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Rundgang durchs Leben

Eine als Rundgang konzipierte Freiluftausstellung im Berner Bauerndorf Vechigen gibt Gelegenheit zu Rückblick und Ausblick. Die Wortspielereien machen bewusst, wie oft wir im Leben an Verzweigungen stehen. Manchmal bewusst, sehr oft unbewusst.

Im vergangenen Jahr wurden in meinem privaten Umfeld mehrere Kinder geboren. Für immer Abschied nehmen mussten wir von einigen Verwandten und Bekannten. Liebe Freunde sind aus dem Ausland in die Schweiz zurückgekehrt, andere haben sich Richtung Übersee verabschiedet. Mein Sohn hat sich beruflich neu orientiert, meine Tochter frisch liiert. Niemand weiss, welche Veränderungen das neue Jahr bringen wird.

Das Leben ist voller Verzweigungen. Einige sind planbar, andere kommen überraschend, schicksalshaft, scheinbar zufällig. Gelingt endlich der grosse Lottogewinn, oder frisst eine unglückliche Investition grosse Teile meines Vermögens weg? Bin ich zu alt, um rote Hosen zu tragen oder zu jung, um mich im Altersheim anzumelden? Wird der abendliche Konsum eines Gläschens Rotwein zur Sucht? Oder wären Abstinenz und Verzicht förderlicher für meine Gesundheit.

Der Künstler, Schauspieler und Schrift-Steller Matthias Zurbrügg hat in Vechigen, einem Dorf zwischen Boll und Worb, unter dem Titel «Verzweigt» einen philosophischen Rundgang durch das Dorf kreiert, der zum Nachdenken (und Schmunzeln) anregt: Auf einem sternförmig durch und um den Dorfkern angelegten Parcours geht man durch die Landschaft und begegnet alle paar hundert Meter einer Schrifttafel.

Zum Teil stehen einzelne Reizworte drauf. Dann liest man aber auch Wortpaare, Gegensätze, ab und zu auch Wortspielereien. An Verzweigungen muss man eine Entscheidung treffen, ob man rechts oder links geht. Das Wort «Glauben» zeigt nach rechts und führt zu Kirche und Friedhof. Wer sich für links entscheidet, folgt dem Wegweiser «Wissen», der ins Restaurant Kreuz führt. Ein paar hundert Meter weiter locken links die «Traumzeit», rechts der «Winterschlaf».

Etwas mehr Kopfarbeit erfordern Wortspielereien wie «Viel-falt» und «Ein-fach», die auch als «Viel-fach» und «Ein-falt» gelesen werden können. Einen handfesten  Wortsalat liefern die Begriffe «Fränner», «Mauen», «Maben», «Knädchen». Total verwirrt bin ich bei der Frage, ob mein Ausflug aufs Land nun «Weg» oder «Ziel» ist. Glücklicherweise gelange ich beim Kirchplatz zum «Wende-Platz». Hier kann man «Umsteigen» oder «Aussteigen». Der Rundgang führt durch Fantasiezonen, die Kommen und Gehen, Träumen, Welten, Ursprung, Schweigen, Leben, Urknall, Radeln, Chaos, Ursprung heissen.

Matthias Zurbrügg hat in den vergangenen Jahren in Bern, Basel, Thun und an weiteren Orten zusammen mit seiner Partnerin Christine Ahlborn Friedhöfe bespielt. An seinem ersten Dorfrundgang hat er anderthalb Jahre gearbeitet. Gezimmert, gesägt, geschliffen hat er rund 100 Wegweiser, acht Ruhebänkli sowie mehrere Grossbuchstaben. Sowohl die Gemeinde wie die zahlreichen Grundeigentümer haben ihm erlaubt, seine Strassentafeln an Kreuzungen und Verzweigungen aufzustellen. Finanziert wird das Projekt zu einem grossen Teil durch Spenden.

«Vorfahren» oder «Nachfahren»? «Vorsicht», «Rücksicht», «Zuversicht»? «Spielen» oder «Lauschen»? «Wald» oder «WLAN»? «Log-in» oder «Log-out». «Sehnsucht» oder «Leidenschaft». Die Antworten auf die zum Teil gegensätzlichen Wortpaare  muss jeder Besucher, jede Besucherin selber geben. Selbstverständlich kann man auch einfach weitergehen. Allen Besuchenden ist gemeinsam, dass der Ausgang des Rundgangs durchs Leben ungewiss ist.

Wer vom Wandern und Philosophieren Hunger bekommen hat, kann sich im Restaurant Kreuz oder im Mühli-Beizli verpflegen. Matthias Zurbrügg ist im Januar, Februar, März und April jeweils am letzten Sonntag von 13-16 Uhr anwesend. Im Mühli-Beizli kann zudem die Ausstellung «Nature Obscure» von Christine Ahlborn besichtigt werden.

Titelbild: Noch jung oder schon alt? Der Lebensrundgang durch Vechigen ist voller überraschender Fragen. Alle Fotos PS.

Rundgang und Ausstellung noch bis zum 28. April 2024

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