StartseiteMagazinLebensartMarkuslöwe und Doppeladler

Markuslöwe und Doppeladler

Die italienische Region Friaul-Julisch Venetien, eine multikulturelle Kulturlandschaft, ist bei uns eher wenig bekannt. Venedig und die k.u. k. Doppelmonarchie Österreich-Ungarn wechselten sich seit dem Hochmittelalter in der Herrschaft ab. Diesen Spuren reisen wir nach.

Friaul-Julisch Venetien grenzt an die Nachbarn Slowenien und Österreich. Im Norden begrenzen die Alpen die Region, im Süden liegt die Adria mit der Hafenstadt Triest. Eindrucksvoll ist die aus kargen Felsen geformte Karsthochebene, spektakulär die Aussicht auf die Karnischen und Julischen Alpen. Der Vielfalt der Landschaft entspricht auch ein umfangreiches Kulturerbe, das von unterschiedlichen Völkern mitgestaltet wurde. Heute existieren die Traditionen friedlich miteinander.

Friaul, nahe an der Grenze zu Slowenien – bekannt als Weinregion mit weissen Spitzenweinen.

Julisch Venetien umfasst historisch den Küstenstreifen um Triest und die Halbinsel von Istrien. Die Region gehörte zur Grafschaft Görz, kam 1420 unter das Regime von Venedig und blieb nach dem Verdikt Napoleons bis 1918 habsburgisch. Die Reichsstadt Triest hingegen hatte, um eine Annexion durch Venedig zu verhindern, sich samt ihrem Landbesitz 1382 den Habsburgern unterstellt. Zwischen den beiden Teilregionen herrscht noch heute ein ausgeprägter Dualismus, der auf kulturellen Gegensätzen und Mentalitätsunterschieden beruht. In einem Bilderbogen seien hier Städte aufgeführt, in welchen diese Spuren erlebbar werden.

Karstküste vor Triest vom Schloss Duino aus gesehen

Für das Friaul war die venezianische Zeit eine Epoche des Niedergangs gegenüber der mittelalterlichen Blütezeit, da die Serenissima kaum innovatives Interesse an der Region zeigte. Nach dem österreichischen Intermezzo (1813 – 1866) gehörte das Friaul zum Königreich Italien, ausgenommen Triest und das Kanaltal, das bis 1918 habsburgisch war.

Der Dokumentarfilm wurde vom Pressamt der Autonomen Region Friaul Julisch Venetien in Zusammenarbeit mit italienischen und ausländischen Museen hergestellt,

Unter Napoleon und vor allem während des 1. Weltkrieges litten viele Gebiete unter dem blutigen Krieg zwischen Italien und der österreichisch-ungarischen Vielvölkermonarchie. Bekannt sind die verlustreichen Schlachten an den Flüssen Isonzo und Tagliamento. Mein Literaturtipp: Ernest Hemingway In einem anderen Land. Heute versteht sich der Raum Alpe Adria als Friedensregion dreier Kulturen.

Am Isonzo, einem der beiden Hauptflüsse des Friaul, wurden zwischen 1915 und 1918 zwölf Schlachten geschlagen – mit einer Million Opfern.

Udine ist mit knapp 100.000 Einwohnern die wichtigste Stadt in Friaul. Sie besitzt eine schöne Altstadt mit venezianischen Plätzen und prachtvollen Palästen. Von der Piazza Libertà bis zur arkadengesäumten Piazza Matteotti erscheint sie mit ihren bemalten Fassaden wie ein Open-Air-Salon. Auf einem Hügel erhebt sich das Schloss, von wo aus man eine schöne Aussicht über die Stadt bis zum Bergkranz der karnischen Alpen hat.

Die venezianische Loggia di Lionello ist die gute Stube des Stadtpalastes in Udine

Gorizia am Isonzo war seit dem Spätmittelalter Besitz der Grafen von Görz und später der Habsburger. Die Stadt war von alters her dreisprachig: italienisch, slowenisch und deutsch. Nach dem Ersten Weltkrieg kam sie zu Italien, nach dem Zweiten Weltkrieg besetzten jugoslawische Partisanen die Stadt. Sie wurde 1947 geteilt. Der Osten kam zu Jugoslawien und hieß fortan Gorica, der Westen blieb bei Italien. Erst 2004, als Slowenien der EU beitrat, konnte man wieder ohne Pass von einem Stadtteil in den anderen wechseln.

Hauptsehenswürdigkeit ist der ummauerte Burgberg von Gorizia/Gorica/Görz

Palmanova wurde Ende des 16. Jahrhundert als Retortenstadt angelegt. Ihre Straßen sind breit und regelmäßig, sodass die Soldaten vom Exerzierplatz möglichst schnell zur Stadtmauer gelangten. Die hohen Bastionen und Schanzen, welche die Stadt von aussen verdecken, die drei großen Stadttore und der gähnend leere Hauptplatz sind bis heute erhalten. Eigenartig: eine Stadt als riesiges Bollwerk – mitten in der Ebene.

Palmanova – eine fast menschenleere Stadt mit sternförmigem Grundriss.

Spilimbergo, hoch über dem kilometerbreiten Flussbett des Tagliamento gelegen, kontrollierte die Kaufmannswege über die Alpen nach Mitteleuropa und wurde zu einem Handelszentrum. Das Schloss der Spengenberger, einem bairischen Adelsgeschlecht, gab der Stadt den Namen. Sie stand von 1278 bis 1509 unter habsburgischer Herrschaft. Im 17. Jahrhundert entwickelte sich das Mosaikfußboden-Handwerk. Fußbodenleger aus Spilimbergo verdienten sich ihr Geld auf den Baustellen von Venedig und an den Fürstenhöfen halb Europas.

Il Castello di Spilimbergo mit seiner freskengeschmückten Fassade. Daher sein Beiname „Palazzo dipinto“ (bemalter Palast). Die Fresken stellen die Freuden des Adels und die Tugenden der Lehensherren dar.

Triest: das Rathaus ist einer von vielen repräsentativen Palästen rund um die Piazza dell’Unità d’Italia.

Triest, die Stadt am gleichnamigen Golf, gehörte vom Mittelalter bis zum Ende des 1. Weltkriegs zu Habsburg. Als eine der wenigen Hafenstädte, über die das k.u.k. Regime verfügte, erlangte sie überregionalen wirtschaftlichen und auch kulturellen Einfluss. Nach 1918 verlor die Stadt zunehmend an Bedeutung und geriet in eine Randlage. Noch heute ist das Stadtbild durch eine eigentümliche austro-venezianische Mischung bestimmt, die sich beispielhaft in den neoklassischen Fassaden spiegelt.

Eine der bedeutendsten internationalen Veranstaltungen ist die Barcolana – die größte Segelregatta der Welt. Seit 1969 findet sie jährlich am zweiten Sonntag im Oktober im Golf von Triest statt. Um die 2000 Segeljachten und um 20’000 Skipperinnen und Skipper nehmen daran teil.

Während der Barcolana verwandelt sich Triest in die Welthauptstadt des Segelsports. Veranstaltungen, Konzerte und Events begleiten die Rennen.

In der Bucht von Triest befindet sich weithin sichtbar auf einem Karstfelsen das Schloss von Duino. Es wurde bekannt durch den Aufenthalt von Rainer Maria Rilke. Er war 1912 Gast der Gräfin Marie von Thurn und Taxis-Hohenlohe und begann hier mit der Niederschrift seiner Duineser Elegien. Das Schloss war Treffpunkt von Literaten und Musiker jener Zeit. Die Liste seiner Besucher liest sich wie das Who-is-Who vergangener Zeiten. Ein Besuch ist sehr empfohlen und zu verbinden mit einer Wanderung auf dem Rilke-Weg hoch über der Felsküste.

Schloss Duino mit dem Blick in den Golf von Triest.

Zum Abschluss eine kulturhistorische Anmerkung zum Markuslöwen, dem bekannten geflügelten Löwen mit Buch und erhobener Pranke. Das Buch kann offen oder geschlossen sein. Wenn geschlossen, bedeutet das, es waren damals Spannungen und die jeweilige Stadt zahlte der Serenissima keine Steuern, da man das Verhältnis nicht noch strapazieren wollte. Wenn offen, herrschte Friede. Steuern waren selbstverständlich zu bezahlen.

Markuslöwe mit offenem Buch in Bassano del Grappa, Provinz Vicenza, Venetien

Titelbild: Udine, der Uhrturm auf der Piazza Libertà
Fotos:  © Justin Koller

Hier finden Sie die beiden bereits erschienenen Reiseberichte zu Friaul Julisch-Venetien von Justin Koller: 
Kanaltal: Vier Sprachen – ein Tal
Aquileia und Cividale

 

 

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