In einer Zeit, in der die Durchschnittstemperaturen steigen und im Dezember nicht selten zweistellig sind, scheint der Traum von Schneeflocken und einer weissen Weihnacht immer mehr zu verblassen. Obwohl uns Frau Holle vor einer Woche einen schneereichen Winterschock verpasst hat. Weshalb hängen wir so sehr an dieser romantischen Vorstellung?
Schneebedeckte Landschaften haben etwas Magisches an sich. Sie verwandeln unsere Umgebung in eine mystisch-stille Wunderwelt, die perfekt zur besinnlichen Weihnachtszeit passt. Der Anblick von schneebedeckten Dächern, das Knirschen unter den Winterschuhen und die Möglichkeit, einen Schneemann oder einen Iglu zu bauen, wecken in vielen von uns nostalgische Kindheitserinnerungen.
Der geschmückte Weihnachtsbaum auf dem Adelbodner Dorfplatz war in meiner Jugend stets verschneit. Auf dem Gurten habe ich Skifahren gelernt. Im Selibühl (Gantrisch) konnten wir über die Weihnachtstage schlitteln. Vor unserem Wohnblock im Berner Liebefeld bauten wir Kinder eine Schneehütte und zogen auf einer Natureisbahn unsere Runden, während der Hausmeister jeden Morgen den Weg pflügte, damit niemand stürzte.
Grüne Weihnachten auf dem Thuner Rathausplatz.
Die Realität sieht heute anders aus: Der Klimawandel macht weisse Weihnachten in unseren Breitengraden und vor allem in den Niederungen zu einem seltenen Ereignis. Meteorologen berichten, dass die Wahrscheinlichkeit für Schnee während den Feiertagen in den kommenden Jahren weiter sinken wird. Was früher normal war, ist heute die Ausnahme.
Vielleicht ist es an der Zeit, unsere Erwartungen anzupassen. Weihnachten ist mehr als nur eine weisse Landschaft, mehr als ein Winterwunderland. An Weihnachten geht es ums Zusammensein, um Besinnlichkeit sowie die Freude am Schenken und beschenkt werden. Anstatt uns an einer möglicherweise unrealistischen Vorstellung festzuklammern, könnten wir neue Traditionen schaffen, die unabhängig vom Wetter, Freude bereiten.
Der Berner Weihnachtsmarkt auf dem Waisenhausplatz.
Während wir uns an den Gedanken gewöhnen müssen, dass weisse Weihnachten seltener werden, sollten wir nicht vergessen, dass jeder von uns einen Beitrag an den Klimaschutz leisten kann. Vielleicht motiviert uns gerade die Sehnsucht nach verschneiten Feiertagen dazu, nachhaltiger zu leben und so zukünftigen Generationen die Chance auf weisse Weihnachten zu bewahren.
Ob mit oder ohne Schnee – die Weihnachtszeit bleibt eine besondere Zeit des Jahres. Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich eine wunderschöne Adventszeit.
Ob weisse oder grüne Weihnachten: Für viele ist das wichtigste am Fest das Zusammensein, das Freudebereiten, innere Harmonie. Fotos: ZVG und PS
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