Das Thema «Heiss» ist äusserst vielfältig und kann in unterschiedlichen Kontexten betrachtet werden. Die Seniorweb-Redaktion widmet ihre diesjährige Sommer-Serie diesem Thema mit recht unterschiedlichen Sichtweisen.
Dass das Thema «Heiss» weit über die blosse Temperatur hinausgeht und in vielen Bereichen des Lebens, der Wissenschaft und der Kultur eine Rolle spielt, verdeutlicht, wie facettenreich das Wort angewendet wird. Es kann verschiedene Bedeutungen und Emotionen transportieren. In Kunst und Literatur wird es meist gebraucht, um Leidenschaft, Zerstörung und Konflikte zu symbolisieren und zu verstärken.
Erinnert sei an Dante Alighieris «Die göttliche Komödie» (14. Jahrhundert), in dessen Inferno die verschiedenen Kreise der Hölle oft mit extremen Hitzequellen verbunden sind, wie der brennende Fluss Phlegethon und die feurigen Gräber der Ketzer. Oder an Ray Bradburys Roman «Fahrenheit 451» (1953), in dem es um das Verbrennen von Büchern geht, wobei die Hitze und das Feuer symbolisch für Zensur, Kontrolle und Zerstörung der Kultur steht. Gegenwärtig wird eine sehenswerte Theaterfassung des Romans im Theater Rigiblick in Zürich gespielt (siehe Beitrag «Eine Gesellschaft ohne Bücher«).
Die christliche Hölle, wie sie Dante in «Die göttliche Komödie» ausmalt, ist ein grausiger Ort. Da gibt es Feuer und Hitze aber auch ganz viele andere Foltermethoden, um die Sünderinnen und Sünder entsprechend ihren Vergehen zu quälen.
Erinnert sei auch an Tennessee Williams Theaterstück «Die Katze auf dem heissen Blechdach», in dem die Blechdachkatze als Metapher für die emotionalen Spannungen und die unerträgliche Hitze des Südens Amerikas verwendet wird, die die Konflikte und Leidenschaft der Charaktere anheizen. Und Salvador Dalis surrealistisches Werk «Die brennende Giraffe» (1937) wird als Vorahnung des spanischen Bürgerkrieges angesehen. Ein weiteres Beispiel für das Thema «Heiss» ist Edvard Munchs Gemälde «Der Schrei» (1893), das zwar das Thema nicht direkt darstellt, aber mit den dominierenden Rot- und Orangetönen ein Gefühl von Hitze, Angst und intensiver emotionaler Spannung vermittelt.
Heisse Redewendungen und Zitate
Das Thema «Heiss» findet sich auch in zahlreichen Sprichwörtern, Zitaten und Redewendungen wieder. Hier ein paar Beispiele: «Man soll das Eisen schmieden, solange es heiss ist», «Da wird einem ganz heiss und kalt», «Das ist ein heisses Eisen», «Jemandem den Kopf heiss reden», «Jemandem die Hölle heiss machen», «Eine heisse Spur verfolgen», «Ein heisses Eisen anpacken», «Heiss ersehnt», «Heisses Pflaster», «Öl ins Feuer giessen». Als leidenschaftlicher Kaffeetrinker liebe ich den Ausspruch von Charles-Maurice de Talleyrand: «Der Kaffee muss heiss wie die Hölle, schwarz wie der Teufel, rein wie ein Engel, süss wie die Liebe sein».
Auf humoristische Art umschreibt Albert Einstein die Relativität wie folgt: «Wenn man zwei Stunden mit einem netten Mädchen zusammensitzt, meint man, es wäre eine Minute. Sitzt man jedoch eine Minute auf einem heissen Ofen, meint man, es wären zwei Stunden. Das ist Relativität». Und auf die aktuelle Weltlage mit Krisen und Kriegen angesprochen, könnte man Martin Luther Kings Zitat beherzigen: «Der heisseste Ort in der Hölle ist denjenigen vorbehalten, die in Zeiten moralischer Konflikte neutral bleiben.»
Die Zitatenreihe mit dem Thema «Heiss» liesse sich endlos fortsetzen. Es scheint, dass es in fast allen Bereichen inflationär angewendet wird. Tröstlich ist da der Ausspruch des Philosophen Stefan Hölscher: «Nichts wird so heiss gelebt, wie es geschrieben wird».
Ein passendes Thema und ein spannendes Wort «heiss oder auch Hitze», das starke Emotionen auslösen kann.
Spontan fallen mir zwei US-Amerikanische Filme ein, die ich vor vielen Jahren als junges Mädchen und viel später als Wiederholungen im Fernsehen sah. Zum einen die Verfilmung des schon erwähnten Theaterstücks von Tennessee Williams von 1958 «Die Katze auf dem heissen Blechdach», mit Elizabeth Taylor in der Rolle der verführerischen Frau, die verzweifelt um die Liebe ihres schwulen Ehemannes, dargestellt von Paul Newman, ringt. Auch er kämpft mit sich und seinem Schicksal und trinkt den ganzen Film hindurch Whiskey als Seelentröster, bis es wie er sagt, in seinem Hirn klick macht.
Zum andern die Verfilmung von 1967 des Romans von John Ball «In der Hitze der Nacht», mit meinem Lieblingsschauspieler Sidney Poitier in der Rolle des schwarzen Polizisten und Rod Steiger als sein weisser Gegenspieler. Hier assoziiere ich heisse dunkle Nächte mit viel Gewalt und menschenverachtender Rassendiskriminierung in den Südstaaten von Amerika, als ein schwarzer, intelligenter Polizist noch ein Novum und vielen Anfeindungen ausgesetzt war. Auch der gleichnamige Soundtrack, gesungen von Quincy Jones und Ray Charles, habe ich noch heute im Ohr.
Ich bin gespannt, was wir in den nächsten Wochen in der Sommer-Serie noch alles über das «heisse» Thema lesen können.