennenden Reaktors – Block 4 – ziehen lassen. Als er nicht mehr zu ihr nach Hause zurückkehrt, sucht sie ihn verzweifelt – zuerst in der Kleinstadt Pripjat, in der sie lebt. Sie  findet ihn schliesslich in Moskau in einer Strahlenklinik wieder. Dort kämpft sie sich gegen alle Widerstände bis an sein verstrahltes Krankenbett vor, um dieses wider alle Vernunft und bis zu seinem qualvollen Sterben nicht mehr zu verlassen.

Mit viel Feingefühl, einfach erzeugten, eindrücklichen Bildern (Regie: Annina Dullin-Witschi) und leisen Zwischentönen entsteht ein packender Theaterabend, in dem man die unbändige Kraft einer liebenden Frau erlebt, die in grosser Naivität und ohne jegliche Schuldzuweisungen den geliebten Menschen nicht aufgeben kann und will, und ihn trotzdem gehen lassen muss.

Wir erleben den Irrsinn einer Politik, welche die Menschen tagelang in Unwissenheit lässt, sie gar zum Kampieren in ein vermeintliches Zeltlager evakuiert. Wir sehen Ludmilas verzweifelten Kampf in kleinen Alltagsgesten, wie das Kochen einer Suppe, um irgendwie Abhilfe schaffen zu können, wo doch nichts mehr zu retten ist.

Zartheit, kämpferisch und verzweifelt.

Kornelia Lüdorff gibt dieser Figur eine grosse Zartheit. Mit einer einfachen, direkten Spielart lässt sie uns an dem Unaussprechlichen teilhaben, das Ludmila widerfährt. Ein Monolog des Zerfalls, aber auch der Liebe. Bereichert durch Klänge des Musikers Robert Aeberhard, werden verborgene Innenwelten beleuchtet und durch Töne erlebbar gemacht.

Der Theaterabend mahnt uns, nicht zu vergessen, welche Gefahren die Atomenergie birgt. Die Frage steht im Raum: Welche Verantwortung tragen wir in Zeiten, in denen Atomkraftwerke zum Ziel kriegerischer Auseinandersetzung werden können (Ukraine)?

Das Einzelschicksal, das hier auf beeindruckende Weise geschildert wird, macht es für uns alle erfahrbar. Eine Theateraufführung, die unter die Haut geht.

Weitere Vorstellungen am 20., 26. und 27. April 2023

Fotos: Ludmila kämpft verzweifelt um ihren Mann und muss ihn trotzdem gehen lassen. © Robert Aeberhard/Doreen Back
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