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«Der letzte Sommer vor dem Krieg»

Die Welt im Frühjahr 2025. Kaum ein Morgen, an dem wir nicht überrascht werden von Nachrichten aus Washington, aus Moskau und davon, welche Leiden den Menschen in der Ukraine, im Gaza-Streifen in der Nacht widerfuhren. Wie harsch Putin, während in Riad verhandelt wird, die Ukraine mit Raketen und Drohnen überzieht. Trump Zölle ankündigt oder bereits angekündigte wieder zurückzieht, je nach Laune.

Und nicht erstaunlich taucht gerade jetzt in Publikationen, in TV-Sendungen immer wieder der eine Satz auf, der uns mehr als erschüttern sollte: «Der letzte Sommer vor dem Krieg». Erinnert wird in den Dokumentationen und Artikeln an den August 1939. Und nicht verwunderlich wird diese Geschichte auf die aktuelle Lage übertragen. Ist das alarmistisch, völlig überzogen, gar unverantwortlich oder derart real, so dass wir den Vergleich ernst, sehr ernst nehmen sollten?

Es sei im August 1939 warm, zum Teil sogar heiss gewesen, wird berichtet. Die Deutschen hätten den Sommer genossen. Bilder zeigen, dass schon damals an den Stränden Europas Hochbetrieb herrschte. Und die Deutschen hätten sich bereits «mit Hitlers Diktatur arrangiert». Aber nichts, aber auch gar nichts habe auf einen Krieg hingedeutet, wird unterstrichen. Das ist heute anders. Krieg oder Frieden? Das ist auf Messers Schneide.

Hitler aber hatte klare Ziele vor Augen. Es gelang ihm, Österreich, das Sudetenland und Tschechien ohne Gegenwehr einzuverleiben. Und die Alliierten schauten damals wie heute zu. Nach seinen Vorstellungen sollte sein Reich aber weit grösser werden. Damals lud er heimlich seine Generäle in sein Domizil auf dem Obersalzberg ein und schwor sie auf einen schnellen, brutalen Krieg ein. «Grösste Härte ist erlaubt», wird vom Treffen im Obersalzberg zitiert. Bereits am 1. September 1939 überfiel er Polen.

Der zweite Weltkrieg nahm seinen brutalen Lauf bis 1945. Bis Nazi-Deutschland zerbombt, Hitler sich das Leben nahm, das Nazi-Reich am Boden lag. Die Alliierten unter der Führung der USA und die Sowjetunion teilten Deutschland auf, wiesen es in neue Grenzen. Ein friedliches Europa sollte entstehen, der Wunsch der Kriegsversehrten. Es war General Charles de Gaulle, der spätere Präsident Frankreichs, der bereits während des 2. Weltkrieges die Idee von einem Europa vom Atlantik bis zum Ural lanciert hatte. Eine Idee, die er während seiner Präsidentschaft mit Blick auf die europäische Integration und die Nato immer wieder erneuerte. Und von Winston Churchill in seiner legendären Zürcher-Rede am 19. September 1946 aufgegriffen wurde. Churchill warnte: «Gegenwärtig gibt es eine Atempause. Die Kanonen sind verstummt. Die Kampfhandlungen haben aufgehört; aber die Gefahren sind geblieben. Wenn wir die Vereinigten Staaten von Europa, oder welchen Namen sie haben werden, bilden wollen, müssen wir jetzt anfangen.» Und: «Wir haben nicht viel Zeit.» Seitdem sind 79 Jahre vergangen. Europa sucht immer noch zu einem echten Zueinander, um nicht von den USA, von China und Russland an den Rand gedrängt zu werden. Und die Schweiz stehts abseits, nebendran.

Und tatsächlich: Bis in die frühen Putin-Zeit hinein klopfte selbst der Kreml mehrmals in Brüssel an. Und Putin meinte in seiner historischen Rede 2001 im deutschen Bundestag gar: «Ich bin überzeugt: Wir schlagen heute eine neue Seite in der Geschichte unserer bilateralen Beziehungen auf, und wir leisten damit unseren gemeinsamen Beitrag zum Aufbau des europäischen Hauses.»

Das Sowjetimperium zerbrach. Die Staaten des ehemaligen Warschauer-Paktes wandten sich zunehmend der EU zu. Putin sah und sieht Russland durch die Nato-Erweiterung bis an seine Grenzen bedroht. Und er hat klare Ziele vor seinen Augen. So wendete er den Slogan «vom Atlantik bis zum Ural» um in «vom Ural bis an den Atlantik», marschierte ein in die Ukraine, wollte innert Stunden Kiew erreichen, Wolodymyr Selenskyj entmachten, wohl töten. So kam es nicht. Der Widerstand der Ukraine war und ist nach wie vor zu gross, Selenskyj noch zu stark.

Jetzt will Putin, dass die UNO die Ukraine künftig verwaltet und Neuwahlen abhält. So könnte er, wie der Kreml es immer wieder versucht, die Wahlen manipulieren, Selenskyj dadurch ohne Aufsehen loswerden, ausschalten. Er hätte auf dem Weg an den Atlantik einen zähen Etappensieg errungen. Spielt Trump mit? Das ist nicht auszuschliessen. Seine Weitsicht ist begrenzt, allein auf die Interessen der USA fixiert, noch? Die Chancen, an die Seltenen Erden in der Ukraine heranzukommen, hätte er vergeben. Und Europa schaut wieder einmal zu. Noch überwiegen nationale Interessen. Immerhin: Mit 800 Milliarden sollen die Armeen der EU aufgerüstet werden. Wenn es dann so weit ist, könnte es zu spät sein.

Die Erinnerung an 1939 ist tatsächlich nicht so weit hergeholt. Die zentrale Lehre, die nach 1945 von den weit- und umsichtigen Europäern Robert Schumann, Jean Monnet, Konrad Adenauer, Charles de Gaulle gezogen wurde, sollte ebenso in Erinnerung bleiben: Frieden schaffen mit einem neuen Europa, das die Aussöhnung zwischen den ehemaligen Feinden Frankreich und Deutschland voraussetzte.

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7 Kommentare

  1. Wie kann in unserem Jahrhundert noch Krieg ein Thema sein,hat denn keiner gelernt???
    Es kann auch nicht sein,dass unsere Menschen Kanonenfutter für Ukraine werden sollen
    Es ist nicht UNSER Krieg
    Wer sich auf solchen Irrsinn einlässt,soll es auch alleine durchstehen.
    Die Hilfe bis zu einem bestimmten Zeitpunkt ist OK,aber es muss auch mal wieder Schluss sein
    Unser Volk will FRIEDEN !!!!!!!!!!
    DAS sollten alle Menschen auf der Welt wollen und mit gesundem Menschenverstand auch umsetzen
    Unsere unfähigen Politiker sollten mal DENKEN ,und zwar im Sinne unseres VOLKES
    Das sollte mit den Migranten anfangen,die unser Land ÜBERROLLEN
    Es muss wieder UNSER LAND werden

  2. Bierwag das ist eine sehr naive Ansicht und ist zu schön um wahr zu sein. Zuerst müssten die gierigen Machthaber therapiert werden

  3. Wenn die Euro-Staaten jetzt nicht sofort einen Rütlischwur fertig bringen,dann sehe ich sehr schwarz für unserer Kinder Zukunft!
    Peter Häsler 1945

  4. Emphatisch mitfühlend, auch unsympathische Menschen, Ländern und Gesellschaften gegenüber, zu Verstehen versuchen, wie sie die Vergangenheit empfunden haben ist der Schlüssel zum Frieden!

  5. Bierwag, Mäder, es hilft nicht, wenn man wie kleine Kinder die Augen verschließt, man wird trotzdem gesehen.

    Es hilft auch nicht, PUTIN Zugeständnisse zu machen, er weicht trotzdem nicht von seinen Zielen ab. PUTINs Plan ist die Macht über ganz Eurasien, also das gesamte Territorium der UdSSR und des Warschauer Pakt aber auch über Westeuropa, also bis Island und den Kanaren.

    TRUMP will dafür die absolute Kontrolle über Mittel und Nordamerika von Venezuela und Kolumbien über Panama, Mexiko und Kanada bis Grönland.

    China bekommt die Kontrolle über den gesamten Pazifik von Australien und Neuseeland über die Philipinen , Indochina bis Japan.

    Brasilien soll Südamerika kontrollieren, Afrika wird von Kapstadt beherrscht und Indien würde ganz Südasien und somit auch die arabische Welt zufallen.

    Das ist die Agenda des BRICS Bündnis und leider hat sich der Präsident der USA zum Vasall von PUTINs Größenwahn entpuppt.

    Ich bin aber ein unbelehrbarer Optimist und glaube an den Willen der Menschen, für die Freiheit zu kämpfen bereit sind und sich NIEMALS einer globalen Oligarchie unterwerfen werden.

    Aber auch eine globale Oligarchie versklavt vielleicht die Menschheit, kann aber nicht die Naturgesetze aushebeln. Die anthropogene Klimakatastrophe, die Vergiftung der Böden, Gewässer und Ozeane, Mikroplastik, Feinstaub, multiresistente Keime und die Bevölkerungsexplosion parallel zur Überalterung und das globale Artensterben werden mehrere hundert Millionen Menschen zur Flucht bewegen und das wird durch keine Armee der Welt aufzuhalten sein. Ich gehe davon aus dass die Despoten wie Putin, Xi Jinping, Jim Jong Un, Erdogan, Orban oder Trump von der eigenen Bevölkerung gestürzt werden und die schlimmste Version einer Unterdrückung verhindert werden kann.

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