StartseiteMagazinKolumnenWas motiviert zur Selbst-Reflexion?

Was motiviert zur Selbst-Reflexion?

Wie kommen wir dazu, eigenständig zu denken? Und inwiefern tragen wir so zu einer friedlichen Zukunft bei? Darüber diskutierte ich Mitte Dezember 2023 mit der Philosophin Barbara Bleisch und dem Theologen Matthias Herren im Sissacher Kultur-Bistro «Cheesmeyer».

Die Philosophin Barbara Bleisch moderiert im Schweizer Fernsehen die «Sternstunde Philosophie». Sie vermittelt mit vertiefenden Gesprächen lebensnahe Denkanstösse zu zentralen Fragen unserer Zeit. Und Theologe Matthias Herren leitet in Zürich die «Dargebotene Hand», die Ratsuchende dabei unterstützt, über ihre Gefühle und Bedürfnisse mehr Klarheit zu finden. Die Anlaufstelle für emotionale Erste Hilfe bietet empathische Kommunikation rund um die Uhr an. Persönlich beschäftigt Matthias Herren, «dass es immer mehr Menschen gibt, die in ihrem Umfeld keine Menschen mehr haben, mit denen sie ihre eigene Situation reflektieren können».

Barbara Bleisch erinnert mit Sokrates daran, dass nur das geprüfte Leben ein gutes Leben sei. Und das bedeute, «nicht wie vernunftlose Einzeller durchs Leben zu schlittern», sondern das Leben bewusst anzugehen. Ja, wir müssten uns immer wieder vergegenwärtigen, «weshalb wir da stehen, wo wir stehen». Wobei Etliches kaum planbar sei. Manchmal stiessen uns sogar «die besten Dinge im Leben» einfach zu. Vor allem, wenn eine gewisse Offenheit dazu bestehe.

Für Barbara Bleisch ist die Philosophie zum Teil «eine Kunst des präzisen Denkens». Die Philosophin sträubt sich dagegen, ihre Disziplin inhaltlich verzwecken zu lassen. Wir dürften allerdings die Vernunft auch nicht überschätzen. Mit vielen Argumenten liessen sich nämlich durchaus schreckliche Dinge verteidigen. Von hohem Wert sei deshalb die Bereitschaft, einander gut zuzuhören und andere Positionen verstehen zu wollen. Dabei zeige sich nämlich, wie komplex diverse Sachverhalte seien. Und das verlange wiederum, pflichtet Matthias Herren bei, diese möglichst gründlich zu erörtern, von innen und aussen. So könnten wir auch eher wahrnehmen, wie sinnlos beispielsweise kriegerische Auseinandersetzungen seien.

Aber wie kommen Menschen dazu, selber zu denken? «Indem sie sich auf die grundlegenden Fragen wirklich einlassen und die Erfahrung machen, dass sich beim selber denken Welten auftun», so Herren. Und laut Bleisch gehört dazu der Mut, Zweifel und Widersprüche zuzulassen. Dabei hilft ein Umfeld, das Neugierde fördert, Andersdenkende toleriert und teilhaben lässt. Soweit ein paar quasi sanfte Faktoren. Viele weitere kommen hinzu. So muss eine Kommunikation, die andere erreichen will, auf Resonanz achten; auch bei sich selbst. Und zum Sprechen gehört das Schweigen, das manchmal mehr sagt denn tausend Worte.

Allerdings sind ein achtsamer Austausch und selbst die beste Beratung sehr beschränkt wirksam, wenn existenzielle Voraussetzungen in den Bereichen Arbeit, Wohnen und Gesundheit fehlen. Soziale Infrastrukturen und Sicherheiten stärken Menschen den Rücken und fördern ein lebendiges Miteinander. Wer zu wenig Einkommen hat und das Nötigste kaum berappen kann, ist mit sich selbst beschäftigt und weniger in der Lage, sich um andere und das Gemeinwesen zu kümmern. Wichtig sind daher, so lautet das einfache Fazit des Gesprächs, individuell und strukturell wirksame Anstrengungen: Hand in Hand. Das ist kein Entweder-Oder. Jeder Schritt ist ein Schritt.

Titelbild: Ueli Mäder Foto: © Christian Jaeggi

Der nächste Cheesmeyer-Talk ist am 25. Januar 2024 (19.00-20.30, Hauptstrasse 55, Sissach). Thema: Narzissmus und (Ohn-)Macht. Gäste sind die Zürcher Psychoanalytikerin Jeannette Fischer und die Sängerin Claudia Adrario de Roche. Moderation: Soziologe Ueli Mäder.

Die bisherigen Gespräche der Reihe „Für eine friedliche Zukunft“ sind mit zeitlichem Verzug abhörbar über eine der üblichen Suchmaschinen im Internet, Eingabe: Podcast Cheesmeyer-Gespräche.

Oder direkt auf der Hompage des Kulturbistros Cheesmeyer

 

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