Es schneit, die Sonne geht unter, ein Gewitter zieht auf – mit seinen raumgreifenden Installationen lädt Ugo Rondinone das Publikum im Luzerner Kunstmuseum ein, in seine Kunst einzutauchen.
Im Zentrum seines Schaffens steht die überwältigende Schönheit der Landschaft und die Kraft der Natur. Trotz seiner internationalen Karriere ist der in Brunnen aufgewachsene Künstler der Zentralschweiz stark verbunden.
Im Kunstmuseum hat der Blitz eingeschlagen
Der Titel der Ausstellung Cry Me a River zitiert einen Song, den von Ella Fitzgerald bis Justin Timberlake viele interpretiert haben. Mit «River» verweist Ugo Rondinone konkret auf die Reuss, die vor dem Kunstmuseum Luzern aus dem Vierwaldstättersee fliesst. Es scheint im Museum zu schneien, ein paar Fische flitzen vorbei. Ugo Rondinones Bezug zur legendären «Innerschweizer Innerlichkeit» mit ihrer Materialverliebtheit ist nicht zufällig: Der Künstler inszeniert seine kulturelle Herkunft liebevoll und mit viel Heiterkeit. Ein schönes Beispiel dafür sind seine «Stonefigures», die als übergrosse Steinmännchen die Tradition der hilfreichen Wegweiser im Gebirge fortsetzen.
Kuratorin Fanni Fetzer unter den hängenden Fischen
In asketischen Räumen fokussiert Ugo Rondinone auf Licht, Klang und Form. Die optischen Effekte der Installationen sind leicht durchschaubar und gerade in dieser Schlichtheit liegt ihre Qualität. Im Verlauf seiner internationalen Karriere hat er seinen Lebensmittelpunkt nach New York verlegt. Mit der Ausstellung kehrt er in seine Heimat zurück, um seine kulturelle Herkunft liebevoll und mit viel Heiterkeit zu zeigen.
Das Handwerk spielt in Rondinones Kunst eine wichtige Rolle. Die aufgeschichteten Steinblöcke
Der Ausstellungstitel Cry Me a River zitiert den gleichnamigen Jazzklassiker. Titelgebend führt der Song zu einer permanenten Intervention an der Fassade des KKL-Gebäudes und inspiriert zu einem melancholischen Selbstportrait im ersten Raum. Der Auftakt ist dramatisch: Blitze schlagen inmitten des Raumes ein. Angst, Unsicherheit, Erleichterung – Gewitter lösen gemischte Gefühle aus.
Ugos Selbstbildnis aus früheren Jahren
Vögel, Fische, Pferde sind allen vertraut. Ugo Rodinones Motive beziehen sich auf Luft, Wasser und Erde, sie sind einfach, unmittelbar, zugänglich. Darin liegt die Stärke seiner Werke. Primitive besteht aus 59 in Bronze gegossenen Vögeln.
Sechstermaizweitausendvierundzwanzig. Acryl auf Leinwand
Ugo Rondinones Liebe zu traditionellen Materialien wie Bronze oder Stein ist in unterschiedlichen Arbeiten zu erkennen. Als Sohn eines Steinmetzes liegt ihm das Material nahe. Einzelne Steinblöcke fügen sich aufeinandergestellt zu einer figurativen Skulptur. Die Steine sind nur grob gehauen, die Oberflächen rau erinnern sie an archaische Menschendarstellungen. Anders als bei einer Wanderung stehen die Figuren als übergrosse Steinmännchen im Raum und scheinen über das Publikum zu wachsen.
59 in Bronze gegossene Vögel stehen herum.
In thank you silence hüllt Schneefall den Raum in eine magische Atmosphäre. Der Zauber liegt hier in herunterrieselnden weissen Papierflocken. Der Künstler schafft visuell eine Brücke zwischen Kunst und dem Publikum, in dem er mit vermeintlich einfachen Materialien und Formen präzise das Wetterphänonem reinszeniert. Die von Fanni Fetzer kuratierte Ausstellung dauert bis 20. Oktober 2024
Titelbild- Schnee (Papierschnitzel) rieseln von der Decke
Fotos: Josef Ritler