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Zukünftiges und Bisheriges

Das Theater an der Effingerstrasse hat ein neues Erscheinungsbild und einen neuen Künstlerischen Leiter. Was ändert sich? Was bleibt?

Am nächsten Samstag springt der Korken, und der schäumende Start der Spielzeit 2020-2021 beginnt gleich mit einer neuen Form von Theater. Unter dem Titel Start unternimmt das Zweipersonen-Ensemble Fabian Guggisberg und Tilla Rath unter der Regie von Dora Schneider eine «dramatische Stadtexpedition». Nicht im Haus, sondern irgendwo in der Stadt; zufällig und an Orten, die man tagesaktuell auf der Webseite des Theaters an der Effingerstrasse und zum Teil auch aus dem ebendort publizierten Spielplan erfährt. Autorinnen der beiden Uraufführungen sind Gornaya mit Neubeginn und Baba Lussi mit eins um eins.

Das Theater zu den Menschen tragen, das ist die Absicht des Künstlerischen Leiters Alexander Kratzer. Das geschieht in der Stadt Bern mit dem Start-Projekt, in der weiteren Umgebung des Kantons mit dem Projekt Gasthausstück. Gespielt wird da Die Panne von Friedrich Dürrenmatt. Premiere ist an Dürrenmatts 100. Geburtstag, am 5. Januar in Konolfingen, seinem Geburtsort. Theater wird so in Säle getragen, wo früher häufiger das Dorf- und Vereinstheater wirkte, in verschiedene Gasthäuser des Kantons, bis am 27. März 2021.

Die Menschen ins Theater bringen, nicht nur in den Zuschauerraum durch die vermutlich auch werbewirksamen Projekte «Start» und «Gasthaustheater», das ist auch ein Ziel dieser Neuerungen am Theater an der Effingerstrasse. Zusätzlich sollen nämlich auch Menschen wie Du und Ich den Weg auf die Bühne finden, mobilisiert werden für ein Thema, das zu einem Theatererlebnis werden kann. Das Projekt nennt sich Bürger*innen-Bühne. Die Idee führt zu einer Art «Stück theatrale(r) Demokratie», wie im Spielzeitheft zu lesen ist. Thema ist fürs erste Schwarzenbach. «Was bedeutete Überfremdung damals, wie begegnen wir dem Begriff heute?» (a.a.O.) Theaterbegeisterte Amateure, betroffene oder unbeteiligte Frauen und Männer, an Mitdenken, Mitwirken, Mitentwickeln Interessierte, sie entwickeln mit Regisseur und Mentor Stefan Meier einen Theaterabend, der zur Uraufführung gelangen wird. Informationsabende für Interessierte finden am 25. September und am 19. Oktober 2020 auf der Probebühne statt; Anmeldungen nimmt Christiane Wagner entgegen (christiane.wagner@theatereffinger).

Nicht ganz neu ist das Projekt Schreibstoff. Unter jungen, noch nicht etablierten Autorinnen und Autoren sollen nun schon zum zweiten Mal drei Schreibtalente gefördert werden, die aus einer Idee oder ersten Texten ein relevantes Jugendstück realisieren wollen. Mentorin des Projekts ist die Autorin Gornaya. Neu ist, dass am 29. Mai 2021 ab 20 Uhr die drei Stücke in szenischer Lesung vorgestellt werden. Eine Fachjury und das Publikum ermitteln dann gemeinsam das Siegerstück. Zum Mitreden hat das Publikum auch an drei Matineen (22. November 2020, 28. Februar und 14. März 2021) Gelegenheit. Geladene Gäste diskutieren unter sich und mit dem Publikum unter dem Titel Zeitzeug*innen erzählen. Dabei geht es um die Themen Überfremdung (Schwarzenbach-Initiative – und heute?), Selbstbestimmtes Sterben und Fragen im Kontext des Frauentags.

Zwei der Matineen stehen im Zusammenhang mit Kernstücken des gesamten Spielplans, mit dem Projekt Schwarzenbach und der Schweizer Erstaufführung Gott von Ferdinand von Schirach (Februar 2021). Die erste Premiere auf der Bühne im Theater (24. September) darf auch als eher neuartiges Experiment bezeichnet werden: Shakespeares Alterskomödie voller Zauber und rätselhaften Anspielungen wird in der Übersetzung und Fassung von Joachim Lux (geb. 1957, zur Zeit Intendant des Thalia Theaters Hamburg) unter Alexander Kratzers Regie als Dreipersonen-Stück aufgeführt. Nun gibt es Leute unserer Generation, denen Theaterexperimente vor allem mit Klassikern nicht nur Begeisterung wecken, jedoch, nach Ludwig Hasler einstehend «für ein Alter, das noch was vorhat», freut man sich, optimistisch und offen einfach hinzugehen und anzuschauen, was das Leben – und das Theater! – einem auch heute noch zu bieten vermag.

Alexander Kratzers konzeptionelles Ziel ist es durchaus, eine Vielfalt des Thematischen, von Darstellerinnen und Schauspielern, von Frauen und Männern, die inszenieren und die Ausstattung besorgen, zu bieten. Der Jubilar Friedrich Dürrenmatt fehlt auch auf der Bühne an der Effingerstrasse nicht, Markus Keller erarbeitet eine Bühnenfassung des Kriminalromans Der Richter und sein Henker (Premiere 27. März 2021). Es lohnt sich, das Spielzeitheft 20/21 auch online anzuschauen. Man wird entdecken, wie vielfältig mit Aktualitäten, mit irrenden und aufrichtigen Gefühlen, mit Verwicklungen und Sehnsüchten gespielt wird; in der Stadt, in Gasthäusern, auf der Bühne – getreu dem Wort der Gräfin in der letzten Oper von Richard Strauss, Capriccio (Text Clemens Krauss): «…Nicht Trug! … Wie in einem Zauberspiegel sehen wir uns selbst. Theater ist das erhabene Sinnbild des Lebens!»

www.theatereffinger.ch
Saisonheft 20/21

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