18 Kommentare«13. Altersrente ist weder fair noch verhältnismässig» - Seniorweb Schweiz
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«13. Altersrente ist weder fair noch verhältnismässig»

Am 3. März stimmt das Schweizer Stimmvolk über die Einführung einer 13. AHV-Rente ab. Die vom Schweizerischen Gewerkschaftsbund SGB lancierte Initiative ist umstritten. Seniorweb befragte Barbara Zimmermann (Titelbild) vom Arbeitgeberverband nach den Gründen, die für eine Ablehnung der 13. Altersrente sprechen.

Am 25. Januar begründete SGB-Präsident und Nationalrat Pierre Yves Maillard an dieser Stelle das Ja zur Initiative für die 13. AHV-Rente. Diesmal kommt die Gegnerschaft einer 13. Altersrente zu Wort. Warum ein Ausbau der AHV-Rente, wie ihn die Initiative für eine 13. Rente für alle vorsieht, nicht die Lösung sein kann, legt Barbara Zimmermann, Leiterin Sozialpolitik beim Arbeitgeberverband, im nachfolgenden Interview dar:

Laut mehreren Umfragen würde die 13. AHV-Rente an der Urne deutlich angenommen. Wie deuten Sie diesen enormen Zuspruch in der Bevölkerung?

Barbara Zimmermann: Die Initiative trifft einen Nerv und klingt auf den ersten Blick angemessen und gerecht. Die Preise sind merklich angestiegen und das spüren alle – auch die Rentnerinnen und Rentner. Wenn man nicht selbst Rentnerin oder Rentner ist und vermeintlich profitiert, hatte oder hat jede oder jeder zumindest Grosseltern, denen man einen Zustupf gönnt. Auf den zweiten Blick sehen viele, dass die Initiative unsozial ist und dass jemand dafür zahlen muss. Je besser die Bevölkerung informiert ist, desto mehr wird der Zuspruch abnehmen.

Dass die Initiative beim Volk Chancen hat, hat sehr stark mit der Teuerung zu tun, die ab 2022 deutlich angezogen hat. So können die Gewerkschaften heute behaupten, das Ziel der Initiative sei es, den Kaufkraftverlust der Rentnerinnen und Rentner auszugleichen. Davon war aber 2020, als die Initiative lanciert wurde, noch keine Rede. Mit keinem Wort. Die Teuerung war negativ und die Initianten sprachen davon, die «exorbitant hohen Nationalbank-Überschüsse» zur Finanzierung zu verwenden. 2024 wird das Kaufkraftargument plötzlich aus dem Hut gezaubert. In Tat und Wahrheit geht es den Gewerkschaften, der SP und den Grünen – die einzigen Parteien, welche die Initiative unterstützen – um maximale Umverteilung, um einen möglichst starken Ausbau der 1. Säule und um eine Schwächung der 2. Säule, bei welcher jede und jeder für sich spart.

Die wirtschaftliche Lage vieler Menschen hat sich real verschlechtert. Teilen Sie die Sorgen dieser Menschen?

Auf jeden Fall. Die Schweiz erlebt seit 2022 – nach vielen Jahren mit geringer oder gar negativer Teuerung – wieder deutliche Preissteigerungen. Das merken alle, besonders der Mittelstand, alleinerziehende Mütter und natürlich auch viele Rentnerinnen und Rentner.

Gemäss Bundesverfassung müsste die AHV allein existenzsichernd sein. Davon ist sie weit entfernt. Mit einer 13. AHV-Rente wollen die Initianten erreichen, dass es allen, die ein Leben lang gearbeitet haben, besser geht. Warum sind Sie gegen eine solche Verbesserung?

Das ist in meinen Augen nicht das Ziel der Initianten. Das Ziel ist bloss vorgeschoben, wie ich in meiner Antwort auf Ihre Einstiegsfrage erläutert habe. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass es Bürgerinnen und Bürger gibt, die weder über eine Pensionskasse noch über eine 3. Säule verfügen und die mit ihrer AHV nicht über die Runden kommen. Für diese Menschen existiert aber einerseits mit den Ergänzungsleistungen eine bedarfsgerechte Unterstützung. Anderseits gibt es viele Rentnerinnen und Rentner, welche mit der Initiative ebenfalls eine 13. Rente erhalten würden und nicht auf diese angewiesen sind. Eine «13. AHV-Rente für alle» kann nicht die Lösung sein, denn sie belastet die AHV über Gebühr, schüttet an alle Rentner aus – anstatt bedarfsgerecht –, sie geht zulasten der künftigen Generationen und belastet den Mittelstand. Das ist weder fair noch verhältnismässig.

Die pessimistischen Prognosen in der Vergangenheit erwiesen sich als falsch. In den letzten Jahren resultierten fast nur Gewinne in der AHV. Ist da ein Ausbau der AHV-Rente nicht verkraftbar?

Das Vorhaben einer 13. Rente für alle würde ab 2026 4-5 Milliarden Schweizer Franken pro Jahr kosten. Das entspricht den jährlichen Kosten des Bundes für die Landesverteidigung und liegt deutlich höher als die jährlichen Kosten für die Landwirtschaft. Die Gewerkschaften verbreiten dabei gerne die erfundene Geschichte, die AHV sei «gesund» und die Schweiz könne sich den Ausbau der AHV problemlos leisten. Die Wahrheit ist: Die AHV ist weder gesund, noch verfügt sie über überschüssige Mittel, die beliebig verteilt werden können. Die AHV-Reserven, welche die Initianten gerne als Zeugnis ins Feld führen, sind die Ausgleichs- und Sicherheitsreserve der AHV. Sie muss von Gesetzes wegen einer Jahresausgabe entsprechen und belief sich Ende 2022 auf 98 Prozent des von Gesetzes wegen erforderlichen Werts. Ehrlich wäre es, die Initianten würden das Umlageergebnis der AHV thematisieren, das Verhältnis zwischen Einnahmen und Ausgaben. Dieses würde mit Einführung einer 13. AHV bereits ab 2026 negativ. Das Defizit würde ohne dringende Zusatzfinanzierung steil ansteigend zunehmen. Die AHV hat aufgrund der demographischen Entwicklung bereits ein grosses Finanzierungsproblem. Eine 13. AHV-Rente würde es deutlich verschlimmern.

Weiter ist es unverständlich, wieso alle Rentner pauschal eine 8,3-prozentige Erhöhung der AHV-Rente erhalten sollen – egal, ob jemand vermögend ist oder nicht –, während dem die arbeitstätige Bevölkerung diese Kosten finanzieren soll. Das ginge primär zulasten des Mittelstands – besonders der Jungen, alleinerziehenden Müttern, Familien, Handwerkern –, denn die ärmeren Bevölkerungsschichten erhalten staatliche Zuschüsse wie etwa Prämienverbilligungen und die reicheren Bevölkerungsschichten belasten höhere Mehrwertsteuern sowie Lohnabgaben weniger stark. Eine klare Verletzung der Generationensolidarität. Die Ungerechtigkeit einer 13. AHV-Rente gipfelt darin, dass Personen mit hohen Renten auch noch einen deutlich höheren Rentenzuschlag erhalten sollen als Personen mit geringen Renten. Ein grober Konstruktionsfehler der Initiative.

Wie gross ist die Gefahr, dass mit einer 13. Rente die AHV in Schieflage geraten würde?

Es ist keine Gefahr, es ist eine Gewissheit. Die offiziellen AHV-Finanzierungsperspektiven des Bundesamtes für Sozialversicherungen (BSV) bestätigen, dass die AHV ohnehin schon ein grosses Finanzierungsproblem hat. Dies, weil wir immer älter werden und weil immer weniger Beitragszahlende für immer mehr Rentnerinnen und Rentner aufkommen. Selbst ohne die 13. AHV-Rente resultiert – ohne zusätzliche Finanzierung – ab 2030 ein Umlagedefizit von 5 Milliarden Franken. Bei Inkrafttreten einer 13. AHV-Rente würde das Defizit und damit die Finanzierungslücke erstens bedeutend schneller kommen (bereits ab 2026) und zweitens bedeutend grösser werden. Es würde sich bis 2035 auf rund 10 Milliarden Franken belaufen. Die Initianten argumentieren, in der AHV sei noch Geld vorhanden. Doch das stimmt nicht. Das zeigen die öffentlichen Prognosen des Bundesamtes für Sozialversicherungen (BSV): Mit einer 13. AHV-Rente und ohne zusätzliche Finanzierung geriete das Umlagedefizit der AHV ab 2026 ins Defizit.

Die Pensionskassenrenten sinken kontinuierlich. Ist es da nicht verständlich, dass sich viele Menschen Sorgen machen, wovon sie im Alter leben können und sich eine Stärkung der AHV wünschen?                                                       

Weil das Pensionskassenkapital länger reichen muss, wird es in kleineren Rententranchen ausbezahlt. Das Kapital bleibt aber gleich gross. Grundsätzlich ist es aber verständlich, dass sich die Rentnerinnen und Rentner Sorge machen. Doch man sollte auch die Realität anerkennen, dass wir hier nicht von einer ganzen Generation sprechen. Noch viel mehr Rentnerinnen und Rentnern geht es ansprechend, gut und sehr gut. Keine Rentnergeneration hatte mehr Vermögen als die aktuelle Rentnergeneration. Eine überwiegende Mehrheit der AHV-Bezügerinnen und -Bezüger sind nicht auf eine Zusatzleistung angewiesen. Damit will ich das Problem aber nicht kleinreden. Selbstverständlich gibt es Pensionierte, die in finanziell schwierigen Verhältnissen leben. Hier wirkt das System der Ergänzungsleistungen ganz gezielt. Doch die AHV-Renten für alle Rentnerinnen und Rentner – unabhängig vom Bedarf – zu erhöhen und damit den bereits heute gebeutelten Mittelstand mit höheren Mehrwertsteuern und Lohnabzügen zusätzlich zu belasten, ist der falsche Weg und den Jungen gegenüber nicht fair. Demgegenüber verbessert die vom Parlament verabschiedete Reform der beruflichen Vorsorge, über die wir im Herbst abstimmen werden, die Versicherungsleistungen von Geringverdienern und Frauen gezielt.

Welche Massnahmen wären besser geeignet, die AHV für längere Zeit wieder ins Lot zu bringen?

Die bekannten grossen Hebel sind Rentensenkung, Beitragserhöhung oder Rentenaltererhöhung. Mit der Renteninitiative der Jungfreisinnigen kommt am 3. März eine sinnvolle Vorlage an die Urne, welche das Rentenalter schrittweise auf 66 Jahre erhöhen und danach das Rentenalter an die Lebenserwartung koppeln möchte. Dieser Automatismus würde die Finanzierung der AHV auf ein deutlich stabileres Fundament stellen. Die Initiative sieht vor, dass das Rentenalter für alle bis 2033 auf 66 Jahre angehoben wird. Anschliessend würde es automatisch an die Lebenserwartung geknüpft werden. Heute ist es so, dass die Bevölkerung zwar immer länger lebt, dass sie aber nicht länger arbeitet. Dazu gibt es in der Schweiz immer weniger Beitragszahler pro Rentner. Entsprechend ist die Altersvorsorge in Finanzierungsnöten.

Die Idee der Kopplung des Rentenalters an die Lebenserwartung wurde bereits erfolgreich in anderen europäischen Ländern eingeführt, beispielsweise in den Niederlanden und in Dänemark. Das hat sich bewährt. Sie belegen im Global Pension Index 2023 des Beratungsunternehmens Mercer bezüglich Nachhaltigkeit des Rentensystems die Plätze 1 und 3 (die Schweiz lediglich Platz 11). Für Sektoren mit beispielsweise körperlich besonders anstrengenden Berufen sind Lösungen möglich – wie bereits heute – und Mitarbeitende können in den Vorruhestand gehen. Dies wäre weiterhin möglich. Wie heute läge es an den Sozialpartnern (Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorganisationen), Lösungen zu finden, die den Branchen und ihren Bedürfnissen Rechnung tragen. Die Renteninitiative verdient die Unterstützung.

Link zum Interview mit Pierre Ives Maillard

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18 Kommentare

  1. Was für ein Quatsch! Die Arbeitgeber reden nur auf ihre Mühlen. Dabei gäbs eine einfache Lösung: BVG-Zwangssparen abschaffen, nur wer will und es sich leisten kann, soll sein schwerverdientes Geld den Privatversicherern, zu den bisher bekannten Unkosten und Zinsen, in den Rachen werfen. Dann würde der freie Markt spielen und die Leistungserbringer würden es sich überlegen, Millionen Kundengelder an der Börse zu verzocken.
    Hätten wir eine AHV-Rente, die fürs Leben im Alter reicht und die oberhalb der Armutsgrenze festgesetzt und regelmässig der Teuerung angepasst wird, wäre längst genug Geld da für die Finanzierung und der Bittgang für Ergänzungsleistungen würde sich erübrigen, inklusive Wegfall der meisten administrativen Zeit- und Lohnaufwendungen für die Kantonalen Ausgleichskassen.

    • Eigentlich sollte man erwarten können, dass hier auf die sauber hergeleiteten Argumente von Frau Zimmermann eingegangen wird, statt wieder wild mit Hasstyraden um sich zu schiessen.
      Die Abschaffung der Pensionskassen würde übrigens bedeuten, dass Leute mit kleinen Einkommen nicht mehr vom künstlich hochgehaltenen Umwandlungssatz profitieren können, der bekanntlich von den gut Verdienenden im Ueberobligatorium finanziert wird.
      Anstatt ewig die Mär von den «abzockenden» Pensionskassen zu wiederholen, wäre es gescheiter, diese Behauptung wenigstens ein einziges Mal zu belegen.

      • Dass Sie mich der Hasstyraden bezichtigen, zeigt entweder, dass Sie über einen begrenzten Wortschatz verfügen, oder Sie sich durch meine Meinung und Ansichten in Ihren Glaubensfesten dermassen verunsichert fühlen, dass Diffamierung der einzige Weg ist, sich zu äussern.

  2. Einspruch.

    «Zwangssparen» ist für die grosse Mehrheit genau das Richtige und bewahrt viele Menschen vor Armut. Ausreisser ausgenommen wurden die Gelder sehr gewinnbringend angelegt – zum Nutzen aller.

    Das Geld ist nun einmal selbst in der Schweiz nicht unbegrenzt vorhanden. Wenn die AHV-Rente erhöhen, dann bestimmt nicht für alle, sondern nur für jene, die darauf angewiesen sind. Ansonsten wird sehr viel Geld verschwendet – zulasten primär der Jungen und des Mittelstands. Die merken es am stärksten (und im Falle der Jungen am längsten), wenn die Mehrwertsteuer steigt und wenn Lohnabzüge steigen.

  3. Anstatt den Initianten Unehrlichkeit vorzuwerfen, sollten die Damen und Herren des Arbeitgeberverbands doch wieder mal die Bundesverfassung zur Hand nehmen, dort steht in Art. 112, Absatz 2b, bezüglich AHV : «Die Renten haben den Existenzbedarf angemessen zu decken.» Deshalb ist die vorliegende Initiative für eine 13. Rente zweifellos ein Schritt in die richtige Richtung, auch wenn etliche Rentnerinnen und Rentner nicht auf eine Verbesserung der AHV Rente angewiesen sind.

    • Wenn man die AHV-Kasse plündert, ist sie in ein paar Jahren leer. Das entspricht auch nicht BV 112.
      Die Vorlage wäre nur dann seriös, wenn sie sich zur Finanzierung äussern würde.

  4. Reine Panikmache von Barbara Zimmermann. Dem Bürger ist piepegal aus welcher Ecke der Vorschlag kommt, Tatsache ist, dass das Geld nicht mehr reicht. Hätten die Politclowns die AHV jährlich der Teuerung angepasst, unter Einbeziehung der vollen Krankenkassenprämien und unter Berücksichtigung der völlig überrissenen Mietzinserhöhungen, wäre der Bürger vielleicht weniger auf die 13. AHV Initiative eingestiegen oder aufgesprungen, aber so, ne. Fr. 150.00 pro Monat höhere Krankenkassenprämien innert 2 Jahren, ergibt Fr. 1’800.00 pro Jahr für ein Ehepaar. Die Arbeitgeber und das Parlament haben ihren Job nicht gemacht und das»dumme» Volk wird die Initiative annehmen und das ist richtig so. Geld ist genug vorhanden und sonst kann man die Beiträge erhöhen, das ist längst überfällig. Und die FDP Initiative für ein höheres Rentenalter ist völlig daneben. Die AHV ist ein Umlageverfahren und das beste Sozialwerk der CH. Für illegale Schein-Asylanten und für die Ukraine ist immer Geld vorhanden, jetzt gilt: Swiss first. Und die erbärmliche Vorstellung der 5 ex Bundesräte ist ein Skandal und hat die Wahrscheinlichkeit der Annahme erst recht erhöht. Dümmer geht nimmer.

    • Dass ein solcher Kommentar überhaupt die Qualitätsprüfung von Seniorweb schafft, ist erstaunlich.

      Zu ihren Behauptungen:

      – «Geld ist genug vorhanden»: Das ist sehr einfach widerlegbar. Mit einer 13. Rente für alle, ist das Umlageergebnis der AHV ab 2026 negativ, Tendenz stark sinkend. Klar können die MwSt und die Lohnabzüge laufend erhöht werden, aber das schmerzt uns alle und besonders den Mittelstand.

      – Von gestiegenen Mieten und Krankenkassenprämien sind wir alle betroffen. Wieso soll ausgerechnet die im Schnitt wohlhabendste Generation mit der Giesskanne Geld erhalten und die Allgemeinheit bezahlt?

      – «Die FDP Initiative für ein höheres Rentenalter ist völlig daneben»: Aus welchem Grund und was ist ihre Alternative? Dänemark und die Niederlande haben mit Erfolg umgesetzt, was die Renteninitiative vorschlägt. Wir werden immer älter, wieso nicht bisschen länger arbeiten (mit Speziallösungen für körperlich besonders anstrengende Berufe)?

  5. Natürlich habe ich als Rentner nichts gegen den Erhalt einer Rentenerhöhung.

    Nachdem eine generelle Rentenerhöhung vor ein paar Jahren an der Urne abgelehnt wurde, bedient man sich jetzt des sympathischen Schlagwortes der 13. Monatsrente.

    De facto ist es aber bloss eine generelle Rentenerhöhung um satte 8.3 %. Und das, wo sich gleichzeitig die Personen die unsere Renten bezahlen (das sind die Arbeitenden) um Gehaltserhöhungen von 1 oder 2% kämpfen. Das passt doch nicht zusammen.

    Nicht zu vergessen: die AHV-Renten werden regelmässig der Teuerung angepasst; es wäre nützlich, dies auch zu thematisieren.

  6. Ich bin Rentnerin und bin gegen diese 13. AHV. Unter Umständen falle ich dann in eine höhere Steuerprogression. Schon vor Jahren dachte ich, dass man die AHV zulasten der 2. Säule stärken müsste. Diejenigen die gut verdienen, können sich auch eine 3. Säule etc. leisten. Dann hätten wir auch nicht soviele Pensionskassen, die wie oben erwähnt, unsere Spargelder verzocken oder in teure Immobilien investieren, deren Miete sich Normalbürger nicht leisten können.

  7. Ich finds ja gut, dass über R13 so angeregt und fast immer höflich diskutiert wird. Immerhin schmunzel-ärgere ich mich, dass manche Kommentierende so felsenfest überzeugt sind.

    Die Ja-13-Leute sagen, dass sie und nur sie recht haben. «Ich habe unwiderlegbare Beweise.»
    Die Nein-13-Leute sagen, dass sie und nur sie recht haben. «Ich habe unwiderlegbare Beweise.»

    Karl Valentin sagt: «Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen.»

    • Karl Valentin sagt: «Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen.»

      Stimmt! Bloss gibt es hier nicht viel zu prognostizieren. Der grösste Teil der künftigen Rentenbezüger ist bereits auf der Welt. Deren Lebenserwartung kann in etwa abgeschätzt werden. Die AHV gerät aber schon in Schieflage, wenn die Lebenserwartung nicht zunimmt.

      Das Aergerliche an der hier waltenden Diskussion ist, dass die JA13ner nie ersthaft zu den Argumenten der NEIN13ner Stellung nehmen.
      Wenn man Versicherungsgesellschaften «Abzocker» und vom Volk gewählte Parlamentarier «Polictlowns» nennt und das Heil der Schweiz in der Ausweisung der ukrainischen Flüchtlinge (in Putins Gulag?) sieht, hat man kein einziges Argument der Gegner der Initiative widerlegt.

      • Wie recht Sie haben. Nur will das scheinbar kaum jemand zur Kenntnis nehmen. Lieber werden irgendwelche Ausreden vorgeschoben, wieso man dieser verantwortungslosen Initiative zustimmt.

  8. Das Problem ist das Giesskannensystem, statt gezielt nur dort zu helfen wo es wirklich nötig ist, aber diese Initiative wird garantiert angenommen, weil man durch den langen Wohlstand verlernt hat, in die Zukunft zu denken (wie es unsere vernünftigen Vorfahren noch taten) !

  9. In einer Gesamtschau müsste meines Erachtens das schweizerische Vorsorgesystems mit dem Drei-Säulen-Konzept in seinem Zusammenspiel etwas kritischer hinterfragt werden. Wie bei vielen gesellschaftspolitischen Fragestellungen können auch beim vorliegenden System der Alterssicherung empirisch deutliche Gewinner und deutliche Verlierer ausgemacht werden. Und dazwischen liegen wiederum zwei Gruppen, nämlich Menschen, die einigermassen würdig bis an ihr Lebensende über die Runden kommen und solche, die namentlich in die Zukunft blickend befürchten müssen, dass ihre Mittel im vulnerablen Lebensabschnitt der Hochaltrigkeit nicht ausreichen könnten.

    Wer profitiert vom gegenwärtigen Drei-Säulen-System?
    • Männer und Frauen mit Tertiärabschluss
    • Berufstätige mit hohen Arbeitspensen
    • Haushalte ohne Kinder
    • Familien, die Care-Arbeit einkaufen können
    • Schweiz. Nationalität
    • Vermögensbildung durch Einkommen
    • Altersvorsorge mit der 3. Säule
    • Anwartschaft auf Erbschaften
    • Lebenszufriedenheit, dank Ressourcen und gesellschaftlicher Partizipation

    Wer ist benachteiligt durch das gegenwärtige Drei-Säulen-System?
    • Männer/Frauen ohne nachobligat. Ausbildung
    • Teilzeitpensen oder Mehrfachtätigkeiten
    • Tätigkeiten im Niedriglohnsektor
    • Brüche/Diskontinuitäten in der Berufsbiografie
    • Selbständige, ohne genügende Altersvorsorge
    • Ausländische Staatszugehörigkeit
    • Geschiedene / Alleinerziehende mit Kindern
    • Haushalte ohne Möglichkeit zur Vermögensbildung und ohne Aussicht auf Erbschaften
    • Menschen bedrängt von Armut, Gesundheit, Einsamkeit

    In diesem Zusammenhang stellen sich mir zwei wichtige Fragen, die in den gegenwärtigen, teilweise hitzig geführten Debatten meist zu kurz kommen:

    1. Welche Massnahmen könnten ergriffen werden, die effektiv und effizient wären, um die bekannten Benachteiligungseffekte über eine harmonische Angleichung der drei Säulen zu beseitigen oder doch massgeblich zu lindern?
    2. Welchen prozentualen Anteil von Berechtigten für Ergänzungsleistungen (EL) empfinden wir in der Schweiz gesellschaftspolitisch noch vertretbar und ab welcher Grenze sollten andere Massnahmen ergriffen werden. Weil es nicht sein kann, dass immer mehr Menschen befürchten müssen, im Alter auf sozialstaatliche Leistungen angewiesen zu sein.

    Aus meiner Sicht hat Anton Schaller in zwei Kolumnen bedenkenswerte Vorschläge unterbreitet, wie eine harmonischere Ausrichtung des Drei-Säulen-Systems aussehen könnte und über welche Möglichkeiten Bundesrat und Parlament bereits heute schon verfügen würden, um die drängenden Probleme bei den in bescheidenen bzw. ärmlichen Verhältnissen lebenden Menschen in unserem Lande entscheidend zu verbessern. In diesem Sinne sind die kommenden Abstimmungen zur AHV auch ein Stimmungstest der parlamentarischen Arbeit und der Gesellschaftspolitik schlechthin.

    Und von den Lösungsansätzen der zwei gestellten Fragen hängen nicht nur der soziale Zusammenhalt, sondern auch die gesellschaftliche Resilienz ab, auch künftige Herausforderungen ohne grössere Spannungen und Verwerfungen zu meistern.

  10. Ja ja – Nein nein : Fast alles ist gesagt.

    Ganz zuerst: Derart viele und gute Ideen zur AHV sind noch nie in den vergangenen 50 Jahren zusammengekommen.
    Die bürgerlichen Parteien stellen fest, nachdem während einem halben Jahrhundert jede AHV-Reform verhindert oder bis zur Unkenntlichkeit zerpflückt wurden, greifen die alten Argumente nicht mehr. Parlamentarier auf dem Land sehen plötzlich ihre Wiederwahl gefährdet, das Volk glaubt ihnen schlicht nicht mehr. Nicht die Linken und Grünen haben Schuld am Debakel, alle, auch die “Liebi Fraue und Manne” haben genug, dies zwar aus ganz verschiedenen Gründen, aber sie haben definitiv genug.
    Möglicherweise wird es knapp, aber gab es dies irgend mal in unserer Schweiz: Seniorinnen und Senioren aus der ganzen Schweiz, Bauern, Büezer und Handwerker vor dem Bundeshaus? “Jetzt sind wir dran”! Die Gegner tun gut daran, nach voraussichtlich verlorener Schlacht, endlich Hand zu reichen für anständige und gut durchdachte Reformen. Dazu gehört auch die eiserne Lady aus der Ostschweiz. Verlorenes Vertrauen ist nicht durch markige Sprüche zurückzugewinnen, Taten sind gefordert.

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