StartseiteMagazinGesellschaftVom Tastaturenklau und von Jägers Fehlschüssen

Vom Tastaturenklau und von Jägers Fehlschüssen

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Seit mehr als einem halben Jahrhundert schreibt Peter Steiger für Zeitungen. Von den Niederungen der Letzten Seite und den Höhen des redaktionellen Olymps schreibt er in diesem Teil der Serie.

Seniorweb heisst dieses Portal. Das bedeutet, dass viele Leserinnen und Leser wissen, wie es damals war, als sich die Elektronik in unser Leben schlich und immer mehr Raum einnahm – längst noch nicht so viel wie heute. Umständlich war es, wackelig und kompliziert.

Und nervig. Zum Beispiel die Sache mit den Tastaturen. Jahrelang mussten wir in den Neunzigern mit Dingern arbeiten, die extrem störanfällig waren. Das „e“ als häufigster Buchstabe klemmte bald. Wer ein intaktes Teil hatte, schloss es ein. Derart misstrauisch waren wir, weil einzelne Mitarbeiter ihre kranken Arbeitsgeräte gegen vermeintlich gesunde austauschten.

Einer dieser  Übeltäter war Fred. Wir beschlossen, ihm eins auszuwischen. Über Mittag sperrten wir alle Tastaturen bis auf eine weg und ahnten, dass Fred sich das verlockende Ding aneignen würde. Das tat er. Erst im Produktionsstress merkte er, dass er ein Gerät mit mehreren von uns blockierten Buchstaben stibitzt hatte. Seine Flüche und sein peinlicher Gang zu den Supportern amüsierten uns sehr.

Ganze Seiten zusammenfügen, das war noch nicht möglich. Der Satz kam in Spalten aus Papier aus dem Belichtungsungetüm. Junge Aushilfsleute, Studentinnen meist, beschnitten diese Fahnen. Wir Journalisten versuchten mit verschiedenen Methoden die jungen Frauen zu beeindrucken. Hin und wieder mit Erfolg.

Die Leiden der Schreibknechte

Die Metteure montierten die Zeitungsseiten. Ihre Chefs waren dafür verantwortlich, dass die Journalisten die Termine einhielten. Einer dieser Vorgesetzten war ein überaus scharfer Hund. Herr Jäger, so hiess der Minutenfuchser mit geändertem Namen, arbeitete stets in tipptopper Schale, weissem Hemd und Krawatte. Wir Journalisten, Schreibknechte, fürchteten uns vor seinen Strafen: Rapporte hinauf zur Chefredaktion.

War die Not besonders gross, konnten wir Jägers Schüsse abwehren. In unbewachten Momenten machten wir ein Häkchen auf seiner Ablieferungsliste und schmuggelten den verspäteten Text an ihm vorbei in die Setzerei. Zu peinlichen, aber ergebnislosen Ermittlungen kam es, als deswegen der Drucktermin und damit die Lieferung in die entlegenen Gebiete nicht mehr eingehalten werden konnten. „Wir bedauern die technische Störung“ stand in der übernächsten Ausgabe.

Redaktionen haben flache Hierarchien. „Du, Chefredaktor, das finde ich keine gute Idee“, argumentiert selbst die eben angelernte Praktikantin. Informell gibt es jedoch Abstufungen, Image-Klassifizierungen. Zuunterst auf der Rang- und Hackordnung arbeiten die Kollegen, die den Veranstaltungsteil betreuen. Eine Stufe höher sind die Leute von der Letzten, der Seite mit dem Vermischten. Oft betreuen sie auch das Wetter und mussten früher die von der Agentur gelieferten Symbole reinhängen. Wie unsere Abbildung zeigt, waren das in der digitalen Steinzeit recht anspruchslose Bildchen.

Redaktionelle Teppichetage

Wiederum ein Treppchen dem Himmel näher sind die Sportler und etwa auf gleichem Niveau die Regionaljournalistinnen und -journalisten, zuständig für Hintertupfligen und Vorderkrächenwil. In noch lichteren Gefilden bewegen sich  jene, die über die Stadt berichten. Ihnen gleichgestellt werkeln die Kantonsleute. Ganz oben, in der redaktionellen Teppichetage, sind Wirtschaft, Politik und Kultur. Wer genau hinguckt, kann sie unterscheiden: Die Kollegen von der Wirtschaft tragen gelegentlich Krawatten (Achtung CEO), die Politiker ebenfalls, aber weniger modische. Die Kulturleute schliesslich verschenken ständig Bücher, Rezensionsexemplare.

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