StartseiteMagazinKulturTierische Rebellen auf der Pfauenbühne

Tierische Rebellen auf der Pfauenbühne

Das Performancekollektiv Moved by the Motion präsentiert auf der Pfauenbühne des Schauspielhauses Zürich eine rundum gelungene Inszenierung der Geschichte des grenzenlosen Helden Robin Hood. Ein Theaterbesuch für Gross und Klein lohnt sich.

Seit Jahrhunderten lebt die Legende von Robin Hood in den Herzen der Menschen. Sie steht für den Triumph des Guten über das Böse. Robin stellt sich beherzt gegen die Ungerechtigkeit und findet Verbündete. Er versteckt sich zusammen mit seinen Freunden im Wald und gründet eine Bande. Ihr Wahlspruch: «Wir nehmen den Reichen und geben den Armen!».

Ein Junghörnchen begehrt auf

Das Performancekollektiv Moved by the Motion um Regisseurin Wu Tsang verlegt den Robin-Hood-Mythos ins tierische Fabelreich. Die Armen sind Alt- und Junghörnchen, die für den Hund Sheriff, angetrieben von der Sphynx-Katze Brütsie, eifrig Weizenbündel hin- und hertragen. Ein Junghörnchen begehrt auf, wird in den Kerker gesteckt, von Fuchs Robin Hood und seinen Kumpanen befreit und in den gefürchteten Wald entführt. In der Folge wird die ganze unterjochte Hörnchenkolonie befreit und der Hund Sheriff vom bösen zum guten Sheriff umgepolt. Zum Schluss wird der Triumph der befreiten Tierkolonie tanzend gefeiert.

Bibernd arbeiten die Hörnchen im Weizenfeld für den Hund Sheriff (Bildmitte, hier zusammen mit der Sphinx-Katze Brütsie).

Geboten wird ein Kostümfest der besonderen Art. Alle Tiere sind äusserst fantasievoll gekleidet, hüpfen und tänzeln kunstvoll über die Bühne. Die einzelnen Szenen werden mit Schattentheater überbrückt. Die Bühne ist einfach gestaltet, grossflächige Videoeinspielungen (Berg- und Waldlandschaften), Stoffbahnen und Nebelschwaden sorgen für stimmungsvolle Auftritte (Bühne und Kostüme: Nina Mader und Carlos Soto). Man wähnt sich im Märchenland mit rebellischen Tieren, die den Menschen zur Umkehr in eine Welt der Umverteilung und Gerechtigkeit bewegen wollen. Der Wald dient als Befreiungsort für ein gerechtes kollektives Leben.

Eindrucksvolle Bilder und grossartige Darsteller

Die Moral der Umverteilung von Robin Hood verfängt heute kaum noch. Die Zürcher Inszenierung mit der Textfassung von Sophia Al-Maria lebt von eindrucksvollen Bildern und grossartigen Schauspielern. Es ist einfach grandios, wie die utopische Möglichkeit einer gerechteren Welt mit mahnenden Tierfiguren umgesetzt wird. Alle Auftritte sind meisterlich choreografiert, vermitteln das Bild einer befreiten Tierwelt, die vorausschauend und reflektierend zur Achtsamkeit angesichts heutiger Umwerfung ermuntert.

Gefangen im Kerker des Hund Sheriff: Die Hörnchenkolonie wartet auf ihr Befreiuung.

Besondere Erwähnung verdienen einzelne schauspielerische Leistungen, vorab jene von Sebastian Rudolph als Hund Sheriff. In dickem Fell gekleidet und mit Hundegesicht verkörpert er einen wankelmütigen Sheriff, der gehorsamst die Hörnchenkolonie bis zur Erschöpfung antreibt und dann reumütig sich ins Tierkollektiv im Wald einfügt. Grossartig auch June Ellys Mach als Sphynx-Katze Brütsie mit monströser Ohrenhaube, die schnippisch und zynisch den Hund Sheriff herumkommandiert. Tosh Basco als Robin Hood mit Fuchsmaske verkörpert wenig heldenhafte Züge, dafür eher den schlauen Fuchs, der mit List die Hörnchenkolonie zu befreien weiss. Nicht minder ist die Leistung aller übrigen Darstellerinnen und Darsteller, die zu einer rundum geglückten Aufführung beitragen.

Die gelungene Insznierung soll sowohl Erwachsene als auch Kinder ab 10 Jahren begeistern. Sie bietet uns älteren Menschen die willkommene Gelegenheit, unsere Enkelkinder zu einem Theaterbesuch zu verführen. Am Premierenabend waren viele Schulkinder anwesend, die freudig und langandauernd mitklatschten.

Titelbild: Yeinou Avognon als Wüstenfuchs Miriam mit ausladenden Ohren. Fotos: Ines Manai

Weitere Spieldaten: 12., 14., 15., 22., 14., 29. April, 4., 6., 9., 14., 15., 16., 20., 22., 25. Mai

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