StartseiteMagazinGesellschaft„Madonnas Fashion“

„Madonnas Fashion“

Nicht um den Popstar Madonna geht es im Buch von Gerold Zenoni, sondern um  die Garderobe der schwarzen Madonna von Einsiedeln.

Der Autor des Buches, Bruder Gerold Zenoni, wurde 1958 in Altdorf/UR geboren, absolvierte eine Lehre als Schriftsetzer und trat 1980 ins Benediktinerkloster Einsiedeln ein. Im Rahmen seiner Tätigkeiten im Kloster amtet er seit Jahren als Garderobier der schwarzen Madonna. Ihm obliegt die Pflege der vielen kostbaren Kleider und der Kleiderwechsel, der sich nach den Zeiten des Kirchenjahres richtet.

Die Kleider sind in den liturgischen Farben Weiss für Ostern und Weihnachten,  Rot für Pfingsten und  Märtyrerfeste, Violett für Advents- und Fastenzeit, und Grün für die allgemeine Kirchenjahreszeit gehalten. Blau ist zwar keine liturgische Farbe, gilt aber als Farbe der Madonna.

Geschenkte Armreife, reich verziert.

Der Kleiderwechsel findet im Jahre zwischen fünfzehn und zwanzig Mal statt, denn es sollen nach Möglichkeit alle Kleider berücksichtigt werden. Diese sind durchwegs Geschenke von hoher Qualität, nicht nur was ihr Material und die Fertigung betrifft. Nein auch die Intentionen der Schenker zeugen von hohem Sinn, von Dankbarkeit, Verehrung und Grosszügigkeit.

In einem eigenen Kapitel beschreibt Bruder Gerold, wie sorgfältig der Kleiderwechsel vor sich geht. Wie er ein Gerüst besteigt, um auf Augenhöhe mit der Madonna zu sein. Und wie ein Mitbruder durch Zureichen der einzelnen Stücke als Helfer amtet. Nicht nur Kleider trägt die Madonna. Wertvoller Schmuck, auch dieser gestiftet, vervollständigt die stille Pracht.

Hochwohlgeborene Herrschaften und einfach Gläubige

Das Herzstück dieses eindrücklichen, ungewöhnlichen Buches bilden die Abbildungen der vielen von Inge Zinsli sorgfältig fotografierten Kleider und Schmuckstücke der Madonna. Immer versehen mit der Jahreszahl des Entstehens, mit einer Beschreibung des verwendeten Materials, der Art der Herstellung und dem Hinweis auf die Stifterinnen und Stifter. Das sind meist hochwohlgeborene Herrschaften. Aber es finden sich auch ganz einfache Gläubige darunter, die ihren Dank für eine positive Wendung ihres Schicksals durch die Schenkung eines edeln Kleides ausdrücken.

Utara: Svarovski-Bordüre, hergestellt in Mumbai (Indien) und gestiftet von einem indischen Hindu. (Fotos aus dem Buch «Madonnas Fashion»)

Begleitet werden die Bilder von einer reichen Sammlung von Texten zur Madonna, zum Kloster Einsiedeln. Bruder Gerold hat diese in aufwändiger, bewundernswürdiger Recherchierarbeit zusammengetragen. Der Besuch der französischen Königin Hortense mit ihrem Sohn Napoleon III findet seinen Platz. Auch der amerikanische Verfasser des „Lederstrumpf“, James Fenimore Cooper ist mit einem Text über Einsiedeln vertreten. Die Literaturnobelpreisträger Verner von Heidenstam und Carl Spitteler erscheinen im Buch genau so wie Meinrad Lienert oder Thomas Hürlimann. Eingeleitet wird das Buch durch ein sehr einfühlsames Vorwort von Eveline Hasler.

Und warum ist die Madonna von Einsiedeln schwarz? Auch diese Frage scheint in verschiedenen Beiträgen im Buch auf und vielfältig sind die Erklärungsversuche. Eine Spur geht zurück bis ins Hohelied des Alten Testaments (1,5):„Schön bin ich und schwarz“. Absolut spannend im Zusammenhang mit der Farbgebung ist die im Buch enthaltene Schilderung des Joann Adam Fuetscher aus Voralberg von 1799 (S. 12 ff). Er hatte den Auftrag, das zur Franzosenzeit „geflüchtete und glücklich gerettete Gnadenbild der allerseligsten göttlichen Mutter wegen erlittener Beschädigungen zu beaugenscheinigen, und, wo es nötig, auszubessern“. Beim Lesen kann auch der Laie nachvollziehen, in welchem Zustand der Fachmann die Statue damals vorfand, was er zur Ausbesserung vornahm und wie sich das mit der schwarzen Farbe verhielt. Aber verraten sei hier nichts!

Zeitloses Bild der schwarzen Madonna

Gerold Zenoni hat es verstanden, ein zeitloses Bild der schwarzen Madonna zu beschreiben. Und gleichzeitig aufzuzeigen, wie das Gnadenbild von den Pilgerinnen und Pilgern immer mit den Augen ihrer Zeit gesehen wurde. Wem die schwarze Madonna lieb ist, erlebt durch die Lektüre eine Erweiterung seiner Sicht und Gefühle, reiht sich gleichsam ein in den nicht versiegenden Strom von Menschen, die in Einsiedeln Zuflucht suchen, Hilfe gefunden haben.

Aber auch jene, die sich einfach einmal damit befassen wollen, was es denn mit dieser Kraftquelle im Hochtal von Einsiedeln auf sich hat, werden das Buch am Schluss nicht ohne Staunen aus der Hand legen. Etwas Unzerstörbares spielt sich hier ab, das nicht einfach so erklärt werden kann. Aber auch nicht erklärt werden muss!

Vielfältig und bunt sind die Pilgerströme, die sich im Verlaufe der Jahrhunderte aus allen Himmelsrichtungen auf den Weg zur Gnadenkappelle machten und auch heute noch machen. Auch ihnen allen scheint mir dieses wunderbare Buch gewidmet zu sein. Für die künstlerische Beratung zeichnet  Michaela K.E. von Prondzynski.

Bruder Gerold Zenoni OSB : Die „spirituelle Modeschau“ zum Einsiedler Gnadenbild – Madonnas Fashion.

Copyright Kloster Einsiedeln 2015, ISBN 978 – 3 – 9524034-3-3

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