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Das Ende der Maag-Hallen

Nun ist es definitiv. Die Profit-Maximierung hat obsiegt, die beiden provisorischen Kulturtempel werden geschleift und müssen Neubauten weichen. Ein Abgesang auf eine verpasste Chance.

Der Besitzerin des Areals, der Swiss Prime Site AG, kann man keinen Vorwurf machen. Rendite ist ihr Geschäft, und sie hätte zur Integrierung zumindest der Tonhalle Maag in ihr Neubauprojekt Hand geboten, wenn eine private Trägerschaft eine Defizitgarantie für den Konzertsaal übernommen hätte. Es ist schon ein Armutszeugnis für die Zürcher Finanzmetropole, dass sich keine Bank, kein Industriezweig und auch keine private Trägerschaft erweichen liess, eine zweite Spielstätte mit ihrer hochgelobten Akustik zu erhalten.

 Industrie-Ambiente im Foyer der Tonhalle Maag / Fotos © Hannes Henzi

Das Zürcher Kammerorchester, Gastauftritte mit Tournee-Charakter, Jazz- und Rockgruppen, denen das Hallenstadion zu gross ist und die Intimität der Maag-Kulisse behagt hätte, auch Generalversammlungen und Liebhaber-Veranstaltungen in dieser Grössenordnung wären willkommen gewesen, Zürich-West zur kunterbunten Ausgehmeile zu verhelfen, zu der sich Musicals wie der Kassenschlager „Ewigi Liebi“ mit Charme gesellten. Leider bekam auch die Stadt kalte Füsse, und so ist es verständlich, dass sich die Tonhallegesellschaft nicht auf dieses Risiko einlassen konnte.

Blenden wir zurück: Die Totalsanierung des Zürcher Kongresshauses und der Tonhalle bedingte eine Interims-Spielstätte, die dann immerhin auch 10 Mio. verschlang, sich aber mehr als ausbezahlt hätte, wenn die Rufe nach deren Erhaltung, notabene von führenden Dirigenten und Solisten, auch des neuen Tonhalle-Direktors, Paavo Järvi, erhört worden wären.

Neuüberbauung «Maaglive» der Berliner Architekten Sauerbruch Hutton / © SPS

René Zahnd, CEO von Swiss Prime Site (SPS), präsentierte nun mit dem Studienauftrag „Maaglive“ das Siegerprojekt der Berliner Architekten Sauerbruch Hutton, das ein Hochhaus und ein Nebengebäude vorsieht, indem aber offenbar auch etwas Kultur gepflegt werden soll. Wenn die Tonhalle also diesen Frühsommer ihre Zelte im Maag-Areal abbricht, um ins prachtvoll aufgefrischte Juwel am See zu zügeln, dann wird die Maag Music & Arts AG den Konzertsaal noch für zwei Jahre mit Licht-Installationen füllen, bevor die polyvalente Kunstepisode an diesem Ort in die Geschichtsbücher eingeht. 2025 soll die Neuüberbauung bereits bezugsbereit sein.

Ob der Bundesrat den Kulturinstituten bis zur Sommerpause noch ein paar Wochen Spielbetrieb gewähren wird, damit sich auch das Tonhalleorchester, ihr charismatischer Musikzauberer und die treuen Musikliebhaber von der ins Herz geschlossenen Holzbox verabschieden können, bleibt wie so vieles unwägbar, aber die Hoffnung stirbt nicht zuletzt, sondern gar nie.  

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1 Kommentar

  1. es ist schon ein Armutszeugnis für Zürich, dass man die sog. MAAG halle einfach so abreisst, sie hat eine hervorragende Akustik und viel Geld gekostet, dafür eine neue Halle wieder am alten Ort neu aufbaut. Ich finde es weggeworfenes Geld und bin echt sauer

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