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Wie uns das Alter(n) verändert

In seinem neuen Mundartbüchlein «So alt wie hütt bin i no nie gsi» erzählt der Berner Walter Däpp über hundert ernste, heitere und poetische Kurzgeschichten für Ältere, die auch mal jünger waren, und für Jüngere, die auch mal älter werden: Beobachtungen, Begegnungen, Erinnerungen, Erfahrungen und Gedanken.

Auf sinnige, witzige und poetische Art versucht der Journalist und Mundartautor, die «Jahrringe des Lebens» als natürliche Charakterlinien zu sehen und alle «Falte, Furche u Runzele» – im Gesicht und anderswo – nicht nur stirnrunzelnd, sondern auch augenzwinkernd zur Kenntnis zu nehmen. Mit freundlicher Genehmigung des Verlags publizieren wir an dieser Stelle eine weitere Geschichte in Ton und Text.

Das Audio der zweiten Geschichte «Wie uns das Alter(n) verändert»: Es liest der Autor.

Es stimmi nid, dass er blyb stah, het er gseit. Dass er sech nid veränderi u nid bewegi. Är gäb zwar zue, dass es ihm gäng dert am wöhlschten isch, won er grad isch. Nüüt syg bequemer, als passiv z sy. Sech la z gah. Veränderige eifach la z gscheh u z gloube, das göng eim nüüt aa.

Walter Däpp, Journalist und Buchautor.

Aber verändere tüeg er sech ja trotzdäm, het er gseit. Ständig. Im Chlyne u im Grosse. Itz sygs scho grad nümm so wi vori. U we me merki, dass scho wider e Sekunde vergangen isch, syge scho wider zwo wyteri düre. U scho drei. Und so wyter. D Zyt blyb nie stah, die göng gäng vorwärts. So tüeg me sech äbe verändere. Ohni s z merke. Ersch nach emne Zytli wärd eim klar, dass me wider e Läbesabschnitt a sech het la verby gah.

Das söu sech itz de aber ändere. Är wöu bewusster wahrnäh, was sech veränderet – u gseh, was geit. Är wöu d Sekunde, d Minute, d Stunde, d Tage u d Jahr nümm so passiv a sech la verby zie. Wöu gspüre, win er elter wird, u nid ersch im ne Jahr oder am nächschte runde Geburtstag merke, dass er wider e Ggump het gmacht. Är wöu probiere, sech Nöierige nid z widersetze, sech o säuber wider z fordere. Körperlech u geischtig. Är göng itz i ds Altersturne. Bi Pro Senectute mach er e Computerkurs. U är heig im Sinn, es Jass- u nes Literaturgrüppli z gründe. So heig er de ds Gfüel, o no chönne mitzrede u öppis z bewege.

«Itz machen i de ändlech o das», het er gseit, «won i gäng gwüsst ha, dass is hätt söue, aber s gäng nume ha wöue.»

Walter Däpp, «So alt wie hütt bin i no nie gsi», Zytglogge-Verlag, 2021, ISBN 978-3-7296-5063-3, Zytglogge-Verlag

Titelfoto: Pixabay

Die dritte Geschichte aus Walter Däpps Büchlein publizieren wir auf www.seniorweb.ch im Februar.

LINK:

Däpps erste Geschichte: Wann ist man alt?

 

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