StartseiteMagazinKulturGletscherschwund in der Kunst

Gletscherschwund in der Kunst

Wer vom Klimawandel spricht, redet auch vom Schmelzen der Gletscher. Was wir damals vor über 50 Jahren auch sommers Schneeberge nannten, waren mit ewigem Firnschnee und Gletschern bedeckte Gipfel, heute ab Juli oft nackter Fels. Ein Thema für die Kunst.

Jährlich neu gibt es die reiche Sammlung an Schweizer Kunst im Aargauer Kunsthaus. Beim Besuch einer Spezialausstellung lohnt sich deshalb auch ein Blick auf die Sammlungsausstellung im Obergeschoss des Museums. Sie erlaubt also immer wieder andere Einblicke in den Fundus an älterer und neuerer Schweizer Kunst. Sammlung 24 macht rund 50 bedeutende Landschafts- und Naturdarstellungen sichtbar, darunter Ferdinand Hodlers Thunersee mit Stockhornkette, düstere Landschaften von Arnold Böcklin oder Pop Art von Samuel Buri und Max Matter, die sich kritisch mit der angeblich heilen Alpenwelt auseinandersetzen. Die Ausstellung umfasst Arbeiten bis in die Gegenwart, beispielsweise von Ugo Rondinone oder Caroline Bachmann.

Caspar Wolf: Der Rhonegletscher von der Talsohle bei Gletsch gesehen 1778

Aber fehlt da nicht ein wichtiger Schweizer Künstler, ein Aargauer? Nämlich Caspar Wolf (1735-1783) mit seinen berühmten Gletscherbildern aus dem 18. Jahrhundert, von denen nicht wenige zum Bestand in Aarau gehören. Der Wegweiser führt uns ins Untergeschoss des Museums zur Spezialausstellung Schau, wie der Gletscher schwindet. Hier finden wir mehrere Gemälde von Caspar Wolf, quasi als Erinnerung, wie gewaltig diese Eismassen einst auf die eben beginnende Feldforschung gewirkt haben müssen. Der Pionier der Alpenmalerei war mit Naturforschern seiner Zeit in den Alpen unterwegs und verarbeitete seine Skizzen und Ölstudien später im Atelier zu Gemälden. Er arbeitete im Auftrag des Berner Verlegers Abraham Wagner.

Ingeborg Lüscher: Ohne Titel I F-XIII, 1995. Aargauer Kunstmuseum Aarau. Mit Genehmigung der Künstlerin. © 2024, ProLitteris Zürich

Mit dem Blick zurück auf die Gletscher von Caspar Wolf, springt die Ausstellung ins Zeitgenössische: Gezeigt werden Gemälde, Fotos, Videos, Skulpturen, Zeichnungen und Installationen von den späten 1960er Jahren bis heute. Diese Präsentation ist Teil einer schweizweiten Zusammenarbeit von Museen und Kulturinstitutionen, die auf das dramatische Abschmelzen der grossen und kleinen Gletscher aufmerksam machen wollen.

Nicolas Faure: Der Aletschgletscher 1989. Aargauer Kunsthaus © Nicolas Faure und Fotostiftung Schweiz

Viele Künstlerinnen und Künstler beschäftigen sich mit Umweltthemen und sind sich der globalen Erwärmung bewusst. Sie weisen mit ihren Arbeiten auf die Verwundbarkeit und Fragilität der Alpenlandschaft und setzen sich kritisch mit den Eingriffen der Menschen auseinander. So zeigt Nicolas Faure (*1949) mit seinen Fotos, wie einst unberührte hochalpine Regionen immer mehr zum Funpark werden. Georg Steinmann (*1950) sitzt in seinem Video Blues for the Glaciers mit der Gitarre vor dem mit Schutztüchern bedeckten Rhonegletscher. Max Matters (*1941) Kuppelbild Höhensonne aus einem als Baustoff seinerzeit beliebten Kunststoffmaterials ist eine Kritik an der massiven Bautätigkeit im Schweizer Mittelland.

Agnes Fuchs: Expedition Antarktis IX, 2000. Aargauer Kunsthaus Aarau. Mit Genehmigung der Künstlerin © 2024, ProLitteris Zürich

Agnes Fuchs (*1965) verwendet für ihre Serie Expedition Antarktis Bildmaterial von russischen Expeditionen der 1950er und 1960er Jahre und überträgt sie in den Kontext der Malerei. Von Ingeborg Lüscher (*1936) sind leuchtende Wolkengebirge zu sehen, von Cécile Wick (*1954) die Arbeit Rosegg von 2003.

Der monumentale Film von Julian Charrière (*1987) Towards No Earthly Pole von 2019 taucht mit seinen fernen Eislandschaften in Grönland, Island und den Alpen in eine wunderbare und zugleich gefährdete Welt ein, die uns direkt betrifft. Er wurde schon anlässlich der Werkausstellung von Charrière 2020 in Aarau gezeigt (Seniorweb hat darüber berichtet). Insgesamt sind zwanzig Künstlerinnen und Künstler bei dieser Gletscherschwund-Ausstellung beteiligt.

Bis 25. August
Titelbild: Ursula Biemann, Acoustic Ocean, 2018. Videostill
Hier finden sie Infos für Ihren Besuch. Über die Feiertage geöffnet.

Der Sommer 2024 steht im Fokus der schweizweiten Kooperation «Schau, wie der Gletscher schwindet». Es finden Ausstellungen und Veranstaltungen sowie ein riesiges interdisziplinäres Rahmenprogramm zwischen Genf und Graubünden statt. Das Programm wird laufend ergänzt.
Ausser dem Aargauer Kunstmuseum ist bereits dabei:
Das historische Museum Lausanne mit «Un monde en mouvement»

Bohrkern in der Ausstellung im Musée Historique Lausanne © Margaux Corda

Demnächst folgen:
Das Walliser Suonen-Museum in Ayant mit der Schau «Le Soleil nous inonde»
Der Gletschergarten Luzern mit zwei Installationen zur Thematik.

 

 

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