StartseiteMagazinGesellschaftBeth Zurbuchen auf der Suche nach ihren Schweizer Wurzeln

Beth Zurbuchen auf der Suche nach ihren Schweizer Wurzeln

Die Präsidentin des «Swiss Center of North America» mit Sitz in New Glarus, Beth Zurbuchen, besucht derzeit die Schweiz. Auf ihrem Programm steht auch ein Abstecher an die Glarner Landsgemeinde. Seniorweb unterhielt sich mit der Doppelbürgerin.

Beth Zurbuchen leitet das «Swiss Center» seit 2008. In dieser Zeit erhielt die Institution den Archiv-Preis «Governor’s Award for Archival Achievement». Gewürdigt wurden damit die herausragenden Leistungen des Zentrums bei der Erhaltung historischer Unterlagen.

Das «Swiss Center» ist die grösste Schweizer Bibliothek ausserhalb unseres Landes. Beth Zurbuchen engagiert sich seit vielen Jahren für die Förderung der Schweizer Kultur und des Schweizer Kulturerbes in den USA. Vor ihrer heutigen Position arbeitete sie 23 Jahre lang als Fernsehjournalistin, unter anderem als Nachrichtenchefin und Moderatorin des TV-Senders ABC.

Das «Swiss Center» in New Glarus (USA).

Peter Schibli: Wie oft haben Sie die Schweiz schon besucht?

Beth Zurbuchen: Dies ist meine siebte Reise in das Land meiner Vorfahren.

Was ist der Grund für Ihren aktuellen Besuch?

In den beiden ersten Wochen werde ich Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Kultur treffen und für meine Institution lobbyieren.  Die dritte Woche verbringe ich in Glarus, wohin ich von Ratsschreiber Hansjürg Durst zur Landsgemeinde eingeladen wurde. New Glarus (USA) und Glarus (Schweiz) pflegen seit vielen Jahren enge Beziehungen.

Sie wurden in den USA geboren und haben die Herkunft ihrer Familien aufwändig erforscht. Woher stammen Ihre Grosseltern?

Der Auswanderungsschein von Grossvater Rudolph Wüthrich.

Mein Grossvater mütterlicherseits, Rudolf Wüthrich, wurde am 14. Februar 1902 in Trachselwald (Bern) geboren und lebte in Zollbrück. Sein Heimatort war Trub im Emmental. Er wanderte 1923 in die USA aus. Meine Grossmutter mütterlicherseits hiess Lena Eberhardt. Sie war die Tochter von Adolph und Helena Eberhardt. Adolph war 1882 von Mettlen (Thurgau) nach Green County (Wisconsin) ausgewandert. Einige Jahre später kehrte er nach Mettlen zurück, um eine Ehefrau zu suchen. Er traf Helena, zog mit ihr in die USA und heiratete sie 1893 kurz vor der Ankunft in New York.

Und Ihre Vorfahren väterlicherseits?

Auch die Eltern meines Vaters, Harold Zurbuchen, waren Schweizer Auswanderer: Mein Grossvater, Christian Zurbuchen, war im Alter von 22 Jahren von Habkern (Bern) nach Green County ausgewandert, wo er eine junge Frau aus Andeer (Graubünden) traf. Ihr Vorname: Barbara Andrea. Deren Vater war bei Strassenbauarbeiten in der Nähe von Andeer ums Leben gekommen, ihre Mutter an Krebs gestorben. In der Folge wanderte Barbaras Bruder Bert nach Green County aus, und Barbara folgte ihm, um ihrem Bruder auf der Farm zu helfen. Barbara und Christian hatten sechzehn Kinder. Der Name Zurbuchen ist in Habkern noch heute sehr verbreitet.

Sie sind amerikanische Staatsbürgerin, haben sich aber vor ein paar Jahren in der Schweiz einbürgern lassen. Weshalb?

Meine Grosseltern mussten die Schweiz wegen der Armut, also aus wirtschaftlichen Gründen, verlassen.  Als sie in der neuen Welt ankamen, besassen sie nichts. Aber sie konnten hart arbeiten. Ihre Einstellung sowie ihr Wille, etwas aus dem Leben zu machen, ist typisch für die Menschen im südlichen Teil des Bundesstaates Wisconsin. Nicht zuletzt deshalb wird Green County, in dem sehr viele Familien aus der Schweiz stammen, «Swissconsin» genannt.

 

Beth Zurbuchen zusammen mit Nachfahren von Schweizer Auswanderern anlässlich einer Gedenkfeier auf dem Friedhof von New Glarus.

Mit meiner späten Einbürgerung wollte ich meine Vorfahren ehren. Vor über hundert Jahren suchten sie ihr Glück in den USA, arbeiteten sehr hart und ermöglichten nachfolgenden Generationen ein gutes Leben im Wohlstand. Die Geschichte meiner Vorfahren und aller Auswanderer bewegt und fesselt mich, seit ich denken kann. Deshalb berate ich heute als Präsidentin des Centers täglich Amerikanerinnen und Amerikaner mit Schweizer Wurzeln und erzähle ihnen von unserer gemeinsamen Heimat. Ich gebe ihnen Tipps zur Familienforschung oder für ihre erste Reise ins Land ihrer Vorfahren. Ich bin weder eine Reiseagentin noch eine studierte Genealogin. Alles, was ich tue, habe ich am Beispiel meiner Familien autodidaktisch gelernt.

Was bedeutet Heimat für Sie?

Heimat bedeutet für mich mehr «ein Heim, eine Basis haben». Heimat ist für mich der Inbegriff für kulturelle Identität, für die Wurzeln meiner Vorfahren. Meine Heimat ist die Schweiz. Ich möchte mehr darüber wissen und meine Kontakte zu Familie und Freunden in der Schweiz stärken, um selbst Teil davon zu werden.

Was fühlen Sie für die Schweiz?

Die Schweiz-Amerikanerin vor dem «Swiss Center of North Amerika» in New Glarus. 

Ich bin mir bewusst, dass ich die Schweiz durch die rosarote Brille einer Amerikanerin wahrnehme. Aus dieser Perspektive sehe ich vor allem die grossen Chancen der Schweiz. Die aktuellen Herausforderungen, soweit ich diese überhaupt kenne, treten in den Hintergrund. Immerhin schätze ich die typischen Schweizer Werte wie direkte Demokratie, innerer Frieden sowie Freiheit. Und ich bin stolz darauf.

Wie erleben Sie die Schweizerinnen und Schweizer, im Vergleich zu den Landsleuten in den USA?

Eine gute Frage. Wenn mich Schweizerinnen und Schweizer fragen, weshalb ich mich einbürgern liess, dann antworte ich: Nicht wegen dem Wohlstand. In den USA habe ich alles, was ich zum Leben brauche, aber Wisconsin ist nicht Heimat für mich, dort habe ich keine emotionalen Wurzeln.

Hat der Fall Credit Suisse in den US-Medien für Schlagzeilen gesorgt?

Die US-Medien sind traditionell sehr stark auf innenpolitische Fragen konzentriert. Da es gleichzeitig mit den bundesrätlichen Entscheidungen zur Credit Suisse auch in den USA mehrere Bankenskandale sowie Konkurse gab, hat man den Fall der Credit Suisse nicht im Detail wahrgenommen. Immer haben grosse US-Zeitungen wie das Wallstreet Journal, die New York Times und die Washington Post über den Absturz der CS berichtet.

Was sind die Aufgaben und Ziele des «Swiss Center», den Sie leiten?

Wir wollen verhindern, dass die durch Einwanderer ins Land gebrachte Schweizer Kultur verschwindet. Aufgabe des Centers ist es, das kulturelle Erbe der Schweiz zu bewahren sowie zu feiern und die Beziehungen zwischen den Schweizern und Amerikanern zu stärken. In unserer Bibliothek, die eigentlich ein Archiv ist, pflegen und erhalten wir wertvolle Dokumente, Gegenstände und Erinnerungen, die von  Auswanderern in die USA gebracht wurden.

Vor Ihrer aktuellen Position waren Sie Journalistin. Erzählen Sie uns darüber.

Beth Zurbuchen (rechts) zusammen mit ABC-Moderator Peter Jennings.

Ich besitze einen Universitätsabschluss in Journalismus. Nach dem Studium habe ich bei verschiedenen Fernsehstationen in Wisconsin als Reporterin, Redaktorin, Moderatorin gearbeitet. Zuletzt leitete ich 13 Jahre lang den Newsroom der TV-Kette ABC in Madison, Wisconsin.  Besonders schöne Erinnerungen habe ich an die Co-Moderation von Sendungen zusammen mit dem Starmoderator Peter Jennings.

Sie sind verheiratet. Was machen Ihre erwachsenen Töchter beruflich?

v.l.n.r. Mutter Beth mit Tochter Emma und Tochter Molly.

Emma Zurbuchen Hill lebt und arbeitet in Kanada, wo sie an der University of Regina im Department Fortbildung angestellt ist. Meine jüngere Tochter, Molly Zurbuchen Hill, hat in Chicago studiert und ist kürzlich nach Mesa, Arizona, umgezogen. Dort arbeitet sie am «Hale Theatre» als Kostüm-Designerin.

Titelbild: Die Doppelbürgerin Beth Zurbuchen anlässlich ihrer Ankunft am Flughafen Zürich. Alle Fotos privat.

Links:

«Swiss Center of North America»

Glarner Landsgemeinde 2023

Seniorweb-Artikel über das Auswandermuseum in Kaltbrunn (SG)

Seniorweb-Artikel über den Verkauf eines Stereoskops an das Landesmuseum durch das Swiss Center

Video über das «Swiss Center» in New Glarus:

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